Spitfire: Kühler Tod
verspreche, dass ich dich in alle Informationen einweihe … solange es weder dich noch den Fall gefährdet.«
Das ist nicht gut genug, aber ich widerspreche nicht. Ich weiß, wann eine Schlacht aussichtslos ist. Stattdessen frage ich: »Kann ich Herpes besuchen?«
»Nein. Noch nicht.«
Die Kellnerin stellt das Tablett mit der Rechnung vor Nickels und lächelt ihn an.
»Das übernehme ich«, werfe ich ein und schnappe mir die Rechnung. Chloë schaut mich an, als hätte ich sie soeben geohrfeigt. Dann macht sie auf dem Absatz kehrt und stürmt zurück in die Küche.
Nickels hatte nur einen Tee und ein paar Bissen von meinen Frühlingsrollen, aber ich kann punkten, indem ich bezahle. Ich drehe die Rechnung um. Neben dem Betrag steht: »Ruf mich an. ChlJe«, gefolgt von der Telefonnummer der Kellnerin. Aus dem o in ihrem Namen hat sie ein Smiley gemacht. So ein Luder!
Ich lehne mich zurück und überdenke die Angelegenheit. So wie ich das sehe, habe ich jetzt drei Möglichkeiten. Ich kann die Sache einfach auf sich beruhen lassen, ich kann Chloë zur Rede stellen oder ich kann ein bisschen Spaß haben. Ich entscheide mich für Möglichkeit Nummer drei. Ich ziehe einen Zwanziger aus dem Geldbeutel. Als Chloë am Tisch vorbeilaufen will, strecke ich den Arm mit dem Rechnungstablett aus und versperre ihr so den Weg. Ziemlich rot im Gesicht greift sie danach, doch ich lasse nicht sofort los. Ruckartig hebt sie den Kopf und sieht mich an.
»Hi Chloë. Ich bin Tomi«, flöte ich zuckersüß.
Nickels starrt mich an.
»Äh … möchten Sie das Wechselgeld raushaben?«, fragt Chloë.
»Ja. Bitte.« Ich lasse los und überschlage im Kopf, welches Trinkgeld sie verdient.
Als sie außer Hörweite ist, fragt Nickels: »Was sollte das denn?«
»Erkläre ich dir draußen.«
Der Hilfskellner, der ebenfalls weder Chinese noch Franzose zu sein scheint, bringt mir das Wechselgeld. Ich bitte ihn, Chloë zu mir zu schicken.
»Gehen wir«, sagt Nickels, dem mein diabolisches Grinsen ganz und gar nicht gefällt.
»Ich habe meinen Tee noch nicht ausgetrunken«, widerspreche ich und nippe genüsslich an meiner Tasse.
Kurz darauf ist Chloë wieder da. Sie wirkt nervös, so als müsste sie einen Test bestehen, auf den sie nicht vorbereitet ist. »Hey Chloë, stehst du auf Kicker?«
Chloë sieht zwischen Nickels und mir hin und her. »Ich … weiß nicht, was das ist.«
»Tischfußball. Ich habe einen Kickertisch im Keller stehen. Stinki … so nenne ich meine Oma … macht uns Brausepulverlimonade und Schinken-Sandwiches. Vielleicht spielt sie sogar ein, zwei Ründchen mit uns. Wie wär’s mit Freitag?«
»Gehen wir«, unterbricht Nickels den Schlagabtausch und steht auf.
»Okay«, stimme ich fröhlich zu. Beim Hinausgehen drehe ich mich noch einmal zu Chloë um. »Bis bald. Ich melde mich«, rufe ich und winke mit der Rechnung.
Draußen lache ich mich kaputt, woraufhin mir ein stechender Schmerz in den Schädel schießt. Ich schlage die Hände über die Ohren und umklammere meinen Kopf. Nickels sieht mich an, als hätte ich eine Art Anfall, und ich zeige ihm die Rechnung.
Er begreift und lächelt. »Ach, komm schon, Tomi. Das ist doch kein großes Ding.«
Ich höre auf zu lachen. Der Kerl fühlt sich doch tatsächlich geschmeichelt! Plötzlich bin ich stinksauer. »Kein großes Ding? Was soll das heißen, kein großes Ding? Egal, ob sie das hier für unsererstes Date oder unseren zehnten Jahrestag gehalten hat … dich anzugraben geht gar nicht!«
Ich komme gerade erst so richtig in Fahrt, als mich Nickels mitten auf den Mund küsst. Der Kuss wird leidenschaftlich und ich schlinge die Arme um ihn. Wie ein Bündel nasser Kleider klebe ich an ihm und ich hoffe doch, dass Chloë alles ganz genau sieht.
»Du kommst heute mit zu mir« flüstert er mir ins Ohr.
Nichts will ich jetzt lieber, als es wild und hemmungslos mit Nickels zu treiben, aber trotzdem zögere ich. Ich will Papa nicht alleine lassen. Oder bringe ich ihn durch meine Anwesenheit erst recht in Gefahr?
»Nachdem wir Papa nach Hause gebracht haben, nehme ich dich mit«, sagt er, diesmal mit Nachdruck.
Da fällt mir ein, dass ich ja noch die ganze Woche frei habe. In der Stadt könnte ich meine eigenen Nachforschungen anstellen, ohne dass Nickels davon erfährt. »Einverstanden.«
Nachdem wir Papa zu Hause abgesetzt und die Alarmanlage eingeschaltet haben, fahren wir nach San Francisco. Auf der Bay Bridge massiere ich seinen Ständer und er
Weitere Kostenlose Bücher