es wieder ausspült.« Da fällt mir etwas ein. »Sind wir eigentlich noch Kolleginnen?«
»Soll das ein Witz sein? Seit geschnittenem Biovollkornbrot hat es hier keinen solchen Renner mehr gegeben wie dich jetzt. Du bekommst volles Gehalt. Zuerst warst du krankgeschrieben und jetzt bist du beurlaubt.«
»Ganz toller Urlaub. Wie kommt Scott ohne mich zurecht?«
»Gut. Boots und ich springen abwechselnd für dich ein …«
Statt mit Agent Renner kommt Agent Mallory mit Nickels zurück. Ich muss aussehen, als hätte man mich von einem Cheeseburger gekratzt. »Ich ruf dich zurück«, sage ich und lege auf. Dann erstarre ich – das ist eine Tarnungsstrategie. Klappt nur leider nicht.
Nickels sieht mich direkt an. »Wie geht es dir?« Seine Haltung verrät mir, dass er immer noch im Dienst ist.
»Besser. Was gibt’s Neues?«
»Wir haben einen Verdächtigen verhaftet«, berichtet Nickels, sieht dabei jedoch alles andere als erleichtert aus.
»Wen?«
Pause. »Herman Jaworski.«
Ich muss mich wohl verhört haben. »Wen?«
»Herman Jaworski … Herpes.«
Ja, Herpes ist ein Arschloch, aber er ist unser Arschloch. Ich schüttle den Kopf. »Herpes ist kein Mörder!«
»Wir haben Beweise in seiner Wohnung gefunden … Justins iPod und Whims Schlüsselanhänger – eine Hasenpfote.«
Das lässt mich aufhorchen. »Warum wart ihr überhaupt dort?«
»Wir haben einen anonymen Hinweis bekommen.«
Ich verschränke die Arme und lege den Kopf schief, was mich vor Schmerz zusammenzucken lässt. »Einen anonymen Hinweis? Und so was glaubt ihr auch noch!«
»Tomi«, warnt Papa.
Da fällt mir ein, was Herpes über all die Nachrichten gesagt hat, die er mir hinterlassen haben will. »Ich … muss mich hinlegen«, schwindle ich.
Ich schiebe mich an Nickels vorbei und hechte die Treppe hoch zu meinem Laptop. In meinem Posteingang sind ungefähr eine Million neuer E-Mails. Ich suche nach denen von Herpes. Die zwei neuesten Mails von
[email protected] sind noch ungeöffnet. Ich lese erst die von vergangenem Freitag. Im Betreff steht »Ist dieses Ding an?«.
Wo zum Teufel bist du?
H.
Ich gehe zurück zum Posteingang und öffne auch die vorangegangene Mail.
Hey Tomi,
hast du dein Handy verloren? Ich lande immer nur bei der Mailbox.
Ruf mich sofort an, ich habe Infos. Wird dir nicht gefallen.
Ich bin dann mal weg.
Herp
»Nein, nein, nein!«, schimpfe ich und suche hektisch nach meinem Handy. Kurz überlege ich, ob ich es vielleicht vom Festnetzanschluss anrufen soll, damit ich es klingeln höre, aber dann fälltmir wieder ein, dass es ja ausgeschaltet ist. Ich rufe den heiligen Antonius an, damit er mir hilft, mein Handy zu finden. An so ein Zeug glaube ich immer erst, wenn ich es brauchen kann.
Unten wird ein Auto gestartet und ich sehe durch das Fenster, wie Nickels aus der Einfahrt fährt. Bald ist es mit dem Polizeischutz vorbei und dann sind wir ganz auf uns allein gestellt. Da stoße ich mit dem Zeh gegen etwas. Es ist der Zipfel meiner Tragetasche, der unter einem Klamottenberg hervorschaut.
Die Sache mit Antonius hat funktioniert! Ich schicke ein schnelles Dankeschön hinauf, stürze mich auf das Handy und schalte es an. Ich gehe die eingegangenen SMS durch, bis ich die von Herpes finde.
AOK? RZ
Übersetzung: Alles okay? Ruf zurück.
»Mist!« Ich nehme mir die Mailbox vor. Über vierzig neue Nachrichten! Wieder suche ich nach einer Nachricht von Herpes. Treffer. »Hey Tomi … komme gerade aus meinem Pornoschuppen und habe da was gehört, das glaubst du nicht …«
Nachdem ich alles gehört habe, geben meine Knie nach und ich lasse mich aufs Bett fallen.
Die Hitze dieses Sommertags lässt das Bier in meinen Haaren gären, wovon mir bald speiübel wird. Schließlich gebe ich es auf und wasche mir die Haare, dann stehle ich mich aus dem Haus und mache mich auf den Weg zu Dr. Mayos Praxis – nein, da besteht keine Verbindung zur Mayo-Klinik in Minnesota, da habe ich schon nachgefragt. Jedenfalls ist er schon unser Hausarzt, seit ich denken kann.
Ich melde mich bei der Arzthelferin an und setze mich ins Wartezimmer. Die Stunde Warten ist es mehr als wert. Ich vertreibe mir die Zeit mit dem Abhören der restlichen Nachrichten, um sicherzugehen, dass ich nicht noch andere wichtige Dinge verpasst habe. Einige der Nachrichten sind von Freunden, die ich zurückrufe,aber die meisten stammen von Reportern, die ein Interview mit mir wollen. Von wegen!
Ich lösche die letzte Nachricht und