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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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mir ein Steak, Beißer, blutig, wenn's geht. Und sag Morpheus, daß ich da bin.«
    Beißer grunzte, kratzte sich im Schritt, zog die Hose hoch und dachte nach, bevor er irgendwas unternahm. Dabei fragte er sich laut, warum ich annahm, Morpheus Ahrm würde auch nur einen Rattenarsch darum geben, ob ein Typ wie ich die Grotte der Freuden verpestete oder die Hölle verseuchte, wo ich eigentlich hingehörte.
    »Du solltest eine Benimmschule für junge Damen und der oberen Zucht eröffnen, Beißer.«
    »Scheiße. Isses etwa nich so?«
    Ich machte es mir an einem Tisch bequem. Das Steak kam, bevor Morpheus erschien. Es war dick, roh und vom Filet. Einer Aubergine. Ich würgte es hinunter, indem ich die Luft anhielt und die Augen schloß. Wenn ich es weder sehen noch riechen mußte, war es gar nicht so schlecht.
    Beißers Kumpel Paddel trottete aus der Küche. Sein fetter, behaarter Bauch quoll unter dem Hemd hervor. Dann blieb er stehen und schneuzte sich an der Schürze die Nase. Um seinen Hals hing ein Schlüssel an einem Stück Schnur. »Was stellst du denn dar?« fragte ich ihn. »Einen, der davongekommen ist? Dem sie die Schlinge nicht eng genug gezogen haben?«
    »Ich bin der neue Weinkellner, Garrett.« Meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Nicht nur durch mein Gehör, sondern auch durch den Geruchssinn. Paddels Atem verriet, daß er seine Jahrgänge ausgiebig geprüft hatte. »Morpheus sagt, wir soll'n besseres Publikum anziehn.«
    Zur Zeit hätte man das schaffen können, indem man einfach ein Dutzend entlassene Strafgefangene reingeholt hätte. »Du bist genau der Richtige für den Job, Paddel.«
    »Scheiße. Isses etwa nich so?«
    Die Jungs hatten denselben Sprachlehrer.
    »Willst d'n Schluck Wein, Garrett? Wir ha'm zum Beispiel 'ne kleine, muntere, glückliche Erzeugerabfüllung, die vielleicht nich so fein is wie ein Kröveler Nacktarsch, aber ...«
    »Paddel!«
    »Jau?«
    »Wein ist verdorbener Traubensaft. Auch wenn man es Wein nennt, es bleibt gegorener Traubensaft. Mir ist es egal, ob man ihn spröde oder fruchtig oder was auch immer nennt. Du kannst diesen Weinkennersermon bis zum Jüngsten Tag halten, das kann die entscheidende Tatsache trotzdem nicht ändern. Verdammt, sieh dir doch das Zeug an, während es sich in Goldenen Oktober oder was auch immer verwandelt: Es ist bedeckt von Moder und Mulch. Eigentlich kommt dabei nur Alkohol raus, den sich auch Penner und Rattenmänner leisten können.«
    Paddel zwinkerte und flüsterte: »Da hassu recht. Wenn die Götter gewollt hätt'n, daß ech'e Männer das Sseug trinken, dann hätt'n se kein Bier nich erfunn'en.«
    »Was hast du vor? Willst du Morpheus dazu bringen, Bier auszuschenken, indem du ihm auf die Nase bindest, es wäre Rahm von Gerstensuppe?«
    Während unserer kleinen Unterhaltung war Morpheus eingetrudelt. »Mit Wein nimmt der clevere Gastwirt die Leute aus, die mit erhobener Nase daherkommen«, erklärte er.
    »Wie kommt es, daß du diese Art Klientel in deinen Laden locken willst?« erkundigte ich mich.
    »Umsatz.« Morpheus setzte sich in den Stuhl mir gegenüber. »Einfaches, schlichtes, bares Geld. Wenn man es bekommen will, muß man eine Möglichkeit finden, es denen aus der Tasche zu ziehen, die es haben. Unsere momentane Klientel hat eindeutig keins. Jedenfalls sehr häufig. Aber ich hab' festgestellt, daß wir allmählich Abenteurer anziehen. Also hab' ich Schritte ergriffen, uns zu dem angesagten Laden in TunFaire zu machen.«
    »Warum?«
    Er sah mich merkwürdig an.
    »Muß ich dir erst Fangfragen stellen, Morpheus? Wenn sie zu hart für dich sind, schrei einfach.«
    »Sieh dich doch um. Da hast du deine Antwort.«
    Das tat ich auch. Ich sah Beißer und Paddel und ein paar Typen, die sich vor dem Wetter hierher geflüchtet hatten. »Nicht besonders appetitlich.« Ich meinte Beißer und Paddel.
    »Es ist der alte Teufel Zeit, Garrett. Wir alle sind ein Pfund schwerer geworden und haben einen Gang heruntergeschaltet. Es wird Zeit, sich den Realitäten zu stellen.«
    »Das betrifft vielleicht Beißer und Paddel.« Morpheus hatte kein Gramm Fett am Körper. Ich aktivierte meinen berühmten Brauen-Blick-Trick, eine meiner liebenswürdigsten Fähigkeiten.
    Er verstand mich richtig. »Man kann auch zwischen den Ohren langsamer werden. Und diese Gewandtheit im Kopf verlieren.« Er betrachtete mich, als sollte ausgerechnet ich das wissen.
    »Oder man fängt an zu denken wie ein Rindvieh, weil man nichts weiter als Viehfutter

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