Spitze sein, wenn's drauf ankommt

spielt Angst im Sport? Richtig, Angst hat eine große Bedeutung und begleitet jeden Sportler durch seine gesamte Karriere. Es zeigen sich dieselben Ängste wie in der Wirtschaft, in der Schule oder im Alltag. Sportler haben Angst zu verlieren, Angst zu versagen. Es gibt auch hier die Angst vor dem Gewinnen – die Angst, sich kurz vor dem Sieg in die Hosen zu machen.
    Sportler: Der Gedächtnisweltmeister und achtfache Deutsche Meister im Gedächtnissport Dr. Gunther Karsten beschreibt die zerstörerische Wirkung von Angst sehr anschaulich: „Angst ist ein kritischer Faktor. Sie schwebt als Monster über dir. Angst löscht so viele Informationen. Wenn ich mir ein mentales Bild mache und Angst habe, mich daran später nicht zu erinnern, dann kann es geschehen, dass ich mich genau an das Bild erinnere, aber nicht an die Bilder davor und danach. Ein Blackout kann verheerende Auswirkungen haben, denn damit fehlen mir viele Punkte. Deshalb ist das Glückstraining – das positive Denktraining – so wichtig, vor allem für kritische Situationen, in denen ich zu Angst neige…“
    Angst und Druck hängen eng miteinander zusammen. Entweder setzen dich andere mit ihren Erwartungen unter Druck oder du dich selbst. Ich habe z.B. jedes Mal großen Druck, wenn ich einen Vortrag halte. Die Teilnehmer erwarten, dass ich einen klasse Vortrag abliefere – am liebsten eine Show. Gesetzt den Fall, ich hielte einen schlechten, langweiligen Vortrag und sagte anschließend zu meinen Teilnehmern: „Sie hätten mich gestern erleben sollen. Da war ich so gut, dass die Zuhörer anschließend auf den Stühlen standen und begeistert applaudiert haben.“ Würde das den Zuschauer interessieren? Mit Sicherheit nicht. Er erwartet eine Topleistung von mir. Das bedeutet, ich stehe bei jedem Vortrag unter extremsten Druck, meine persönliche Bestleistung abzurufen – vor allem schon deshalb, weil das Thema „Persönliche Bestleistungen“ Inhalt meiner Vorträge ist. Somit erwartet jeder vonmir, dass ich das lebe, was ich vermittle. Und weißt du was? Das ist auch gut so.
    Jeder von uns hat Druck. Stell dir einmal vor, du könntest ohne Druck große Erfolge erzielen. Dann könnte das, was du machst, fast jeder. Wodurch willst du dich noch von anderen unterscheiden und dich positiv abheben, wenn das, was du tust, alle können? Hast du das Ziel, sehr erfolgreich zu werden, erreichst du das nur, wenn du es schaffst, mit großem Druck umzugehen. Ansonsten verringern sich deine Erfolgschancen dramatisch. Je schwieriger es ist, zu gewinnen und Erfolge zu haben, desto weniger Menschen können es und desto höher ist der Druck. Deswegen wird es weitaus besser bezahlt. Wenn du hingegen hohen Druck vermeiden willst, ist das selbstverständlich in Ordnung. Bitte unterlasse dann jedoch in Zukunft das Quaken, dass dein Leben anders verläuft als gewünscht.
    Gleichgültig in welchem Lebensbereich, gleichgültig in welchem Sport, die wirklich Guten – die Gewinner – lieben den Druck. Das zeichnet diese Menschen besonders aus.
    Sportler: Steffi Nerius, u.a. Weltmeisterin im Sperrwurf 2009 in Berlin, sagt: „Den Umgang mit hohen Drucksituationen mußte auch ich erst lernen. Ich habe immer versucht, den Druck von außen in positive Energie umzusetzen. Wenn man nur noch auf die Erwartungen und Vorstellungen von Außenstehenden achtet, dann frisst einen der Druck auf.“ Der Nationaltrainer der Hockeydamen Michael Behrmann sagt: „Je öfter du hohen Drucksituationen ausgesetzt bist, desto gelassener wirst du. Es setzt eine gewisse Gewöhnung ein…“
Sportlerinterview Felix Loch
    Rechte: Rolf Kosecki
    Felix Loch ist der neue Stern am deutschen Rennrodlerhimmel und der legitime Nachfolger von Dreifach-Olympiasieger Georg Hackl (Hackl Schorsch). Mit drei Jahren schaute Felix Loch bei "Hackl-Schorsch" in der Werkstatt vorbei und schraubte mit am Schlitten. Mit Fünf saß er erstmals in Königssee selber darauf. „Er hat das Talent schon mit der Muttermilch aufgesogen“, sagt Hackl über seinen Zögling.
    2008 wurde Felix mit 18 Jahren der jüngste Weltmeister aller Zeiten im Einsitzer. 2010 gewann er in beeindruckender Weise auf der Olympiabahn in Whistler Gold und ist mit 20 Jahren der jüngste Rodel-Olympiasieger aller Zeiten im Einsitzer. Noch höher anzurechnen ist Felix Leistung, wenn du bedenkst, dass er im Wettkampf mit bis zu 150 km/h eine Eisbahn herunter schoss, auf der wenige Tage zuvor ein georgischer Athlet ums Leben kam. Felix stürzte im