Spitze Buben
Magiern anfangen. Dorthin wollte sie, als sie sich getrennt haben.« Ahrm lächelte bösartig.
»Willst du damit sagen, Hackebeil hätte sie mit der Wahrheit reingelegt?«
»Vielleicht nur, damit du dich in die richtige Richtung bewegst.« Seine Zähne blitzten. Er mußte etwa zweihundert davon haben. Und es sah aus, als hätte er wieder damit angefangen, sie zu feilen. »Dachte mir schon, daß dich das aufweckt.«
»Wie ein Tritt in den Hintern.« Es wurde immer verwickelter. Ich machte Anstalten, aufzustehen.
»He!« knurrte Eierkopf. »Du hast mir gesagt ...«
»Fütter dieses Biest, Morpheus. Mit irgendwas Preiswertem. Zum Beispiel Hirsegrütze.«
»Wohin gehst du?«
Ich wollte es ihm sagen, aber da fiel mir auf, daß ich es selbst noch nicht wußte.
»Aha. Warum gehst du nicht einfach nach Hause? Verrammel die Tür, mach's dir gemütlich, lies was, und warte auf Dean. Vergiß Hacker Hackebeil und Smaragd Jenn.«
Ich bedachte ihn mit meinem mißtrauischsten Blick.
»Du hast doch schon einen Vorschuß bekommen, oder? Diese Jenn-Göre scheint sehr gut auf sich selbst aufpassen zu können.«
»Beantworte mir eine Frage, Morpheus. Warum ist sie von zu Hause weggelaufen?« Es könnte wichtig sein, wenn es in diesem Fall überhaupt um ein verschwundenes Kind ging.
»Dafür gibt es genauso viele Gründe wie Ausreißer.«
»Aber die meisten kann man darauf zurückführen, daß die Kinder der elterlichen Kontrolle entkommen wollten. Ich weiß nicht viel über Smaragd. Und ich weiß nicht genug über ihre Mutter. Ihre Beziehung ist mir ein Rätsel.«
»Was habe ich dir eben empfohlen? Stocher weiter nicht darin herum, Garrett. Du hast keinen Grund mehr dafür. Und noch mehr Ärger kannst du nicht brauchen. Laß los. Gib ein bißchen Geld aus und verbring deine Zeit mit Schatz.«
»Was?«
»Die Götter mögen uns behüten«, knurrte Eierkopf. Er ließ die Kelle kurz sinken. »Er hat wieder diesen Blick, nicht?«
»Welchen Blick?«
Die Antwort gab mir Morpheus. »Diesen dummen, eigensinnigen Blick, den du immer dann kriegst, wenn du kurz davor bist, mit beiden Beinen in eine Sache zu springen, ohne daß selbst du einen Grund angeben könntest.«
»Kurz davor? Ich steckte schon seit vier Tagen in der Sache drin.«
»Und jetzt bist du draußen, weil du spitzgekriegt hast, daß es ein Spiel ist, für das du nicht engagiert worden bist. Du bist wie üblich herumgestolpert und hast Geschirr zerdeppert. Jetzt ist es vorbei. Du bist draußen. Und du bist solange in Sicherheit, wie du niemanden wirklich wütend machst. Nimm es als ein Phänomen. Du rennst doch auch nicht wie ein Verrückter durch die Gegend und versuchst rauszufinden, warum es bei den Landungsbrücken drei Tage lang Frösche regnet, oder?«
»Aber ...« Das hier war was anderes.
»Es ist nicht mehr nötig, das Mädchen zu suchen. Nicht um ihretwillen, wenn es das ist, was dich antreibt.«
»Garrett!« Ich sprang auf, weil ich nicht damit gerechnet hatte, daß Eierkopf so laut brüllen würde. Alle im Gastraum starrten ihn an. »Es klingt logisch. Also hör auf ihn. Nichts, was ich bisher von dem Fall gehört habe, deutet darauf hin, daß sich diese Leute wirklich Sorgen um das Mädchen machen.«
»Morpheus klingt immer vernünftig«, gab ich zu.
Ahrm sah mich scharf an. »Aber?«
»Nichts aber. Ich meine es so. Du hast den Punkt getroffen. Es bringt nichts, wenn ich in diesem Fall weitermache.«
Morpheus beäugte mich, als hielte er mich für so verrückt, daß er mich gleich in eine andere nasse Decke wickeln wollte. »Ich meine es wirklich«, beschwerte ich mich. »Ich geh' nach Hause, ärgere mich mit Eleanor herum und leg' mich aufs Ohr. Morgen mache ich mich dann daran, meine Gäste rauszuwerfen. Alle. Nur eins beschäftigt mich noch.«
»Und das wäre?« Morpheus war nicht überzeugt. Ich konnte nicht glauben, daß sie annahmen, ich wäre so sehr mit dem Edler-Ritter-Bazillus infiziert.
»Könnte Smaragd ein anderer Hacker Hackebeil in Verkleidung sein? Glaubt ihr, er könnte sich so gut schminken, daß er als Achtzehnjährige durchgeht?«
Morpheus und Eierkopf wollten mich fragen, warum er das überhaupt tun sollte, aber es kam kein Wort über ihre Lippen. Sie wollten mir nichts zum Fraß vorwerfen, was mich auf die Jagd nach etwas möglicherweise Tödlichem bringen konnte.
»Ich bin einfach nur neugierig. Immerhin hat er den Ruf, ein Meister der Verkleidungen zu sein. Und Lou Latsch hat mir gesagt, er wäre der Meinung, seine
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