Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
hat?“
Charles schüttelte den Kopf. „Nein“, antwortete er einsilbig. Ganz offensichtlich ärgerte es ihn, dass Jack etwas herausgefunden hatte, was er noch nicht wusste. „Aber ich denke mal, sie hat sich geirrt, und er hat gar nicht telefoniert. Ich habe sowohl seinen Anschluss im Büro als auch sein Handy überprüft. Demnach hat er nur einen Anruf getätigt, und zwar eine ganze Zeit bevor Mrs Kincaid überhaupt eintraf. Es war eine Verabredung mit einem Golfpartner.“
„Aber wenn sie durch die geschlossene Tür seine Stimme gehört hat, mit wem hat er dann gesprochen?“, hakte Nikki nach.
Charles zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er Selbstgespräche geführt. Gibt ja Leute, die so was tun.“
„Oder …“ Jack kratzte sich am Kinn. „Mir kommt da so ein Gedanke. Könnte es nicht sein, dass der Mörder bereits im Büro meines Vaters war, als Elizabeth eingetroffen ist?“
„Jack, darauf wäre ich nie gekommen“, sagte Nikki bewundernd. „Tatsächlich, so könnte es gewesen sein. Das würde so einiges erklären.“
Überrascht sah der Detective Jack an. „Würden Sie mir verraten, wie Ihnen dieser Gedanke gekommen ist?“, wollte er wissen. Er schien nicht viel davon zu halten.
„Elizabeth hat uns erzählt, dass mein Dad ungewöhnlich kurz angebunden war und sie mehr oder weniger aus dem Büro geworfen hat.“
„Ja, das hat sie auch mir gegenüber ausgesagt. Und was schließen Sie daraus?“
„Dieses Verhalten passt nicht zu meinem Vater. Er hat Frauen immer äußerst respektvoll behandelt. Obwohl er mit meiner Mutter ein Verhältnis hatte, hat er seine Frau geliebt und geachtet. Elizabeth hat ja selbst gesagt, dass er sie vorher noch nie so behandelt hat.“
„Ja, alle aus der Verwandtschaft und aus der Firma haben ebenfalls ausgesagt, dass er immer ausgesucht höflich und zuvorkommend zu ihr war“, bestätigte Charles. „Deshalb hatte ich ihr ihre Schilderung des Abends auch nicht recht abgekauft. Aber reden wir weiter.“
„Warum hätte er sich an diesem Abend so völlig anders verhalten sollen? Das ergibt doch keinen Sinn. Es sei denn …“ Jack hielt einen Moment inne. Er konnte nur hoffen, dass seine Vermutung dem erfahrenen Detective nicht völlig abwegig vorkam. „Es sei denn, der Mörder war zu dieser Zeit schon im Büro, und mein Dad wollte Elizabeth retten, indem er sie so schnell wie möglich vertrieb. Indem er sie hinauswarf.“
„Ja, so hätte Reginald sicher gehandelt“, pflichtete Nikki ihm bei. „Das würde vieles erklären. Wie traurig, dass seine letzten Worte zu ihr so unfreundlich sein mussten. Wahrscheinlich hat er ihr damit das Leben gerettet, aber was ist das für eine tragische Art, Abschied zu nehmen!“
„Falls es sich so abgespielt hat“, warf Charles ein. „Schön, möglich wäre es. Aber es könnte auch sein, dass er gerade von ihrer Affäre mit Cutter Reynolds erfahren hatte und deshalb aufgebracht war. Vielleicht hat er vor Zorn und Eifersucht gekocht und sie deshalb so barsch behandelt.“
„Aber wie hätte er das denn rauskriegen sollen?“, fragte Nikki. „Hätte er einen Privatdetektiv angeheuert, dann hättest du das im Zuge der Ermittlungen rausgekriegt, Charles. Von seinen Kindern wusste niemand davon, und auch seine Freunde und Geschäftspartner hatten keine Ahnung, sonst hätte es mit Sicherheit jemand in den Vernehmungen erwähnt.“
„Und hätte es nur einer gewusst, dann hätte es sich wie ein Lauffeuer in ganz Charleston verbreitet“, fügte Jack hinzu. „Genau wie seinerzeit blitzschnell herum war, dass Dad eine Affäre mit meiner Mutter hatte und ich das Ergebnis dieser Affäre war.“
„Nach allen Vernehmungen, nach allen bisherigen Erkenntnissen hat wirklich niemand etwas von der Geschichte zwischen Elizabeth und Cutter gewusst“, bestätigte Charles.
„Dann hätte Reginald es auch nicht wissen können“, mutmaßte Nikki.
„Gut, gehen wir mal davon aus, dass Jack recht hat“, sagte Charles. „Dann wäre der Mörder zu dieser Zeit bereits im Büro gewesen. Aber, na und? Inwiefern bringt uns das weiter? Es bleibt bei den Fakten, die wir bisher als unstrittig betrachten.“ Er zählte sie an den Fingern ab. „Erstens: Der Mörder ist durch den Haupteingang ins Gebäude gekommen, zusammen mit Brooke Nichols, kurz vor Feierabend. Zweitens: Der Mörder musste sich im Gebäude auskennen und wissen, wo das Büro Ihres Vaters war, weil er sich nicht danach erkundigte. Vermutlich ging er in dem Gebäude
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