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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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jemand achtete auf mich. Nur ein paar Bekannte nickten mir zu.
    Hackebeil hielt den Mund, bis niemand mehr in der Nähe war, der hätte zuhören können. »Das war nett von dir, Garrett. Du hättest mich ausliefern können.«
    »Das hab' ich nicht deinetwegen getan.«
    »Das konnte ich mir auch nicht vorstellen, aber ich wollte nur sichergehen.« Er unternahm einen schwachen Fluchtversuch. Man konnte fast hören, wie er seine Möglichkeiten abwägte.
    Ich sah zurück. Die Pferde ließen mich gehen, diesmal jedenfalls. Sie wirkten nervös und abgelenkt. Eigenartig, wenn man bedenkt, daß dies eine Riesenchance war, mich wirklich fertigzumachen.
    Hackebeil spürte mein Unbehagen. »Was ist?«
    »Irgendwas ist hier merkwürdig.«
    »Das ist dir jetzt erst aufgefallen?« Maggies Stimme.
    »Abgesehen von deiner Merkwürdigkeit. Schwing die Hufe etwas behender.« Ich witterte Politik. Schrauber war in der Nähe. Schraubers Welt unterschied nicht die guten von den schlechten Jungs. Hier wurden einem nicht die Köpfe aus Geldgier eingeschlagen, sondern weil jemand die Macht hatte, die Leute tun zu lassen, was man ihnen sagte, und nicht, was sie wollten.
    Ich paßte nicht auf. Hackebeil versuchte erneut, meinen Arm aus dem Schultergelenk zu reißen und hatte diesmal fast Erfolg. Jedenfalls kam er frei. Ich machte mich an die Verfolgung, war aber zu schwach. Das Tor kam in Sicht. Der kleine Gauner legte einen Zahn zu, als er hindurchlief. Ich hielt einigermaßen mit. Schließlich hatte ich mehr Kondition, weil ich das Laufen gewohnt war.
    Ich bog in die Straße ein und siehe da: Dort war mein alter Kumpel Hacker Hackebeil und vertrödelte seine Zeit damit, ein Tänzchen mit Morpheus, Beißer und Poller zu tanzen, die versuchten, ihn zu umringen. Beißer und Pollers miese Laune stand meiner in nichts nach. Morpheus dagegen grinste wie ein Dorftrottel, der ein nicht allzuschlaues Schwein totschlagen will.
    Dieses Schwein jedoch schlug ihn auf den verletzten Arm. Morpheus schrie auf, und Hackebeil schoß an ihnen vorbei in die Freiheit.
    »Hallo«, sagte ich und schnaufte.
    Morpheus erwiderte einige nicht sehr freundliche Dinge. Das überraschte mich. Wenn er wollte, konnte er fließend schmutzig reden. »Dein Glück bei den Mädchen wird auch nicht besser«, sagte er dann. »Selbst diese Kleine ist dir abgehauen!«
    »Wetten, daß ich ihn bis zur Stadt eingeholt hätte? Ich war ganz dicht dran.« Jetzt allerdings bestand keine Hoffnung mehr, Hacker Hackebeil einzuholen.
    »Natürlich.«
    »Wo ist Mr. Big, Mr. Garrett?« stieß Poller hervor. Das Kind machte eine Show daraus, seine Schmerzen zu ignorieren.
    »He, Grund zum Feiern!« Ich warf einen Blick auf das Tor. »Mit etwas Glück dürfte Schraubers Geduld, sich das Großmaul anzuhören, erschöpft sein. Vermutlich hat er ihm den Kopf abgerissen.«
    Der Blick des Jungen war mörderisch.
    »Wird's denn gehen?« fragte ich Morpheus.
    »Wenn ich darauf verzichte, Rad zu schlagen. Hör mal, da kommt jemand.«
    Wie sich herausstellte, war es eine ganze Menge Jemands.
    Wir verzogen uns in den Wald gegenüber vom Horst, bevor ein weiterer Trupp Wachen ankam. Ihre Pferde benahmen sich merkwürdig. »Die sehen aus wie richtige Kavallerie«, flüsterte Morpheus.
    Fand ich auch. »Schrauber zieht wirklich eine mächtige Schau ab.« Vielleicht stimmte da doch etwas nicht mit seiner Paranoia.
    »Wir sollten lieber verduften«, schlug Beißer vor. »Bevor es so viele sind, daß wir uns nicht mehr rühren können.«
    Gute Idee.
    »Noch nicht«, widersprach Morpheus.
    »Wieso willst du noch hierbleiben?« fragte Beißer verblüfft.
    Gute Frage. Wir hatten hier nichts mehr zu gewinnen.
    »Ich warte auf Zarth.«
    »Ist er in Ordnung?« wollte ich wissen.
    »Jedenfalls war er es.«
    »Wie lange willst du ...«
    »Das wirst du rechtzeitig erfahren, Beißer. Garrett...?«
    Ich hatte zu zittern angefangen. Jetzt setzte mein Denkvermögen wieder ein, und mich überfiel das Bewußtsein an das, was ich durchgemacht hatte. Und das Wissen, daß zwei geistig behinderte Burschen auf der Strecke geblieben waren ... »Was?«
    »Du bist der Gesündeste von uns. Such nach Eierkopf.«
    Ich seufzte. Am liebsten wäre ich nach Hause gegangen, hätte mich ins Bett gelegt und eine Woche geschlafen, bis der Schmerz und das schlechte Gewissen aufgehört hätten. Dann würde ich diesem Leben ein Ende bereiten, zu Weider gehen und ihm sagen, daß ich willens wäre, den Vollzeitjob als Sicherheitschef zu übernehmen.

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