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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den Rechner ab und ging.
    Auf der Wache hatte der Nachtdienst schon übernommen, und Batto war nicht mehr da. Steiger hätte sich gern verabschiedet. Jetzt war ihm nach einem Bier.
    Es lag nicht an der Musik, die fehlte, oder daran, dass der Fernseher aus war, die Stimmung im »Totenschädel« war greifbar wie ein Vorhang, und die Szene, als er die Kneipe betrat, erinnerte Steiger an ein düsteres Gemälde, das er mal gesehen hatte, auf dem ein fettes, rotes Tier, das aussah wie ein erschrockener Teufel, in einem dunklen Raum auf einem Schrank saß und herunterblickte.
    Es waren die üblichen Leute da, und er setzte sich auf seinen üblichen Hocker. Christa kam zu ihm, sah ihn über die Theke hinweg an und machte eine bedeutungsvolle Pause. »Ernesto ist tot«, sagte sie schließlich und machte wieder eine Wirkungspause.
    »Mein Gott, so plötzlich«, sagte Steiger. »Was hat er denn … Ich meine, woran ist er denn gestorben?«
    »Herzinfarkt«, sagte Christa und goss ihm einen Schnaps ein. »Die Flasche geht auf mich, und wir trinken sie auf ihn.«
    Sie ging die Theke entlang und machte die Gläser voll. Alle prosteten Steiger zu und warfen den Kopf in den Nacken.
    Ernesto war tatsächlich Spanier gewesen und mit seinen Eltern schon in den Fünfzigerjahren nach Deutschland gekommen, Steiger wusste das, kannte aber nicht Ernestos Nachnamen, wie ihm jetzt auffiel. Er war fanatischer BVB -Fan und hatte immer erzählt, früher selbst in der Jugend bei Borussia gespielt zu haben, zusammen mit Leuten wie Hoppy Kurrat, bis eine Krankheit die hoffnungsvolle Karriere beendete, noch ehe sie angefangen hatte. Aber niemand wusste, ob das stimmte.
    Im »Totenschädel« war er jedenfalls Stammspieler gewesen, dachte Steiger. »Wie alt ist er denn geworden?«, fragte er.
    »Achtundsechzig«, sagte Christa, »im Schlaf gestorben. Schöner Tod, oder? Einfach so rübergeschlafen.«
    Steiger nickte und fragte sich, ob das wirklich ein schöner Tod war, ob er auch mal im Schlaf von den Füßen geholt werden wollte. Niemand wusste schließlich, ob das wirklich so kampflos war, wie es hinterher immer aussah. Vielleicht fand innerlich ja Grauenvolles statt.
    »Dann ist er ja mit einem Borussen-Sieg rübergeschippert«, sagte er, »und dann noch gegen die Blauen.«
    Einige sahen ihn an und nickten mit einem traurigen Lachen.
    Steiger war sich sicher, dass das für Ernesto von Bedeutung war.

42
    Der Regen war ein Hauptgewinn, dachte er. Kaum Fußgänger, und die Hundebesitzer beeilten sich auch mehr als sonst, damit das Vieh hinterher in der Wohnung nicht so stank.
    Gestern war er umsonst gekommen, sie hatte nicht gearbeitet. Das mit dem »jeden zweiten Tag« schien sie ernst gemeint zu haben.
    Obwohl er schon eine Stunde in der Gegend war, hatte er noch nicht sehen können, ob sie heute arbeitete, weil der Kassenbereich von außen ziemlich verstellt war. Auf das Gelände selbst wollte er wegen der Kameras auf keinen Fall, nicht am Tag ihres Verschwindens.
    Er rollte noch einmal langsam an der Tankstelle vorbei, und in dem Augenblick kam sie nach draußen und hantierte an einem der Ständer mit Holzkohle herum.
    Das wäre geklärt. Er war beruhigt und sah auf die Uhr. Wenn sie so lange arbeitete, um den letzten Bus zu bekommen, hatte sie noch ungefähr eine halbe Stunde. Die Bus- und Bahnfahrpläne hatte er mittlerweile im Kopf, das gehörte zur Vorbereitung, die dieses Mal ohnehin sehr kurz und wenig aufwändig gewesen war.
    Er stellte sich in die Parkbucht vom letzten Mal und ging noch einmal alle Punkte durch, ob er nicht etwas vergessen hatte. Eine so kurz vorbereitete Aktion hatte er zuletzt vor fünf Jahren in einem kleinen Ort in der Eifel gemacht. Damals war ihm ein Fehler unterlaufen, weil er nicht beachtet hatte, dass der letzte Schultag war. Aber es war ohne Folgen geblieben.
    Aus einer der Hofeinfahrten kam eine Frau, die ein Regencape in demselben Rot trug wie das ihres Hundes, eines grauen Pudels. Sie ging langsam an seinem Auto vorbei, ließ das Tier fünfzig Meter weiter in die Botanik kacken und kam wieder zurück. Sehr gut, dachte er und hoffte, dass das die letzte Störung war, weil die relevante Zeit immer näher rückte. Die Frau hatte den Kopf wegen des Regens die ganze Zeit gesenkt und ihn wahrscheinlich nicht gesehen.
    Nach fünf Minuten sah er, wie die Ablösung auf das Tankstellengelände fuhr. Es war derselbe Bursche wie am Dienstag, und der Roller schien wieder in Ordnung zu sein. Er sah in den Rückspiegel,

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