Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
versöhnlich. „Es macht mir wirklich nichts aus, wenn Sie das Wort ‚Dad‘ benutzen. Sie haben darauf genauso viel Anrecht wie jedes meiner Kinder.“
Jack war gerührt. So viel Eleganz und Großmut hatte er von der Frau, der am meisten Unrecht geschehen war, nicht erwartet. Er fühlte sich davon geradezu beschämt. So sehr er seine Mutter auch liebte, ihm war schon klar, dass sie eine Ehebrecherin war – und Elizabeth das Opfer.
Jack bekam das Gefühl, er müsste nun auch Elizabeth gegenüber offen sein. „Sie beide haben Ihnen unrecht angetan, Elizabeth, und das tut mir ehrlich leid für Sie. Mein Vater hätte Sie um die Scheidung bitten müssen, bevor er sich wieder meiner Mutter angenähert hat. So hätte ein ehrenwerter Mann gehandelt.“
Elizabeths Mundwinkel zuckten, aber sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. „Ja, Sie haben recht“, bestätigte sie leise. „Das wäre ehrenwert gewesen. Aber auch ich hätte ehrenvoller handeln können. Ich hätte schon vor drei Jahren die Scheidung verlangen können – als ich sein Testament gefunden und von Ihrer Existenz erfahren habe.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und von der Existenz Ihrer Mutter. Ich glaube, Reginald und ich haben beide krampfhaft versucht, unsere Kinder zu beschützen, obwohl die das gar nicht nötig hatten.“
Cutter ergriff mitfühlend ihre Hand. „Das ist vergangen und vergessen, Lizzie. Im Nachhinein kann man es nicht mehr ändern.“
„Trotzdem hat es mir sehr wehgetan zu erfahren, dass er eine andere Frau mehr geliebt hat als mich. Und es hat auch wehgetan, dass er ihr einen Brief hinterlassen hat und mir nicht einmal ein einziges Wort der Erklärung.“
Erstaunt blickte Jack sie an. „Das war mir bei der Testamentseröffnung gar nicht aufgefallen. Sie haben keinen Brief von Dad bekommen?“
4. KAPITEL
„Nein, mein Ehemann hielt mich wohl nicht für würdig, auch einen Brief zu erhalten“, erklärte Elizabeth verletzt. „Davon abgesehen, war unser letztes Gespräch auch nicht gerade harmonisch. Alle anderen Angehörigen haben Worte der Liebe von ihm bekommen – und was mir als Erinnerung bleibt, sind Worte des Zorns. Worte, die sich nicht mehr zurücknehmen lassen.“
„Dieses letzte Gespräch – das war am Abend seines Todes? Als Sie ihm sein Abendessen ins Büro gebracht haben?“
„Ja, genau.“
In diesem Moment kam die Kellnerin mit den Bestellungen, und schlagartig schwiegen alle. Die junge Frau verteilte die Tassen und Kuchenteller und ging wieder – eher widerwillig. Offensichtlich hätte sie gerne Mäuschen gespielt.
„Mrs Kincaid, äh, Elizabeth“, nahm Jack das Gespräch wieder auf. „Bitte erzählen Sie mir ganz genau, was an diesem Abend passiert ist. Was haben Sie gesehen? Und was hat Dad zu Ihnen gesagt?“
Sie schob das Kuchenstück auf ihrem Teller hin und her, aß aber nichts. „Ich habe immer und immer wieder darüber nachgedacht, die Szene in Gedanken immer und immer wieder nachgespielt. Also, ich bin aus dem Fahrstuhl gestiegen und zu seinem Büro gegangen. Dann habe ich an die Tür geklopft und gewartet, bis er mich hereinbittet.“
„Sie als seine Ehefrau mussten anklopfen?“
„Er mochte es überhaupt nicht, wenn er bei einem Telefonat gestört wird, und ich hatte den Eindruck, dass er gerade telefonierte. Na ja, auf jeden Fall hat es eine ganze Weile gedauert, bis er mich endlich hereinrief.“
„Hat er immer noch telefoniert, als Sie eintraten?“
„Nein. Wer weiß, vielleicht hatte er ja gerade mit Ihrer Mutter gesprochen. Na ja, auf jeden Fall hatte ich in einer großen Tüte sein Abendessen dabei – seine Lieblingsspeise, Roastbeef mit Kartoffeln. Am Vorabend hatten wir uns gestritten, weil er in letzter Zeit so gereizt war.“
„Hat er Ihnen erklärt, warum er so gereizt war?“, unterbrach Jack sie.
Elizabeth schüttelte den Kopf. „Nein, nur sehr vage. Er meinte, es wäre ein Problem aufgetaucht – wieder aufgetaucht –, das er schon vor langer Zeit hätte lösen müssen.“
„Was ist passiert, nachdem Sie das Büro betreten hatten?“
„Ich habe Reginald etwas ganz Harmloses gefragt, was die Geschäfte machen oder so. Da hat er mich angefahren, er habe keine Zeit für dummes Geschwätz und ich solle gefälligst nach Hause gehen.“ Tränen traten Elizabeth in die Augen. „Er wollte nicht mal das Essen annehmen, das ich ihm mitgebracht hatte. Ich habe es hinterher weggeworfen.“
„Das hat er bestimmt nicht so gemeint“, sagte Nikki
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