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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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zurück. »Was ist denn das da?« Ich deute auf die Tüte in seiner Hand.
    Er sieht hinunter. »Das? Rechnungen. Der Rechnungsprüfer hat damit gedroht, meine Kinder zu entführen, wenn ich nicht bis Dienstag meine Kostenabrechnung abgebe.« Damit übergibt er mir die Plastiktüte voller zusammengeknüllter Rechnungen, die aussieht wie eine Tüte Popcorn. »Ganz unten sind die Umzugsrechnungen und alles andere sind Reisekosten … und so weiter.«
    »Soll ich dafür Excel benutzen?«
    »Ich kenne mich nur mit CAD aus«, erklärt er. »Aber suchen Sie sich einfach ein Programm aus. Hey, haben Sie in der Mittagspause schon was vor?«
    Ich blinzle, überrumpelt von dem plötzlichen Themenwechsel. »Ich … bin verabredet«, lüge ich.
    »Mit jemandem, den ich kenne?«, fragt er mit gezwungenem Lächeln.
    »Ich glaube nicht.« Ich öffne meinen Kalender und mache mir Notizen zur Kostenabrechnung.
    Scott rührt sich nicht vom Fleck. Die ganze Sache ist einfach nur schräg. Ich pflücke eine zerknüllte Rechnung aus der Tüte und streiche sie glatt, nur um etwas zu tun zu haben. »Ich mache mich besser mal an die Arbeit … und rette Ihre Kinder vor dem Stockholm-Syndrom.«
    »Sie können sich nach Ihrer Verabredung damit beschäftigen«, sagt Scott gepresst. »Gehen wir meinen Eingangskorb durch.«

    Um zwölf höre ich, dass Scott gerade einen Telefonanruf beendet. Bevor er Gelegenheit hat aufzulegen, stecke ich meinen Kopf in sein Büro und winke ihm zum Abschied zu. Während ich einen Spurt zur Treppe hinlege, erwarte ich schon fast, jeden Moment zurückgepfiffen zu werden.
    Draußen auf dem Bürgersteig ermahne ich mich, bloß nicht hinaufzuschauen, und tue dann das genaue Gegenteil. Scott beobachtet mich von seinem Fenster aus. Er hält einen Finger hoch und bedeutet mir so, zu warten. Kurz frage ich mich, was er wohl will, bevor mir klar wird, dass es mich kein bisschen interessiert. Ich habe Mittagspause, verdammt noch mal!
    Als er vom Fenster verschwindet – zweifellos, um mich einzuholen –, versuche ich ein Taxi heranzuwinken. Natürlich sind alle besetzt. Inzwischen müsste Scott im ersten Stock angekommen sein und die Treppe zur Empfangshalle in Angriff nehmen. Panisch winke ich allen vorüberfahrenden Autos zu, als wäre ich eineSchiffbrüchige, die am Horizont ein Boot entdeckt hat. Gerade als Scott die Glastür aufschwingt, hält ein Taxi vor mir.
    Scott hebt eine Hand, um mich aufzuhalten, doch ich tippe auf eine imaginäre Uhr an meinem Handgelenk und springe ins Taxi. »Geben Sie Gas!«, befehle ich dem Fahrer. Dieses Mal sehe ich nicht zurück.
    Dann wird mir klar, dass wir auf dem Weg zu Justins Wohnung sind. Ich nenne dem Taxifahrer seine Adresse. Da das Haus, in dem er gewohnt hat, der Familie seiner Mutter gehört, bezweifle ich, dass sie es mit der Räumung der Wohnung allzu eilig haben.
    Auf der kurzen Fahrt nach North Beach male ich mir aus, wie Justins Kellerwohnung über Jahrzehnte hinweg unberührt bleibt. Irgendwann einmal werden dann Justins Neffe und Nichte die Kellertür hinter einem Stapel ausrangierter Computer, DVD-Player und Wii-Fit-Yoga-Spiele entdecken. Ich sehe sie durch die Souterrainwohnung streifen, Bücher aufschlagen und Schränke öffnen. Sein Kleiderschrank stellt sich für sie als eine wahre Goldgrube an Vintage-Klamotten heraus, die, wie es der Zufall so will, gerade wieder schwer in Mode sind.
    Ich lächle, als der Neffe die Kondompackung neben Justins Bett entdeckt. Justins Nichte erklärt daraufhin, dass diese Dinger um die Jahrhundertwende zur Geburtenkontrolle und als Schutz vor Ansteckung von sexuell übertragbaren Krankheiten benutzt worden sind. Sie lachen und finden das so altmodisch wie werbefreie Bürgersteige.
    Ich bezahle den Taxifahrer und zögere dann kurz, bevor ich aussteige. Während das Taxi davonfährt, mustere ich das Haus, das Justins Mörder Unterschlupf gewährt hat und das dann zu Justins Grab wurde. Meine Knie werden weich.
    Von der polizeilichen Untersuchung ist nur noch ein Fetzen Absperrband übrig geblieben, der neben der Eingangstür hängt. Ich weiß, dass Justin unter einem verwitterten Gartenzwerg immer einen Zweitschlüssel aufbewahrt hat, und betrete die Wohnung. Schwere liegt in der Luft, eine unnatürliche Stille. Ich schlinge die Arme um mich.
    Zwei Kellerfenster spenden genug Licht, um alles erkennen zu können, ohne die Lampe einschalten zu müssen. Rasch sehe ich mich in der Wohnung um. Der Geruch nach Reinigungsmitteln

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