Spitze Buben
Rauchsignale zum Himmel, die weithin meine Fähigkeiten als Küchenchef bezeugten. Mist, ich war so unfähig, daß ich fast in Morpheus' Küche anfangen konnte. Da war ja eine Stelle frei. »Damit kann ich wohl das Dach decken«, brummte ich.
»Dafür sind sie zu brüchig.«
»Heutzutage hält sich jeder für einen Komiker. Haben Sie schon gefrühstückt?«
»Nein. Aber ...«
»Schnappen Sie sich eine Schürze, Mädchen. Und helfen Sie mir. Ein bißchen Essen wird uns beiden guttun. Weswegen sind Sie eigentlich hier?«
Sie griff sich eine Schürze. Ein verblüffendes Kind. »Es hat mir nicht gefallen, was Sie gestern abend gesagt haben, und ich wollte es überprüfen. Es gab keine Unterlagen über Ihre Einweisung, aber als ich die Wärter gefragt habe, die Sie eingeliefert hatten, versicherten sie mir, die Wache hätte Sie angeschleppt, und die Papiere wären in Ordnung.«
Ich knurrte und wendete eine neue Generation Pfannkuchen.
»Es war einfach nachzuprüfen. Ein hoher Offizier der Wache ist ein alter Freund meiner Familie. Oberst Wart Block.«
Mir blieb fast die Spucke weg. »Oberst Block? Man hat ihn zum Oberst gemacht?«
»Er spricht in den höchsten Tönen von Ihnen, Mr. Garrett.«
»Kann ich mir denken.«
»Er hat mir versichert, daß Sie nicht von seinen Leuten ins Aderlaß-Spital eingewiesen wurden, obwohl er sich wünschte, selbst auf diese Idee gekommen zu sein.«
»Typisch Block. Niedlich wie eine Schlangengrube.«
»Und er hält auch beruflich große Stücke auf Sie. Aber er hat mich in allen anderen Belangen vor Ihnen gewarnt.« Sie konnte ihrem Tonfall sogar ein unterschwelliges Lachen mitgeben.
»Mögen Sie Speck?«
»Braten Sie ihn erst jetzt? Sie sollten mit dem Speck anfangen. Er braucht länger.«
»Ich koche immer eins zur Zeit. So verbrennt wenigstens immer nur eins.«
»Wie entzückend.«
»Dämpft die Kosten.«
Wir kochten zusammen und aßen zusammen, und ich würdigte ausgiebig den Anblick. Der Schönen schien es nicht unangenehm zu sein.
»Ich werde das nicht tolerieren«, sagte sie beim Abwaschen. »Ich werde diese Korruption nicht dulden.«
Ich trat zurück und betrachtete sie mit ganz anderen Augen. »Sie haben da gerade erst angefangen, nicht wahr? Es gibt kaum einen korrupteren Ort als das Aderlaß-Spital.«
»Ja, ich bin neu. Und ich finde eben heraus, wie verrottet dieses Krankenhaus ist. Jeden Tag passiert was anderes. Dieses hier war bisher das Schlimmste. Sie hätten Ihr ganzes Leben fälschlicherweise eingesperrt bleiben können.«
»Allerdings. Und ich war nicht der einzige. Gehören Sie zu den Idealisten und Reformern?« TunFaire wird zur Zeit von ihnen überschwemmt.
»Sie brauchen es nicht so zu betonen, als wäre ich verrückt.«
»Entschuldigen Sie. Aber die meisten Möchtegern-Utopisten sind wirklichkeitsfremd. Sie kommen aus wohlhabenden Familien und haben nicht die geringste Ahnung, wie das Leben für die Leute läuft, die auf das Aderlaß-Spital angewiesen sind. Sie können sich auch nicht vorstellen, wie das Leben für die Menschen ist, die im Aderlaß-Spital arbeiten müssen. Für die gehören die Annahme von Bestechungsgeldern und der Schwarzverkauf von gespendeten Medikamenten zum Job. Sie würden es nicht verstehen, wenn Sie deswegen Ärger machen. Es sei denn, sie rechneten sich aus, daß Sie ihre Position verbessern, indem Sie die Spitze absägen.«
Sie warf mir einen angewiderten Blick zu. »Genau das hat mir gestern jemand unterstellt.«
»Sehen Sie. Ich wette, Sie sind in die Luft gegangen. Und sind auf taube Ohren gestoßen. Jetzt hält Sie da jeder für verrückt. Vielleicht fragen sich sogar die besser plazierten Jungs an den lukrativeren Stellen, ob Sie nicht sogar gefährlich verrückt sind. Sie machen sich ohnehin schon Sorgen wegen der neuen Wache, die den Bösewichtern ziemlich derb auf die Zehen tritt. Es dauert eine Weile, bis man Reformer korrumpiert hat.«
Sie setzte sich mit einer frischen Tasse Tee mit Honig und Minze an den Tisch und betrachtete mich. »Wart meinte, man könnte Ihnen trauen.«
»Wie nett von ihm. Ich wünschte, ich könnte dasselbe von ihm sagen.«
Sie runzelte die Stirn. »Der entscheidende Punkt ist: Ich bin schon in Gefahr. Vor ein paar Tagen sind medizinische Vorräte im Wert von mehreren tausend Talern verschwunden. Ich habe sofort zwei freie Wärterstellen mit Männern besetzt, die ich persönlich kenne, Männern, denen ich trauen kann.«
»Verstehe.« Angesichts ihrer Beziehung zur Wache
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