Spitze Buben
darin.«
»Das ist typisches Zeug zur Dämonenanbetung«, erklärte Penny. »Unser Bestand stammt aus einer Massenproduktion, die Zwerge herstellen. Wir kaufen es in großen Mengen. Es ist Schrott mit so gut wie keiner wahren oder okkulten Wirkung. Es ist zwar nicht gefälscht, aber es birgt auch keinerlei Macht in sich.« Er winkte. Ich trat an einen Kasten, der mit Medaillons gefüllt war, wie ich sie in Justinas Suite gefunden hatte.
»Kennen Sie das Mädchen, das ich beschrieben habe?«
Erneutes Kopfschütteln. Verblüffend.
»Und Sie sind sicher, daß Sie auch den Mann nicht kennen, der das Zeug gekauft hat?«
Erneut flogen die Piratenzöpfe.
»Und Sie wissen auch nicht, wo ich den Typ finden könnte?«
Ihnen würde noch schwindlig werden.
»Dann können wir gehen.« Ich winkte Schmeichler zu.
Kupfer & Feld rannten wie von der Tarantel gestochen in ihr Hinterzimmer. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie wohl als nächstes von mir erwarteten. Jedenfalls schien es nichts Angenehmes zu sein. Sie schlugen die Tür zu. Die war solide. Dann hörten wir, wie sie einen schweren Riegel vorschoben. Schmeichler grinste grimmig, während er mir nach draußen folgte.
35. Kapitel
»Wieso hast du sie nicht härter angefaßt?« Schmeichler warf einen Blick hinter sich. »Du hast doch gesehen, wie sie ins Schwitzen gekommen sind, besonders, als du mit dem Buch herumgespielt hast.«
»Manchmal bevorzuge ich den indirekten Zugang. Efeu, warte hier. Pfeif, wenn jemand kommt.« Wir standen an einem kleinen Durchgang, der zu der winzigen Gasse hinter Kupfer & Felds Geschäft führte.
Der Laden hatte auf der Rückseite kein Fenster, was mich nicht überraschte. Selbst in den besten Vierteln der Stadt gibt es wenig Fenster im Erdgeschoß. Man fordert das Schicksal eben so wenig wie möglich heraus.
Aber es gab eine Hintertür. Die nicht viel sicherer war als ein Fenster. Warum brauchten die Jungs wohl eine Hintertür? Regelten sie so die Kundenbeschwerden?
Diese Tür jedenfalls führte in das Zimmer, in das die beiden Knaben geflohen waren. Und sie war so dünn, daß sie den erstickt geführten Streit kaum dämmte.
»... hättest du nicht daran denken können, statt es so offen rumliegen zu lassen?«
»Ich hab's vergessen. Klar?«
»Du hast es vergessen? Du hast es vergessen! Ich glaub's einfach nicht!«
»Er hat sich nichts dabei gedacht, das hast du doch gesehen. Ihn hat nur interessiert, wo dieses Jenn-Gör geblieben ist.«
»Warum hast du es ihm dann nicht gesagt, damit er verschwindet? Er mußte doch Verdacht schöpfen, so wie du ...«
»Ich habe es ihm nicht erzählt, Liebling, weil ich es nicht weiß. Sie war nicht mehr hier, seit ihre Mutter wieder in der Stadt ist.«
Sieh mal einer an.
»Hör endlich auf, dir über dieses verdammte Buch Gedanken zu machen. Ein Blödmann wie der kann nicht mal seinen eigenen Namen lesen.«
»Garrett...«, sagte Schmeichler.
Ich winkte ihm zu, damit er den Mund hielt, und lauschte, so angestrengt ich konnte. Ich mußte einige Lücken füllen, um alles zu verstehen.
Jedenfalls würde ich mich noch mal mit den beiden okkulten Korsaren unterhalten.
»Garrett!«
»Sekunde!«
»Ihr beiden Kerle seid hoffentlich verkleidete Rattenmüllmänner, denn wenn nicht...« Die Stimme war mir unbekannt.
»Welchen soll ich mir zuerst zur Brust nehmen, Garrett?«
»... dann werdet ihr in einem Müllwagen abtransportiert.« Der Süßholzraspler war Sprecher einer fünfköpfigen Gruppe in Clownkostümen mit Dreispitzen auf dem Kopf. Vermutlich war es die Uniform der örtlichen Wach- und Schließgesellschaft. Hatte ich nicht erwähnt, wie friedlich und selbstbewußt es in diesem Viertel zugeht? Ich werde alt und langsam. Erst habe ich es vergessen, und dann hab' ich nicht mal aufgepaßt.
Sie waren aus der Richtung gekommen, die Efeu nicht bewachte.
Hinter der Tür war die Unterhaltung versiegt. Logisch.
»Welchen darf ich zuerst?« Schmeichler brannte vor Tatendrang und wäre auch zweifellos mit ihnen fertig geworden. Sie waren nicht besonders groß, und ihre Bäuche quollen ihnen über die Gürtel. Sie hatten kleine, gemeine Schweinsäuglein. Schmeichlers geknurrte Bemerkung veranlaßte ihren Chef, nochmals alles zu überdenken. Seine Miene verriet, daß er Schmeichler zutraute, seinen Worten die Tat folgen zu lassen.
Es schien nicht die beste Gelegenheit für eine Schlägerei zu sein. Ich hatte noch ein Fläschchen von Gottfried Miltens magischem Fluchtelexier übrig.
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