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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erkannte. »Geh nach Hause!«, sagte er zu ihm.
    Linda blutete aus mehreren kleinen Wunden und aus der Nase. Er nahm ihr das Tuch aus dem Mund, weil sie kaum mehr atmen konnte, und stellte sich vor die Liege.
    »Ihr verdammten Arschlöcher«, sagte sie, als sie wieder Luft bekam. »Das habt ihr nicht umsonst getan, ihr Schweine, das schwör’ ich euch.«
    Robert setzte sich auf den Stuhl und überlegte.
    »Nein, ich mache nichts«, sagte sie, und ihre Stimme hatte plötzlich einen anderen Klang. »Ich sage nichts, ehrlich. Mach mich nur los.« Sie redete unentwegt mit dieser zitternden Stimme auf ihn ein, und er sah, dass ihr die Tränen liefen.
    Er hatte nach einer Lösung gesucht, und nach einer Weile stand er auf und ging in die Richtung, in der das Haus Samarien lag.
    Er hatte Glück und fand Dieter in der Nähe des Hauses auf einer Bank. Er war allein und spielte mit einer toten Amsel, die er mit einem Stock im Staub hin und her schob.
    »Willst du mal richtig Sex machen?«, fragte Robert ihn, und Dieter war so überrascht, dass er im ersten Moment gar nicht reagierte.
    Sie gingen zur Hütte zurück, und mit jeder Frage, die Robert ihm beantwortete, wurde Dieters Sprache kindlicher, bis er nur noch gluckste und grinste.
    Als er Linda sah, schien er im ersten Moment wegen des Blutes geschockt zu sein, aber das legte sich schnell.
    »Warte einen Moment«, sagte Robert Trampe, ging zum Felsvorsprung und kam mit einer Handgranate zurück.
    »Hier«, sagte er zu Dieter, der in seiner Sporthose eine deutliche Erektion hatte, »du musst ihr den Stiel reinstecken.«
    Linda hörte, was er sagte, und begann zu schreien. Robert fand den Lappen unter dem Bett und steckte ihn ihr wieder in den Mund.
    »Also, du musst ihr den Stiel reinstecken …«
    »In die Möse«, sagte Dieter mit einem Grinsen, und es hörte sich an, als wollte er es nur einmal sagen.
    »Ja, in die Möse. Und dann ziehst du diesen Knopf.« Robert zeigte ihm die kleine Kugel aus Metall. »Dann bewegt es sich, das haben sie gerne. Den Knopf aber nicht vorher ziehen, ja?«
    Dieter nickte heftig mit ernsthaftem Gesicht.
    Robert schloss die Tür hinter sich und ging. Als er fast fünfzig Meter gegangen war, drehte er sich um und fragte sich, ob er dem Geisteskranken nicht zu viel zugetraut hatte. In dem Augenblick detonierte die Granate, das Glas der Scheibe zerbarst, und ein Stück des Daches flog in die Büsche. Robert überlegte, ob er nachsehen müsse, ob alles in Ordnung sei.
    Aber dann ging er nach Hause.
    Zwei Tage später holte ihn die Polizei zur Vernehmung. Er sagte ihnen alles, was er wusste. Dass er die Handgranaten aus dem alten Depot geholt und auch Dieter gezeigt habe. Dass er das Mädchen kenne, weil sie ihn im Krankenhaus gepflegt habe, und dass er mit ihr einmal in der Hütte gewesen sei. Da hätten sie auch den Geisteskranken getroffen, der dort öfter Sexzeitschriften gelesen und dabei onaniert habe.
    Sie vernahmen ihn den ganzen Tag und die halbe Nacht und stellten unendlich viele Fragen.
    Aber dann brachten sie ihn wieder nach Hause.
    Das Depot wurde leer geräumt und die Reste der Hütte eine Zeit später abgerissen. Dabei hatten die Brüder zugesehen.
    Es war das letzte Mal, dass sie im Wald waren.
    Zwei Jahre später erfuhr Albert Trampe, dass er Krebs hatte. Die Ärzte versuchten alles, was bei einem sehr reichen Mann möglich war, aber schon wenige Wochen nach der Diagnose ging es ihm an einem Abend so schlecht, dass die Pflegerin, die Georg, der Fahrer, eingestellt hatte, die Familie ans Bett des Kranken rief, nachdem der Pfarrer gegangen war. Annemarie Trampe kam nicht, und so waren nur die beiden Brüder da. Max stand an der Seite seines Vaters, und seine Knie berührten das weiße Laken des Bettes. Robert hatte sich ans Fußende gestellt und dabei seine Hände auf das blanke Metall des Krankenhausbettes gelegt, das sie extra angeschafft hatten, damit Albert Trampe die letzten Wochen zu Hause verbringen konnte.
    Sie standen lange so da und hörten auf den gleichmäßigen, flachen Atem ihres Vaters. Schließlich schlug er die Augen auf, blickte auf Max, und mit dem Rest seiner Kraft nahm er dessen Hand, drückte sie und lächelte schwach. Dann wandte er den Kopf und sah seinen jüngeren Sohn an. Robert kannte diesen Blick, mit diesem Blick hatte ihn sein Vater am Tag nach dem Unfall angesehen. Er hatte bei den Polizisten gestanden, die darüber gesprochen hatten, wie das hatte passieren können.
    Mit letzter Kraft versuchte

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