Splitter im Auge - Kriminalroman
späten Nachmittag war die Chance, noch auf jemanden zu treffen, vielleicht sogar auf Gisa, relativ groß. Und er hatte keine Lust auf Diskussionen, warum er an seinen freien Tagen kein Zuhause habe.
Mit einer Vorsicht, die ihn eigentlich verdächtig machte, ging er trotzdem, und es war, wie er befürchtet hatte. Gisa war noch da und witterte sofort etwas. Einen entsprechenden Spruch konnte sie sich tatsächlich nicht verkneifen, und er log ihr etwas von »Handy irgendwo vergessen« vor. Zum Glück war sie gerade dabei zu gehen, und er begleitete sie nach draußen, um seine Legende aufrechtzuerhalten. Allerdings nur bis zur Wache, weil Batto mittlerweile wieder reingekommen war.
Über den Wachtisch gebeugt, verfolgte er am Funk, wie seine Leute versuchten, den Täter einzukreisen, der sich auf irgendein Firmengelände geflüchtet hatte.
»Hi«, sagte er zu Steiger, lächelte kurz und war sofort wieder konzentriert. Nach ein paar Minuten war der Mann festgenommen. Ein Diensthundeführer hatte seinen Waldi ins Gelände gejagt, und der hatte keine zwei Minuten gebraucht. Steiger war nicht unbedingt ein Hundefreund, aber im Dienst und in solchen Situationen waren die Fellträger echt zu gebrauchen. Es war nur immer wichtig, zwei Schritte hinter dem Hundeführer zu gehen.
»Komm mit ins Aquarium«, sagte Batto und ging vor. Steiger erinnerte sich, dass das DGL -Büro schon so genannt wurde, als er bei der Polizei angefangen hatte, weil es von der Wache nur mit einer Glaswand abgetrennt war. Manche Dinge änderten sich wohl nie.
»Hast du ’nen Augenblick Zeit?«, fragte Steiger.
Batto hatte die Tür wie üblich offen gelassen, nickte und fragte: »Isses so ernst, wie es sich anhört?«
»Nee, ich brauch’ einfach noch mal eine Meinung von einem Schutzmann, der nicht meint, dass ich einen an der Kirsche habe.«
»Dann solltest du lieber jemand anderen fragen«, sagte Batto mit völlig ernstem Gesicht. Im nächsten Augenblick lachte er dieses Lachen, das einen für ein paar Sekunden das Denken einstellen ließ, egal, ob man Mann oder Frau war. »War nur ein Scherz, mein Lieber, erzähl weiter.«
Steiger erzählte alles, was er in den letzten Tagen ermittelt hatte, von den SMS , dem silbernen Passat, dem Mann mit der Mütze und den Parallelen zu den anderen Fällen. Zum Schluss zeigte er Batto das Foto von Körtner.
»Du glaubst echt, da gibt es noch einen zweiten Mann?«
»Ja«, sagte Steiger, »ich finde, es geht nicht anders« und schwieg dann bewusst.
Batto sah ihn erst skeptisch an und sagte dann: »Ich finde, du solltest langsam aufhören, ständig dieses Zeug zu rauchen.« Er lachte wieder. »’tschuldigung, ich bin heute etwas albern«, schob er sofort mit beschwichtigender Geste hinterher. »Nein, im Ernst, ich kann dir so auf die Schnelle nichts Fundiertes dazu sagen, aber nach dem, was du sagst … Warum sind die anderen denn nicht darauf gekommen, damals? Ihr wart ja schließlich ’ne komplette Kommission mit vielen schlauen Leuten?«
»Weil wir die Dinge teilweise nicht wussten.«
»Tja, und das Foto… Schreib doch was dazu, das ist nie falsch und zwingt sie zu einer Reaktion.«
»Dann werden sie sagen: Aufgrund dieses Fotos will ein Bimbo einen Mann wiedererkennen, den er vor Monaten einen Augenblick gesehen hat?«
»Ist ja auch ein Scheißfoto. Sind solche Fotos doch meistens. Nur wenn du selber drauf bist, sind sie meistens scharf.« Batto machte eine Pause, sah Steiger an, und sein Gesicht bekam einen anderen Ausdruck. »Aber wir können es gern mal anders zu Ende denken, wenn es dir hilft. Was stand denn in den SMS , die das Opfer noch gesandt hat?«
Steiger sagte es ihm, und Batto stand auf und ging zum Fenster. »Gehen wir doch mal davon aus, dass die erste Nachricht ein echter Hilferuf war. Hast du schon mal daran gedacht, dass die zweite getürkt sein könnte, eventuell unter Aufsicht des Täters geschrieben wurde?« Er schnaufte einen kurzen Lacher. »Vielleicht sogar von ihm selbst geschrieben wurde?«
Daran gedacht hatte Steiger, aber er hatte den Gedanken noch nicht weiter verfolgt.
»Ich finde, das würde noch mehr für deine Annahme sprechen«, sagte Batto, »dass in der Gegend, aus der die SMS kam, die Sache zu Ende war. Vielleicht hat er das Handy erst überprüft, als er zu Hause war.«
Steiger überlegte und begann, langsam zu nicken.
Ein junger Wachtmeister kam herein und erzählte etwas von Schwierigkeiten bei der Festnahme des Drogeriemarkträubers.
»Ich komme
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