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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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quäkte eine Stimme in meinem Ohr: »Haben wir rotiert?« Liz klang, als ob sie gleich ausflippen würde. »Hat das Auge rotiert?«
    Professor Smith entfernte sich und ging in Bex’ Richtung zurück, also sagte ich: »Ja.« Daraufhin zog die Frau eine Augenbraue hoch und starrte mich noch eindringlicher an.
    »Ich kann mich nicht erinnern, Sie schon einmal gesehen zu haben«, sagte sie.
    »Doch, Betty, doch«, meinte eine der anderen und tätschelte den Arm ihrer Freundin. »Das ist die kleine Jackson!«
    Deshalb bin ich das Chamäleon. Ich bin das Mädchen von nebenan (außer dass unsere Türen Sensoren aufweisen, die Fingerabdrücke abtasten, kugelsicher sind und wer weiß, was sonst noch alles).
    »Oh! Ist Ihre Großmutter schon wieder aus dem Krankenhaus?«, fragte die Zerbrechlichere der Frauen.
    Ich kannte die Jacksons zwar nicht und hatte erst recht keine Ahnung, wie es Granny ging, aber Grandma Morgan hatte mir beigebracht, dass eine chinesische Wasserfolter nichts ist im Vergleich zu einer Großmutter, die etwas wissen will. Ich sah, dass Professor Smith sich Bex näherte, aber in meinen Ohrstöpseln lachte Bex und schrie: »Jaaaa, Piraten! Haut die Bälle rein!«, als wäre sie der größte Fußballfan. Okay, unter Fußball verstand Bex etwas anderes als wir, aber Jungs bleiben Jungs,und ein geballter Haufen Testosteron in Trikots versammelte sich auf der Straße gegenüber. Ich brauchte keine Überwachungsfotos, um zu wissen, wer sich in der Mitte dieses Mobs befand.
    Die alten Frauen starrten mich durchdringend an, und ich gab von mir, was mir als Einziges einfiel: »Dr. Smith sagt, sie muss in den Süden – wo es heiß ist.« Ich schaute am Mob vorbei, der mich umringte, und hinüber zu dem, der Bex umringte, und hoffte, dass sie gehört und verstanden hatte, dass es gleich Ärger gab.
    Aber meine Hoffnung schwand, als ich sie sagen hörte: »Ich mag es, wenn es eng wird!«
    »Wie schön!«, meinte die alte Frau. »Weiß sie schon, wo?«
    Ich sah, dass Mr Smiths dunkle Jacke hinter den Säulen des Haupteingangs der Bibliothek verschwand.
    »Wissen Sie, sie ist so ein Bücherwurm«, sagte ich und hoffte, dass Liz mir zuhörte. »Sie kann es kaum erwarten, zur Bibliothek zu kommen, jetzt ist sie gleich um die Ecke von der Bibliothek«, sagte ich durch zusammengebissene Zähne, während atmosphärische Störungen und Chaos meine Ohren füllten.
    Ich hörte, wie Bex »Oh, nein!« murmelte.
    Vor mir liefen die Fußballjungs im Pulk die Straße entlang, aber Bex war nicht dabei. Soweit ich sehen konnte, war Bex nirgends und Mr Smith auch nicht.
    »Tut mir leid, aber ich muss los«, verabschiedete ich mich und lief weg. »Bücherwurm«, sagte ich, »hast du sie? Ich habe den visuellen Kontakt mit der Zielperson und dem Auge verloren. Ich wiederhole. Ich habe den visuellen Kontakt mit der Zielperson und dem …«
    Ich hatte die Bibliothek erreicht und schaute in die Richtung,wo ich Mr Smith zum letzten Mal gesehen hatte, aber ich konnte nur eine lange Reihe von gelben Straßenlaternen erkennen. Ich schlängelte mich wieder durch die Menge und umrundete den ganzen Platz, bis ich da war, wo ich angefangen hatte, auf einem unbebauten Grundstück zwischen einem Schuhladen und dem Rathaus, gleich hinter dem Tauchbecken.
    Ich hätte auf meine Umgebung besser achtgeben sollen, ich weiß, aber es war zu spät. Wir waren so nah dran gewesen, soooo nah. Ich hatte es mir selbst nicht eingestehen wollen, aber als ich die Eiswaffel verputzte, hatte ich mir tatsächlich vorgestellt, wie es wäre, wenn aus dem Mund von Mr Solomon »gut gemacht« käme.
    Und jetzt waren sie weg – alle – Mr Smith, Bex und Liz. Ich konnte nicht einfach kehrtmachen und in die Schule zurücklaufen, noch nicht. Wir waren zu nah an der Sache dran. Also nahm ich Kurs auf den Schmalzgebäck-Stand, den einzigen Ort, den Mr Smith mit Sicherheit aufsuchen würde, bevor die Nacht vorbei wäre, aber ich achtete weder auf den Weg noch darauf, ob der Hintern des stellvertretenden Polizeichefs den Sitz über dem Tauchbecken ausfüllte. Ich hörte das Scheppern eines Baseballs, der Metall traf, sah Bewegung aus dem Augenwinkel, aber kein S+V-Training der Welt hätte ausgereicht, um mir zu helfen, der Flutwelle auszuweichen, die über meinen Schultern zusammenbrach.
    Genau. Meine erste geheime Mission war gleichzeitig mein erster Miss-Wet-T   -   Shirt-Contest, und als ich zitternd dastand, wusste ich, dass dieser Einsatz wohl auch mein letzter war.

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