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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nimmt einfach nichts ernst.«
    »Sollen wir uns an die Arbeit machen?«, sagte Helen.
     
    Mit nüchterner Miene trug McKusick seine Version des Streits mit Stephen Bryan nach der Einladung zum Abendessen vor. Sie war weniger dramatisch als die von Jack Rouse, aber in den wesentlichen Punkten stimmte sie mit dessen Angaben überein. Er gab zu, dass er ungewöhnlich viel getrunken hatte, und führte sein Verhalten darauf zurück. Es sei völlig untypisch für ihn gewesen, behauptete er.
    Bei der Befragung leugnete er entschieden, am Tag von Bryans Tod in dessen Haus gewesen zu sein. Er hatte wochenlang nicht mit ihm gesprochen, geschweige denn, ihn gesehen. DI Grayson habe recht: Damals, in der Nacht im November, als er und Bryan sich stritten, habe er die Kontrolle verloren, aber das sei das erste und einzige Mal gewesen.
    »Sie können alle fragen, die mich kennen«, sagte McKusick. »Jeden, der mich und Stephen einigermaßen gut gekannt hat. Sie werden Ihnen das Gleiche sagen.« Er sah erst zu Will und dann zu Helen. »Aber bestimmt haben Sie das schon gemacht.«
    »Können Sie mir bestätigen«, sagte Christine Costello, »dass es keine konkreten oder sonstigen Beweise gibt, die zeigen, dass sich mein Mandant zum Zeitpunkt der Tat |106| oder in zeitlicher Nähe dazu auf dem Grundstück des Verstorbenen aufgehalten hat?«
    »Das ist zutreffend«, sagte Will nach einer Sekunde des Zögerns. Jetzt machte er keine Scherze.
    »Nun gut«, sagte Costello und erhob sich. »Wir sind hier durch, denke ich.«
    Als McKusick an ihr vorbeiging, suchte Helen nach einem befriedigten Lächeln auf seinem Gesicht, aber da war nichts, nicht einmal Erleichterung. Irgendwie hatte er die Kontrolle wiedererlangt, nicht nur über sich selbst, sondern auch über die Situation.
    »Wie nahe dran waren wir?«, fragte sie, als sie allein waren.
    »Frag nicht«, sagte Will. »Frag lieber nicht.«
     
    Als Lesley in Langar angekommen war, einem Dorf östlich der Stadt, fand sie Crawfords Haus ohne Schwierigkeiten. Crawford war ein dreiundsiebzigjähriger ehemaliger Pilot, der von einer beginnenden Osteoarthrose geplagt wurde, dessen Verstand aber noch so scharf wie eine Reißzwecke war. Und er hatte keinen Zweifel, was er gesehen hatte: nämlich eine Boeing 737 mit der Registriernummer N313P, die in den frühen Morgenstunden zum Landen angesetzt hatte und neunzig Minuten später wieder gestartet war.
    »Warum hier?«, fragte Lesley.
    »Höchstwahrscheinlich zum Auftanken«, sagte Crawford.
    Er überreichte Lesley Fotos, um seine Behauptung zu untermauern, und verwies sie auf ein halbes Dutzend Webseiten, wo sie eindeutige Beweise finden würde, dass die CIA Großbritannien zur Zwischenlandung nutzte, wenn sie Gefangene nach Osteuropa und Nordafrika brachte, wie er ihr versicherte.
    |107| »Warum sollten sie das tun?«, fragte Lesley, die wusste, dass naive Fragen manchmal die besten waren.
    Crawford verzog das Gesicht. »Um Informationen über den Terrorismus zu erlangen. Informationen, die sie nur durch Folter bekommen können. Auf diese Weise behalten sie saubere Hände, die sie dann in die Höhe halten können, um beim allmächtigen Gott zu schwören, dass sie niemals etwas Unrechtes getan haben. Wobei sie genau wissen, dass es in Ägypten oder Rumänien Leute mit erheblich weniger Skrupel gibt.«
    »Und Sie glauben das? Sie glauben, dass so etwas passiert? Dass die Regierung im Bilde ist?«
    »Schätzchen«, sagte er und legte eine Hand über ihre Hand. »Wenn ich es weiß, ein alter Knabe, der lediglich über zwei gute Augen und eine anständige Kamera verfügt, glauben Sie dann nicht, dass man es auch beim Staatsschutz weiß, was vor sich geht? Ich würde denken, dass der Kerl, der dem Premierminister den Hintern abwischt, davon weiß, Sie nicht auch?« Er zwinkerte. »Es zuzugeben ist allerdings eine ganz andere Sache. Dazu ist eine ganz altmodische Strategie nötig; sie heißt: die Wahrheit sagen.«
    Lesley ging mit Aufzeichnungen von vierzig Minuten Dauer, die sie vermutlich auf vier reduzieren konnte. Sie glaubte allerdings, dass Alan Pike vielleicht nicht erlauben würde, es zu benutzen, und wenn doch, dass Roger Hart, der Leiter des Senders, einen Grund finden würde, sein Veto einzulegen.
    Kaum war sie wieder in der Nachrichtenredaktion, wo sie noch gar nicht die Zeit gefunden hatte, ihren Mantel abzulegen, als Pike auftauchte und mit der ›Evening Post‹ herumfuchtelte.
    »Sieh dir das an. Natalie Prince hat Bedenken, uns ein

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