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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Albert Trampe, etwas zu sagen, aber man verstand nur leises Rasseln. Er versuchte es wieder, und wieder war es kaum zu verstehen. Robert verließ seinen Platz, ging an die andere Seite des Bettes und beugte sich so nah zu seinem Vater, wie er ihm seit seiner Kindheit nicht gekommen war, so nah, dass er die Wärme seines Körpers spürte. Und jetzt, als sich ihre Gesichter fast berührten, konnte er verstehen, was der alte Mann sagte. Er sagte: »Du bist schuld.«

52
    2010
    Obwohl er vorher hinter dem Glas nach ihm Ausschau gehalten hatte, sah er seinen Bruder erst in dem Augenblick, als sich die automatische Tür zum Sicherheitsbereich öffnete. Sein Gang war mühsam wie immer, er stützte sich schwer auf den Stock und zog mit der anderen Hand die Kordel des Koffers, der bei jedem Schritt einen kleinen Ruck bekam und über die glänzenden Fliesen rollte. Den Mantel hatte er sich über die Schulter gelegt; die Deckenbeleuchtung spiegelte sich auf der dunklen Brille, als er näher kam.
    »Hallo, Max«, sagte er, wollte ihm flüchtig mit der Außenseite der Finger über das graue Haar an der Schläfe streichen, ließ es aber im letzten Augenblick sein und nahm ihm den Koffer ab. »Du machst einen müden Eindruck.«
    »Ja«, sagte Max Trampe, und Robert hörte die Erschöpfung und den Ärger und noch etwas anderes, was er nicht einordnen konnte.
    Sie gingen nebeneinander, und Robert bemühte sich, den langsamen Gang selbstverständlich aussehen zu lassen, obwohl es ihm schwerfiel.
    »Soll ich einen Rollstuhl besorgen? Der Weg zum Auto ist ziemlich lang. Außerdem müssen wir uns ein wenig beeilen. Ich erkläre dir im Wagen, warum.«
    »Keinen Rollstuhl«, sagte Max.
    »Weißt du, warum der Flug Verspätung hatte?«
    »Irgendetwas Technisches«, sagte Max, und Robert konnte hören, wie ihm das Laufen schon ein wenig den Atem nahm.
    Am Auto verstaute er den Koffer und vermied es, seinem Bruder beim Einsteigen zu helfen. Robert steuerte den BMW aus dem Parkhaus auf die Autobahn und gab Gas.
    Er hatte am Morgen vor der Abfahrt noch einmal im Internet recherchiert, hatte die Seiten der Polizei und einiger Organisationen besucht und in verschiedenen Foren nachgesehen. Nach dem Mädchen wurde schon öffentlich gesucht, nach dem Mann noch nicht. Auch gab es keine Hinweise, wer der Mann sein könnte. Das Internet kannte zwar einige Artur Adams, auch aus Gelsenkirchen, aber jener, der bei ihm im Bunker lag, war offensichtlich nicht darunter. Er hatte sich vorgenommen, so bald wie möglich nach Gelsenkirchen zu fahren und sich anzusehen, wo der Mann wohnte.
    »Hast du mir etwas besorgt?«, fragte Max nach einer Weile.
    »Ja«, sagte Robert und sah ihn kurz von der Seite an. »Es ist etwas im Bunker, schon seit zwei Tagen, weil ich eher mit deiner Rückkehr gerechnet habe. Es ist alles vorbereitet, wie immer.«
    Er drückte einmal kurz das Knie seines Bruders. Manchmal reagierte Max unwillig auf solche Gesten, selbst wenn niemand anderes dabei war, aber Robert wünschte sich, dass er sie trotzdem genoss.
    »Du kannst dir dieses Mal nicht so viel Zeit lassen wie beim letzten Mal. Sechs Tage waren zu lang. Du weißt doch, solange sie sie nicht zurückhaben, suchen sie nach ihnen. Danach suchen sie nicht mehr. »
    Max’ Blick war nach vorn gerichtet, und seine Wangenknochen begannen kaum merklich zu mahlen.
    Robert kannte dieses Mahlen, und er wusste, was es bedeutete, wie er alle anderen Ticks seines Bruders kannte, das häufige Schürzen der Lippen, das Kräuseln der Nase. Er hatte über die Jahre gelernt, diese Bewegungen wie eine Bedienungsanleitung zu lesen, weil sich Max immer in einem anderen Zustand befand, weil sich sein Kopf bei jeder dieser Äußerungen in einem anderen Raum bewegte. In manchen Situationen konnte man ihn ansprechen, in anderen war es weniger günstig. Manche gingen auch den Anfällen voraus, und Robert konnte Vorkehrungen treffen, dass nichts passierte. Aber das ging natürlich nur, wenn er dabei war. Auf den Geschäftsreisen seines Bruders war es nicht möglich.
    Eine Zeit sagte niemand etwas, und obwohl er wegen der dunklen Brillengläser seines Bruders nichts erkennen konnte, wusste Robert, dass Max nicht schlief.
    Schließlich nahm dieser die Brille ab und rieb sich die Augen. Er begann mit kreisenden Bewegungen von der Nasenwurzel aus und rieb dann die Lider mit Daumen und Zeigefinger von außen nach innen, wobei er das Glasauge ein wenig zurückhaltender behandelte. Als Letztes strich er mit dem

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