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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Es war das letzte. Ich pfiff, damit Efeu wußte, daß etwas vorging, und warf dann die verdammte Flasche auf die Steine, den Ordnungshütern vor die Füße.
    Ich hatte Glück. Sie zerbrach.
    Ein häßlicher dunkler Fleck breitete sich aus, als lebte er. Die Brunos zuckten nicht mal mit der Wimper. Sie begriffen, daß irgendwas passieren sollte, und hatten nicht vor abzuwarten, bis es soweit war.
    Ich packte Schmeichlers Arm. »Wird Zeit, zu verduften.«
    Eine dünne Nebelspirale erhob sich von den Steinen in die Luft. Immerhin, lieber spät als gar nicht. Dummerweise schlängelte sie sich auf mich zu, den einzigen, der sich bewegt hatte.
    »He, Garrett«, murrte Schmeichler. »Muß ich wirklich mitkommen? Kann ich nicht vorher ein oder zwei Jungs fertigmachen?«
    »Laß dich nicht aufhalten. Aber du bist auf dich allein gestellt. Ich verzieh' mich.« Die Nebelspirale kam immer näher.
    Ich machte mich schnell und energisch vom Acker und schnappte mir Efeu, als ich aus dem Durchgang schoß. Der Gottverdammte Papagei begann vor Entsetzen einen seiner bemerkenswerteren Sermone.
    Schmeichler schien eine unverhoffte Eingebung gehabt zu haben, denn er folgte mir vernehmlich auf den Fersen.

 
36. Kapitel
     
    Die Straßentür von Kupfer & Feld war zu. Das GESCHLOSSEN-Schild stand im Fenster, und die Rollos waren heruntergezogen. Ich hatte das Gefühl, daß die Jungs nicht auf unser Klopfen reagieren würden.
    »Wir knöpfen uns die Typen vor, wenn sie glauben, daß wir sie vergessen haben. Jetzt sollten wir uns schleunigst nach einer freundlicheren Gegend umsehen.« Ich konnte jede Menge Clownkostüme sehen. Das war auch nicht so schwer, weil die Straße wie leergefegt war. So läuft es in TunFaire.
    Wir liefen so schnell, wie Efeu mit diesem blöden Vogel auf der Schulter mithalten konnte. Die kostümierten Brunos ließen es dabei bewenden, uns aus ihrem Territorium vertrieben zu haben.
    »Schmeichler«, fragte ich eine Weile später, »weißt du, warum ich lieber allein arbeite?«
    »Hä? Nee. Wieso?«
    »Wenn ich allein arbeite, ist niemand da, der meinen Namen vor Leuten nennt, die ihn nicht wissen sollen. Und zwar nicht nur einmal, sondern gleich viermal.«
    Er dachte darüber nach und kam schließlich zu dem Schluß, daß ich vielleicht angesäuert war. »Sag mal! Das war wohl ziemlich blöd, was?«
    »Ja.« Warum sollte ich auf die Gefühle des Langen Rücksicht nehmen? »Ein derartiger Fehler kann tödlich sein.«
    Andererseits hatten die Kostümständer keinen Anlaß, mich zu verfolgen. Sie hatten mich vertrieben, bevor ich meine Taschen mit Kostbarkeiten gefüllt hatte, die ihrer Meinung nach nur sie einkassieren durften. Sie konnten sich gegen die Brust schlagen und der Handelskammer weismachen, daß sie mächtige Jäger und Beschützer waren.
    Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß diese beiden schlappschwänzigen Piraten die Sache weiterverfolgten. Ihnen ging es nur um das Buch. »Halt den Schnabel, du mutierte Taube«, brummte ich zwischendurch.
    Das Buch gab mir Rätsel auf. Ich hatte alle drei Bände von »Niemals Werden Raben Gierig« gelesen, während ich in der Bibliothek herumlungerte. Die Geschichte schilderte einen Erbstreit zwischen verschiedenen Gruppen von Leuten, die alle irgendwie miteinander verwandt waren. Der Preis war eine nur nominelle Königswürde über einen lockeren Verbund von Barbarenstämmen. Keine einzige Person aus dieser ganzen Saga hätte man gern zu sich nach Hause eingeladen. Und der Held, dieser Falk, hat in seinem Leben mehr als vierzig Leute umgebracht.
    »Niemals Werden Raben Gierig« basierte auf tatsächlichen Begebenheiten, die durch mündliche Überlieferung angereichert worden waren, ein paar Jahrhunderte, bevor man sie aufgeschrieben hatte.
    Die Geschichte hatte mir wenig Spaß bereitet, unter anderem auch deshalb nicht, weil keine liebenswerten Leute mitspielten. Aber noch mehr, weil der Autor offensichtlich die Verpflichtung verspürt hatte, alle Vorfahren und Sprößlinge der handelnden Personen sowie der Leute aufzuführen, die umgebracht worden waren oder geheiratet hatten. Nach einer Weile wurde es schwierig, alle Thoras, Thoralfs, Thorolfs, Thorolds, Thords, Thordises, Thorids, Thorirs, Thorins, Thorarins, Thorgirs, Thorgyers, Thorgils, Thorbalds, Thorvalds, Thorfinns und Thorsteins auseinanderzuhalten, ganz zu schweigen von den zahlreichen Oddins und Eiriks und Harraids – von denen auch noch jeder seinen Namen nach Lust und Laune ändern

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