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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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Begleiter, die völlig überrumpelt erst jetzt reagierten. Jason ließ sich reflexartig fallen und zog sich die Decke über den Kopf. Er wollte nichts weiter sehen, es reichte, wenn er das viel zu laute Knattern der Schüsse hören musste. Irgendjemand schrie wie am Spieß und erst als die Schüsse versiegten, merkte er, dass er es war, der sich die Kehle wund brüllte.
     
    „Jason?“ Mijo legte das Gewehr vorsichtig ab und näherte sich dem kreischenden Deckenbündel.
    „Jason? Bist du verletzt?“
    Du liebe Güte, so wie der Kleine schrie, musste er mindestens einen Treffer abbekommen haben. Mijo zerrte die Decke beiseite und drehte Jason auf den Rücken. Abrupt verstummte der Süße und wurde stocksteif.
    „Wo bist du getroffen worden?“, fragte Mijo eindringlich, während seine Hände an Jasons Kleidung herumzupften, um eine Verletzung zu finden. Blut tropfte dabei auf das blaurotkarierte Hemd. Jasons Augen wurden riesig, als er die Flecken bemerkte, und richteten sich dann panisch auf ihn.
    „Jason!“ Mijo widerstand der Versuchung, seinen Gefährten zu schütteln. Wenn Jason ernsthaft verwundet war, konnte er den Schaden dadurch nur verschlimmern. Fahrig wischte er sich die nassen Finger am Gras ab, um gleich darauf Jasons Hemd aufzuknöpfen. Hoffentlich war keine Arterie getroffen und hoffentlich war kein Organ verletzt. Hoffentlich starb ihm der Süße nicht! Mühsam kämpfte Mijo seine Panik nieder. Da umfasste eine Hand sein Gelenk.
    „Mir geht es gut“, flüsterte Jason leichenblass und versuchte sich aufzurichten. Mijo stieß ihn zurück.
    „Du hast geschrien. Du …“
    „Ich hatte Angst!“, brüllte Jason ihn an. „Angst! Verstehst du das? In meiner Gegenwart wurde bislang erst einmal jemand zerstückelt und es hat auch erst einmal jemand eine Waffe auf mich gerichtet. Einmal reicht partout nicht aus, um sich daran zu gewöhnen.“
    Schwer atmend schloss er die Augen.
    Oh!
    Mijo hockte sich auf die Fersen und musterte erst seinen Gefährten und danach die drei Leichen.
    Richtig!
    „Entschuldige“, murmelte Mijo betroffen. „An deine Eltern habe ich nicht gedacht.“
    „Genau. Du warst mit Rumballern beschäftigt. Mit Mord .“
    „Allerhöchstens Notwehr, Jason. Die hatten die Gewehre, wenn du dich bitte erinnern möchtest. Und sie hätten zweifellos Gebrauch von diesen Waffen gemacht.“
    „Warum?“, wimmerte Jason und krallte sich krampfhaft in seine Decke. Er rollte sich auf die Seite, zog die Beine an und presste das Gesicht ins Gras.
    „Das Tribunal will offenbar nicht, dass ich dich weiterhin durch Udeah schleppe. Erken gehört einer Spezialeinheit an, die unmittelbar dem Tribunal untersteht. Wenn man ihn und seine Leute ausschickt, geschieht es keineswegs, um jemanden zum Kaffee einzuladen. Die sollten mich umlegen.“
    Jason blinzelte zu ihm hoch. „Dich?“
    Mijo nickte.
    „Warum?“, fragte der Süße erneut.
    „Das, mein Schatz, wüsste ich auch gerne.“ Ein weiteres Mal wischte er sich die Finger im Gras ab.
    „Du blutest.“
    Mijo versuchte sich an einem beruhigenden Lächeln. „Bis wir heiraten, ist alles wieder gut.“
    „Das ist nicht komisch. Lass mich mal sehen.“
    Vielleicht war das keine schlechte Idee, denn solange der Kleine ihn verarztete, war er wenigstens von den Leichen abgelenkt. Jason setzte sich auf, zog sich die Decke über Schultern und Kopf und wandte den Toten demonstrativ den Rücken zu. Mijo musste zugeben, dass Erken auch im Tod keinen besonders schönen Anblick abgab.
    „Kannst du die Jacke ausziehen?“
    „Die Hose ebenfalls?“
    Jason schnitt ihm eine Grimasse und runzelte gleich darauf die Stirn.
    „Sieht nach einem Streifschuss aus. Tut es weh?“
    „Nur, wenn ich unten liegen muss.“
    „Was frage ich überhaupt? Mijo, ich mache mir Sorgen. Ohne dich bin ich hier draußen …“ Jason schaute zu ihm auf und brach mitten im Satz ab. Lag es daran, dass sich Mijo gerade einen schwachen Moment erlaubt und den Süßen angeschmachtet hatte?
    „Ja?“
    „… hier draußen aufgeschmissen. Haben wir etwas zum Verbinden?“
    Mit der freien Hand zerrte Mijo ihren Rucksack an sich heran.
    „Lass mich suchen.“ Jason nahm ihm den Rucksack ab und fand nach einigem Wühlen das Erste-Hilfe-Päckchen.
    „Was ist das?“, fragte er gleich darauf verdattert und hielt eine sich windende Raupe zwischen zwei spitzen Fingern.
    „Das Verbandsmaterial. Diese Raupen spinnen eine Wunde antiseptisch ein. Du musst sie mir einfach direkt neben die

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