Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
bedenken. „Auf seine Stimme kommt es an, und bis dahin ist alles offen.“
Laurel lächelte ihn freundlich an. „Das stimmt schon. Wenn Sie jedoch für RJ stimmen, haben diese zehn Prozent keine Bedeutung mehr.“
Fünf Frauen sahen ihn an. Voller Freundlichkeit und Zuneigung. Elizabeth, seine drei Halbschwestern und dann noch Nikki, die sich sichtlich über die nun herrschende Harmonie freute.
Wie machte sie das nur immer? Wie schaffte sie es, alles so zu arrangieren, dass die Kincaids gar nicht anders konnten, als ihm dankbar zu sein? Lange würde das nicht mehr so weitergehen. Denn bald würden sie erfahren, dass er durchaus nicht die Absicht hatte, mit seinen fünfundvierzig Prozent für RJ zu stimmen. Dann würden sie nicht mehr freundlich lächeln, dann würden sie ihn in Stücke reißen. Damit wäre die Beziehung zwischen ihm und den Kincaids wenigstens wieder normal.
„Jetzt müssen wir aber wirklich los“, verkündete er und hakte sich bei Nikki ein.
Doch so schnell ließen die Frauen ihn nicht entkommen. Er wurde zum Abschied umarmt und geküsst, bis er es kaum noch aushielt. Als er den zahlreichen Liebesbeweisen endlich entkommen war, machte er riesengroße Schritte. Und Nikki konnte kaum mithalten.
„He, etwas langsamer bitte, ja?“, beschwerte sie sich. „Und vergiss nicht, dass wir deine Mutter noch mitnehmen müssen.“
„Nein, ich gehe kein Stück langsamer“, fuhr er sie böse an. „Nicht bevor wir außer Hörweite all dieser verflixten Kincaids sind.“ Mit großen Schritten bewegte er sich weiter, bis sie hinter einem Nebengebäude verschwunden und außer Sicht- und Hörweite waren. „Ich habe dir doch gesagt, dass du dich nicht einmischen sollst, Nikki. Und ich habe dir gesagt, dass ich keine Lust habe, mich mit ihnen anzufreunden. Aber hast du auf mich gehört? Nein.“
Zornig funkelte sie ihn an. „Jetzt mal ganz langsam, Freundchen. Für diese Schmuse-Orgie da eben konnte ich überhaupt nichts. Du warst doch derjenige, der vermutet hat, dass Reginald auch Elizabeth einen Brief hinterlassen hat. Du hast Harold Parsons angerufen. Und du hast deine Schwester nicht verbessert, als sie davon ausgegangen ist, dass du auf der Gesellschafterversammlung für RJ stimmst.“
„Zum letzten Mal, sie sind nicht meine Schwestern.“
„Weißt du was, Jack? Ich habe dein ewiges Nichtwahrhabenwollen satt. Sie sind deine Schwestern, und wenn du dich auf den Kopf stellst. Halbschwestern sind nun mal Schwestern, sonst würden sie ja nicht so heißen. Und warum hast du sie wegen dieser Abstimmungssache nicht korrigiert? Weil du sie nicht verletzen wolltest. Also erzähl mir nicht immer diesen Unsinn. Denk mal darüber nach. Und bis du zu Verstand gekommen bist, gehe ich nach Hause.“ Sie drückte ihm ihren Zeigefinger auf die Brust. „Und zwar alleine.“
Dann wandte sie sich um und ging die Einfahrt entlang in Richtung Straße. Jack stand einfach nur da, überrascht und unfähig, sich zu bewegen. Verstehe einer die Frauen, dachte er. Ich habe ihr doch von vornherein klargemacht, wie ich über meine Brüder und Schwestern denke … Halt, Moment, nicht meine Brüder und Schwestern. Jetzt fange ich auch schon damit an. Seit wann betrachte ich sie denn als Geschwister? Obwohl, in gewisser Weise sehe ich sie inzwischen schon als Brüder und Schwestern.
Gut, RJ natürlich nicht. Aber die anderen …
Er wusste, wie riskant es war, sich anderen Menschen so zu öffnen. Er war ein Bastard, ein uneheliche Kind, daran würde sich nie etwas ändern. Wenn sie ihn als Verwandten betrachteten, dann mehr oder weniger, weil sie keine Wahl hatten, weil es sich nicht wegdiskutieren ließ. Und nicht etwa, weil sie ihn mochten oder respektierten. Sie hatten ihn eben am Hals, ob sie nun wollten oder nicht.
Und trotzdem … Er konnte es nicht leugnen, Matt hatte ihn heute wirklich überaus freundlich begrüßt, ja sogar in den Arm genommen. Andererseits war es der Tag seiner Hochzeit. Da hätte er wahrscheinlich auch einen struppigen Gorilla mit Mundgeruch in den Arm genommen. Und Elizabeths Umarmung? Kein Wunder, sie war eben aufgewühlt und überglücklich, nachdem sie den Brief gelesen hatte. Das Gleiche galt für seine Schwestern … Halbschwestern. Auch sie hatten ihn sicher nur aus dem Überschwang der Gefühle heraus so liebevoll behandelt.
Und dennoch, es hatte sich gut angefühlt. Verflixt gut.
Jack fuhr sich mit der Hand durchs Haar und stöhnte auf. Wie war das nur passiert? Und wann genau?
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