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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht ans Messer liefern wollten?«
    »Jetzt fangen Sie schon wieder damit an, verdammt noch mal.« Körtners Entrüstung war echt, und Steiger versuchte sofort zu beschwichtigen.
    »Schon gut, schon gut, Herr Körtner, ich glaube Ihnen ja.«
    Körtner wurde ruhiger, und Steiger hatte nicht gelogen. Er glaubte dem Mann.
    Wenn das aber richtig war, was dieser Rentner erzählte, dann gab es nur eine Möglichkeit. Das auf dem Foto war eine Kennzeichendublette.
    »Sie können mir einen großen Gefallen tun, Herr Körtner.«
    Der Gesichtsausdruck des alten Mannes sah nicht danach aus, als ob er das mit Freuden tun würde.
    »Kann ich das Foto haben? Sie kriegen es bestimmt zurück, oder ich kopiere es mir hier in der Nähe in einem Supermarkt und bringe es gleich wieder.«
    Körtner winkte überraschenderweise ab.
    »Meinetwegen nehmen Sie es mit. Die Sache ist ja verjährt, und meine Frau wollte den ganzen Scheiß ohnehin entsorgen.«
    »Vielen Dank! Ich bring’ es trotzdem zurück«, sagte Steiger und überlegte, wo die Frau des Mannes sein konnte.

40
    Auf dem Weg zur Autobahn hatte Steiger es sich durch den Kopf gehen lassen, und ihm war die Idee gekommen, den kleinen Umweg zu machen.
    Zwar musste er Bamogo das Foto zeigen, auch wenn die Qualität sehr schlecht war, aber das konnte später noch passieren. Vorher wollte er sich einmal die Gegend ansehen, aus der Caroline Thamm die beiden SMS geschickt hatte. Das Gebiet, das der Kreis auf Tonis Karte umschloss, lag ein Stück nördlich der A40, hatte vielleicht einen Durchmesser von zehn Kilometern, wenn er richtig schätzte, und war von Köln eine Autostunde entfernt. Wenn er den Sechszylinder, der jetzt wieder einen satten, gleichmäßigen Ton hatte, ein wenig forderte, vielleicht auch ein paar Minuten weniger. Ein Teil dieses Kreises wurde durch die Grenze zu den Niederlanden abgetrennt, und soweit man es nach der Karte beurteilen konnte, war es eine ziemlich ländliche Gegend, in der nur wenige kleine Ortschaften lagen, zumindest keine größere Stadt.
    Immer und immer wieder hatte er das, was er wusste, durchdacht und neu zusammengefügt, hatte sich Fragen gestellt und versucht, Möglichkeiten zu finden, andere Erklärungen, Alternativen zu dem, was auf der Hand lag, aber es waren einfach zu viele Eigenartigkeiten – jetzt benutzte er dieses verdammte Wort schon selbst beim Denken –, um sie zu ignorieren. Die Opfer waren vom Typ und der Herkunft vergleichbar, junge Mädchen aus dem unteren Milieu. Zwei Täter hatten fast identische Verletzungen, die ihnen die Opfer beigebracht hatten, zweimal tauchten Autos auf, die wahrscheinlich mit Kennzeichendubletten durch die Gegend gefahren waren, die Opfer waren immer über mehrere Tage verschwunden und wurden dann mit einem eindeutigen Spurenbild gefunden, so verflucht eindeutig, dass es alle Zweifel beseitigte und die Gerichtsverhandlung zur Formsache machte. Alle Täter waren durch anonyme Hinweise gefasst worden und konnten sich an die Tat nicht erinnern, jedenfalls behaupteten sie das.
    Er fuhr von der Autobahn ab und schätzte, dass er etwa in einer Viertelstunde in dem Gebiet sein müsste.
    Alle diese Dinge hatte er in den dreißig Jahren immer mal wieder erlebt, Abwehrverletzungen der Opfer, anonyme Hinweise und Ähnlichkeiten der Opfer, manche sogar häufiger, aber dass gleichzeitig bei drei Ermittlungen derartig viele Parallelen auftraten, war absolut ungewöhnlich und wahrscheinlich nur deshalb bisher nicht aufgefallen, weil alle Fälle eigentlich schon nach zwei Tagen gegessen waren, spätestens dann, wenn das Ergebnis der DNS -Untersuchung da war und danach keine Sau mehr danach fragte. Aber wenn es doch einen Mittäter gab, wenn diese Männer es nicht allein waren, warum deckten die dann alle ihren Mittäter?
    Steiger rollte an einem Ortseingangsschild vorbei und sah mit einem Blick auf die Karte, dass dieser Ort schon innerhalb des Kreises lag, den er mit einem Bleistift von der Skizze ungefähr in den Straßenatlas übertragen hatte. Das Teil lag aufgeschlagen auf dem Beifahrersitz, war schon sechs Jahre alt und hatte die Zeit im hinteren Fußraum nicht besonders gut überstanden, aber es reichte für diesen Zweck. So viele neue Straßen wurden in dieser Gegend wahrscheinlich nicht gebaut, dachte er.
    Es war ein Kaff, wie es im Buche stand. In der Ortsmitte ragte ein Kirchturm in den Himmel, und irgendwo gab es sicher eine Kneipe, die »Zur Linde« oder »Dorfkrug« hieß, obwohl Steiger sie beim

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