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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Sprünge geholfen?«
    »Ja. Ja, gewissermaßen. Zumindest   …« Unsicher brach er ab, räusperte sich und begann erneut. »Gestern Abend, nein, Entschuldigung, vorgestern Abend – bevor ich das erste Mal angerufen habe – war da diese Meldung im Fernsehen. In den Lokalnachrichten, heißt das, die kommen nämlich nach den Hauptnachrichten. Zehn Minuten danach, fünf oder zehn Minuten. Es ging um diese neuen Gebäude in Nottingham, direkt am Trent. Schicke Wohnungen und all das. Zuerst habe ich überhaupt nicht verstanden, warum das gemeldet wurde. Ich meine, das ist nicht direkt eine Lokalnachricht, denn es war ja in Nottingham. Aber dann wurde mir klar, dass der verantwortliche |301| Mann – nicht der Architekt, aber der Mann, der die Fäden in der Hand hat   –, dass er in der Gegend lebt, also hier in unserer Gegend, und dass es um ihn ging. Wie er ein Vermögen gemacht und alles wieder verloren hat und dann ein neues gemacht hat. Howard Prince, das war der Name. Ich habe ihn aufgeschrieben, um ihn nicht zu vergessen.«
    Will beugte sich jetzt nach vorn und legte die Unterarme auf den Schreibtisch. »Was ist mit ihm?«, fragte er.
    »Er war derjenige«, sagte Fenwick. »Er war es, den ich vor Stephens Haus gesehen habe. Sobald sein Bild erschien, sagte ich mir: Das ist er.«
    Plötzlich spürte Will das Adrenalin durch seinen Körper pulsieren.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Ja, das glaube ich.«
    »Glauben Sie es oder sind Sie sich sicher?«
    »Ich glaube, dass ich mir sicher bin.«
    »Sicher genug, um es vor Gericht zu beschwören?«
    Fenwick nahm ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und wischte sich die Handflächen ab. »Ich weiß es nicht.«
    Will lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. »Sie sagten, als Sie Prince im Fernsehen sahen, haben Sie ihn als den Mann identifiziert, den sie ein paar Tage vor dem Mord an Stephen Bryan vor dessen Haus gesehen haben?«
    »Ja, aber   …«
    »Den Mann, den sie einen Tag später noch einmal gesehen haben, als er am Ende der Straße vorbeifuhr.«
    »Ja.«
    »Dann sind Sie sich also sicher?«
    »Ja. Ich meine, ich war mir sicher, als ich ihn im Fernsehen sah. Ich weiß bloß nicht, ob ich vor Gericht beschwören |302| könnte, dass es ein und dieselbe Person ist. Tut mir leid. Ich dachte, wenn ich es Ihnen sage   …« Er zog wieder sein Taschentuch hervor. »Ich hätte nicht kommen sollen. Es tut mir leid. Wenn ich es nicht mit größerer Sicherheit sagen kann, hätte ich überhaupt nichts sagen sollen. Das ist mir jetzt klar.«
    Will schob seinen Stuhl zurück. »Mr Fenwick, Sie haben genau das Richtige getan. Ganz ohne Zweifel. Jetzt bleiben Sie einen Augenblick sitzen, während ich Ihnen ein Glas Wasser hole. Und dann gehen wir alles noch einmal durch. Ganz langsam. In Ihrem Tempo.« Er legte Fenwick eine Hand auf die Schulter, als er an ihm vorbeiging. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, überhaupt keine. Sie machen es sehr gut.«
    Der Herr hat’s gegeben, dachte Will, als er in den Korridor trat, der Herr hat’s genommen. Noch so eine schwachsinnige Weisheit aus der Sonntagsschule, die dich heimsucht, wenn du es am wenigsten gebrauchen kannst.

29
    Der stellvertretende Polizeipräsident hatte beide zu sich bestellt, Rastrick und Will Grayson, und ließ sie dann die obligatorischen zwanzig Minuten oder so warten. Während sie im Vorzimmer Däumchen drehten, taten sie so, als wäre ihnen das völlig egal – das Ganze unter dem wachsamen Blick der Sekretärin. Sie war ein Drache unbestimmbaren Alters und bearbeitete die Tastatur des Computers mit der Perfektion und Konzentration einer Konzertpianistin.
    »Was treibt er da drinnen, Enid?«, sagte Rastrick, nachdem zehn Minuten verstrichen waren. »Organisiert er seine |303| Golfpartner für Samstag? Fehlt noch einer für den flotten Vierer? Oder braucht er einen Caddie?«
    Enid – wenn das wirklich ihr Name war – warf Rastrick einen verächtlichen Blick zu und behielt ihre Meinung für sich.
    »Man könnte denken, wir hätten nichts Besseres zu tun«, murrte Rastrick.
    Will sagte nichts: Wenn sie bis dato Besseres geliefert hätten, wäre keiner von beiden hier.
    Als sie schließlich hereingebeten wurden, schüttelte der stellvertretende Polizeipräsident Rastrick die Hand, begrüßte Will mit einem Nicken und bat beide, Platz zu nehmen.
    Wenn Will sich die Uniform wegdachte, hätte dieser Mann von Mitte fünfzig mit dem stattlichen Brustkorb und akkurat gebürstetem,

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