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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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auf. So würden wir das auch bei Ihnen machen. Sie legen zuvor in intensiven Befragungen fest, woran Sie sich später erinnern wollen. Nachdem wir eine künstliche retrograde Amnesie herbeigeführt haben, werden Sie in der anschließenden Rehaphase wieder mit Ihrer Vergangenheit konfrontiert. Mit Ausnahme der Erlebnisse natürlich, die Sie mit Ihrer Frau verbinden. »
    »Und was ist mit meinem Umfeld?«, fragte Mare. »Meinen Freunden, Bekannten, Sandras Schwiegervater? Sobald ich auf Constantin treffe, wird der mich doch auf den Tod seiner Tochter ansprechen.«
    »Nicht wenn Sie sie nie wiedersehen.«
    »Bitte ?«
    Bleibtreu rollte In seinem Schreibtischstuhl nach hinten und lächelte. Er war ganz in seinem Element und wirkte um Jahre jünger als vorhin in der Limousine. Auch seine Stimme war fester. »Genau deshalb sind Sie der geeignete Kandidat für uns. Sie arbeiten im sozialen Bereich, aber Sie selbst haben kaum ein soziales Umfeld. Ihre Eltern sind früh gestorben, zu Ihrem Bruder haben Sie keinen Kontakt mehr. Im Büro arbeiten Sie mit ständig wechselnden Mitarbeitern, zu Ihren Klienten haben Sie meist nur eine kurze Bindung.«
    »Aber meine Freunde würden mich vermissen.«
    »Die, die in den Groß kanzleien schuften und Ihren Geburtstag vergessen würden, wenn er nicht als OutlookTermin gespeichert wäre?«
    »Aber ich lebe doch nicht in einem Vakuum. Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich die Stadt verlassen?« Zu Marcs Erstaunen nickte der Professor. »Wir würden uns natürlich um Ihr neues Leben kümmern. Auch das ist Teil des Experiments. Wir bringen Sie in ein anderes Bundesland, verschaffen Ihnen dort einen Beruf, integrieren Sie in Ihre Nachbarschaft mit einer passenden Legende. Selbst die Transferkosten übernehmen wir. Dabei arbeiten wir übrigens mit Experten aus dem Zeugenschutz zusammen.«
    »Sie sind übergeschnappt«, sagte Marc mehr als Feststellung denn als Frage.
    »Sicher, wir gehen extreme Wege. Aber wer immer nur die ausgetretenen Pfade marschiert, wird nie eine neue Welt entdecken können.«
    Der Professor zog wieder nur die linke Augenbraue nach oben. »Bedenken Sie die Möglichkeiten, Marc. Als einer der ersten Menschen auf diesem Planeten könnten Sie einen psychischen Neuanfang starten. Frei von jeglichem seelischen Ballast, unbeschwert wie ein neugeborenes Kind. Ich rede nicht nur von dem Unfall. Wir lassen Sie alles vergessen, was Sie jemals verletzt hat.«
    Er zeigte auf das Gehirnmodell, das jetzt wieder so grau war wie zu Beginn seiner Demonstration. »Zurück auf Werkseinstellung? Ein Reset?«, fragte Marc. »Sie haben die Wahl.«
    Bleibtreu zog die Schublade seines Schreibtisches auf und zog ein kleines, dichtbedrucktes Blatt hervor. »Sie müssen einfach nur dieses Anmeldeformular hier unterschreiben, und wir können sofort beginnen.«
11. Kapitel
    Es war ein Fehler. Marc wusste, dass er sich nicht hätte breitschlagen lassen dürfen. Aber er dachte, es wäre einfacher, die Voruntersuchungen über sich ergehen zu lassen und dann nie wieder zurückzukommen, als eine lange Diskussion mit dem Klinikleiter über ein Für und Wider des völlig inakzeptablen Experiments zu führen.
    Und deshalb hatte er zum Schein eingewilligt, sich auf mögliche medizinische oder psychologische Ausschlusskriterien untersuchen zu lassen.
    Vielleicht kommen Sie als Teilnehmer ohnehin nicht in Frage?, hatte Bleibtreu ihn letztendlich geködert. Eine unentdeckte Geisteskrankheit, eine schwere Infektion oder auch ein schwaches Herz würden ihn als Versuchsperson untauglich machen. Schon seine seltene Blutgruppe, AB negativ, wäre nicht unproblematisch.
    Am Ende waren noch einmal zweieinhalb lange Stunden vergangen, bis ihn der Maybach wieder vor dem Eingang seines Schöneberger Mietshauses abgesetzt hatte. Hundertfünfzig Minuten, in denen sie ihm Blut abgenommen hatten, er sich für ein Belastungs-EKG an mehreren Fitnessgeräten hatte austoben müssen und seine Gehirnströme beim EEG auf Unregelmäßigkeiten untersucht worden waren. Zwischendurch hatte er sich gefühlt wie bei der Musterung, als ein Allgemeinmediziner ihn erst um eine Urinprobe gebeten und dann seine Herz-LungenFunktionen überprüft hatte, während der Augenarzt schon mit einem Sehtest auf ihn wartete.
    Die Ärzte hatte es nicht interessiert, dass viele der Untersuchungen erst vor wenigen Wochen von seinem Schwiegervater durchgeführt worden waren. Denn die BleibtreuKlinik wollte nicht auf fremde Daten zurückgreifen, und so

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