Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
stöhnte. »Wahrscheinlich ist er nicht da, und wenn, will er bestimmt nicht mir dir sprechen. Ich würde auch nicht mit dir reden wollen, wenn meine Schwester vor kurzem unter solchen Umständen gestorben wäre – falls ich eine Schwester hätte.«
    82

    »Vielleicht doch. Ich fahre jedenfalls hin. Manchmal ist es leichter, mit Fremden über seine Gefühle und Sorgen zu sprechen.«
    »Das ist ein Klischee, an das ich noch nie geglaubt habe.«
    »Egal, ich fahre. Ich fliege nach Boston und nehme mir dann einen Leihwagen. New Hampshire, zumindest die Gegend, wo er wohnt, ist ganz nah. Und selbst wenn ich nichts erreiche, werde ich doch das Gefühl haben, ich hätte etwas vollbracht.«
    »Ich hoffe, deine Batterie friert ein, du bleibst in einer Schnee-wehe stecken und wirst erst kurz vorm Verhungern gerettet. «
    »Tust du gar nicht. Du hoffst, ich finde ihn, weil du weißt, wie wichtig es mir ist, auch wenn es noch so irrational sein mag. «
    »Also gut, aber sei vorsichtig«, bat Reed, als sie am Wochenende zum Flughafen aufbrach.
    83

6
    Wessen Geschöpf ist er? überlegte sie hilflos.
    Wer schreibt ihm seinen Text und gibt ihm die Bühnenanweisungen?
    John le Carré, ›Die Libelle‹

    Charles Rosenbusch wohnte in einem kleinen Haus mitten in einem winzigen New-Hampshire-Dorf. Es gab eine Kirche, einen Friedhof, einen Dorfplatz und eine Handvoll andere Häuser. Kate klopfte am falschen Haus an, wo man ihr das richtige wies. Da sich auf ihr Klopfen an die Haustür nichts rührte, schlenderte Kate zur Rückseite und entdeckte ihn, jedenfalls einen Mann, der das Gebüsch am Rande der Wiese hinter dem Haus lichtete.
    »Ich möchte zu Charles Rosenbusch«, rief Kate ihm zu, nachdem er bei ihrem »Hallo« kurz hochgeblickt und sich dann wieder seinen Büschen gewidmet hatte. »Es geht um Ihre Schwester; Nellie.« Kate kam sich inzwischen ziemlich albern vor. Wie hatte sie sich nur auf diese sinnlose Exkursion einlassen können? Falls sie je einen vernünftigen Grund dafür gesehen hatte, jetzt entschwand er ihr. Wirklich, wenn sie das nächste Mal auf eine so verrückte Idee kam, würde sie auf Reed hören.
    Aber dann ließ Rosenbusch die Werkzeuge fallen, mit denen er das Unterholz traktiert hatte, und kam auf sie zu.
    »Sie kannten Nellie?«
    »Die Erinnerung an sie und ihr Tod beschäftigen mich«, wich Kate aus. »Darf ich mir einen Moment Zeit nehmen, es Ihnen zu erklären?«
    »Sie haben sie nicht gekannt.« Es war eine Feststellung.
    »Geben Sie mir zehn Minuten. Ich bleibe stehen, wo ich bin. Machen wir einen Zeitvergleich, und wenn Sie in zehn Minuten sagen, gehen Sie, dann gehe ich.«
    Er nahm sie beim Wort, blickte auf seine Uhr, und sie sah auf ih-re. Ihre Uhren abzustimmen war unnötig, zehn Minuten sind zehn Minuten. Ich habe zu viele Kriegsfilme gesehen, dachte Kate. Sie standen knapp zwei Meter voneinander entfernt, er in abwehrender Was-Sie-wollen-interessiert-mich-nicht-Haltung, aber Kate nahm die Herausforderung an.
    »Ich lehre in diesem Semester an der Schuyler Law School; ich 84

    bin Literaturprofessorin, und während meines Freisemesters halte ich dort zusammen mit Blair Whitson ein Seminar über Recht und Literatur. Blair war ein Freund von Nellie, und uns beiden ist einiges an ihrem Tod suspekt. Die Chancen, irgend etwas zu beweisen – ob es ein Unfall war oder nicht – sind sehr gering, aber wir würden gern mehr über Nellie wissen. Zum einen um unserer selbst willen, aber auch, weil sie vielleicht etwas wußte, das uns helfen könnte, die Leute, die sie quälten – und sie wurde gequält – zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn nicht wegen Mordes, dann wenigstens wegen anderer Missetaten. Sie sind die einzige Person, die uns etwas über sie erzählen könnte. Ich möchte gern wissen, ob Sie ihre Schwester in den Monaten vor ihrem Tod sahen und ob sie Ihnen etwas erzählte, das uns helfen könnte zu verstehen, was sie in ihren letzten Monaten und Tagen beschäftigte.«
    »Haben Sie mit unseren Eltern gesprochen? Wissen Sie deshalb von mir?«
    »Nein. Ich fand ein Foto von Ihnen und Nellie zwischen ihren Sachen, die immer noch in einer Abstellkammer in der Schuyler stehen, da offenbar weder Sie noch Ihre Eltern sie haben wollen.
    Blair wußte, daß Sie der Mann auf dem Foto sind. Und Ihre Adresse habe ich durch einen befreundeten Dichter in Erfahrung gebracht. «
    »Kommen Sie mit ins Haus. Wie heißen Sie übrigens?«
    »Kate Fansler.«
    »Okay, Kate. Reden wir ein Weilchen. Ich heiße

Weitere Kostenlose Bücher