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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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digitalen Adressbuch den Namen angewählt, den er anrufen wollte. Für Sandra, Constantin, seine Arbeitskollegin Roswitha, seinen Studienfreund Thomas und die anderen engsten Kontakte musste er sogar nur eine Kurzwahltaste drücken. Die einzige Nummer, die er noch auswendig konnte, war die, die ihm jetzt am wenigsten nutzte: seine eigene Mobilfunknummer. Alle anderen hatte er irgend wann unter dem Namen des Teilnehmers abgespeichert und vergessen. Lernen zu vergessen.
    Marc überprüfte noch einmal alle Untermenüs seines Handys - Kontakte, gewählte Rufnummern, Anrufe in Abwesenheit, SMS und MMS - , nichts. Irgendjemand in der Klinik musste sein Telefon auf Werkseinstellung zurückgesetzt haben. Bewusst oder aus Versehen. Das Ergebnis war das gleiche - er war von der Außenwelt abgeschnitten. Natürlich gab es noch die Auskunft, doch die würde ihm bei der Geheimnummer von Constantin Senner auch nichts nutzen. Wenn es überhaupt jemanden gab, der ihm jetzt helfen konnte, dann sein Schwiegervater. Einerseits war er selbst betroffen und trauerte ebenso um Sandra wie er, andererseits war er Mediziner. Wenn Marc sich gerade in einem wahnhaften Zustand befinden sollte, wüsste Constantin, was zu tun war. Sein Freund Thomas würde überfordert mit den Achseln zucken und ihm hilflose Tipps geben, auf die er von alleine gekommen war:
    Überprüf die Klinik, in der du heute warst, rede mit der Polizei, hol den Schlüsseldienst für deine Wohnung.
    Was nicht so einfach war, wenn man seinen Ausweis in der Wohnung vergessen hatte und offiziell noch nicht umgemeldet war. Der Umzug lag ja erst drei Wochen zurück. Dabei würde Thomas die ganze Zeit auf die Uhr sehen und ihn bitten, nicht so laut zu reden, weil sonst das Baby aufwachen und seine Frau ihm die Hölle heißmachen würde. Marc fragte sich, was es über ihn aussagte, dass es ihm im Laufe der letzten Jahre nicht gelungen war, seine Freundschaften zu pflegen. Eigentlich gab es in seinem Leben nur einen einzigen Kumpel, und der hatte vor sechs Wochen seine Leiche der Wissenschaft gespendet.
    Sandra.
    Er hatte es nicht fertiggebracht, sie ein letztes Mal in der Pathologie zu besuchen, wo ihr Körper derzeit von Medizinstudenten seziert wurde. Daher gab es bis heute auch noch keinen Termin für ein offizielles Begräbnis.
    »Was’n los heute?«, schrie der Taxifahrer nach hinten.
    Auf die Idee, die Lautstärke wieder herunterzudrehen, kam er nicht.
    »Was meinen Sie ?«, fragte Marc verwirrt. »Na im Huxleys. Wer spielt denn?«
    Sehe ich aus wie jemand, der auf ein Rockkonzert will? »Keine Ahnung. Ich muss nur schnell noch mal ins Büro.« Popeye sah kurz in den Rückspiegel, zog wieder die Nase hoch und gab damit unmissverständlich zum Ausdruck, was er von einem Arbeitsplatz in dieser Lage hielt.
    »Ich bin ja ein Asienfreak«, erklärte er ungefragt. Anscheinend erwartete er Anerkennung dafür, dass man auch als Bodybuilder einen außergewöhnlichen Musikgeschmack besitzen konnte. Marc versuchte ihn zu ignorieren. Er brauchte seine ganze Kraft, um die Fragen zu sortieren, auf die sein Verstand in den letzten Minuten keine Antwort gefunden hatte: Wieso komme ich nicht in meine Wohnung? Wenn Sandra gestorben ist, wie kann sie mir dann die Tür öffnen? Wenn sie noch lebt, wieso erkennt sie mich dann nicht?
    »Was arbeiten Sie denn?«, fragte der Fahrer. Jetzt musste er nicht nur gegen die Sitarklänge, sondern auch gegen das unverständliche Zischen der Funkzentrale anschreien. Kein Wunder, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann.
    Zunächst hatte er gleich zu Constantin fahren wollen. Doch dann war ihm eingefallen, dass auf seinem Computer im »Strand« ein komplettes Back-up seines Handyspeichers gesichert war. Außerdem reichten die wenigen Scheine in seiner Brieftasche weder für die lange Fahrt zur Familienvilla nach Sakrow noch zu Constantins Privatklinik an der Heerstraße.
    01621 … ? Marc zermarterte sich den Kopf. Sand ras und Constantins Handynummern hatten die gleiche Vorwahl. Er wusste auch, dass sie jeweils mit einer 66 endeten.
    »Die Zahlen des Teufels«, hatte Sandra einmal gescherzt. Leider hatte sie ihm keine weitere Eselsbrücke für die vier Ziffern gebaut, die mittendrin fehlten. Er fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, in der er mit Benny auf dem Schulhof Fahrradschlösser knacken wollte. Es war völlig ausgeschlossen, zufällig die richtige Telefonnummernkombination herauszubekommen.
    Okay, eins nach dem anderen. Du fährst jetzt ins

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