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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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hätte?
    Nein, sagte sich Jason stumm. Nicht der Akt an sich. Ich habe Mijos dämliche, triumphierende Sprüche hinterher gefürchtet.
    „Jaaaasoooon“, flötete es in seinem Nacken.
    Außerdem waren da Calaels wunderschöne blaue Augen, die ihn in seinen Träumen verfolgten. Auch Calael hatte ihn geküsst. Jahrelang hatte er sich auf dem Anblick seines Schutzengels einen runtergeholt, hatte sich erotische Momente mit ihm ausgemalt und jeder neuen Begegnung entgegengefiebert. Aber Calaels Kuss hatte ihn zu seinem größten Erstaunen kalt gelassen und nichts in ihm berührt. Und über das schöne Antlitz seines Engels schob sich unaufhaltsam Mijos verdammt attraktives Gangstergesicht.
    „Jason!“ Allmählich klang sein Dämon ungeduldig. „Wir können uns hier nicht Ewigkeiten lang ausruhen. Nicht, nachdem wir Calaels Seelenstein geklaut haben. Den wir übrigens noch suchen müssen.“
    „Ich will ihn nicht“, murmelte Jason in seine Decke.
    „Hm? Was?“
    „Diesen Saphir.“
    Mijo packte ihn an der Schulter und zog ihn auf den Rücken, damit er ihn ansehen konnte.
    „Wir brauchen den Seelenstein, Jason“, sagte er ruhig. Außerdem kann uns Calael ohne diesen Stein nicht mehr folgen. Dafür kannst du durch eure Verbindung spüren, wenn er uns auf den Fersen ist. Und … und wir können mit dem Saphir selbst durch Spiegel gehen. Damit haben wir einen unerwarteten Vorteil gegenüber den Udeahnern erlangt.“
    „Das mag alles sein, aber ich will das Ding nicht tragen.“ Jason richtete sich auf und schlang seine Arme um die angezogenen Knie – nicht ohne seine Decke an einem Zipfel festzuhalten. Sie bot ihm irgendwie einen Halt, Geborgenheit, Wärme …
    „Der Saphir nützt uns nicht viel, wenn du ihn dir nicht umbammelst.“ Zögernd berührte ihn Mijo an der Schulter. „Jason?“
    „Es war, als hätte ich mir etwas Lebendiges um den Hals gehängt“, flüsterte er.
    Hilflos schaute Mijo ihn an. Endlich seufzte er. „Ich vergesse immer wieder, dass du erst seit ein paar Tagen in Udeah bist. Du brauchst Zeit, um dich an die Magie und diese Welt zu gewöhnen. Zeit, die wir nicht haben.“ Er rieb sich die Stirn.
    „Vielleicht können wir einen Kompromiss schließen, Süßer. Du hängst dir den Stein nur ab und an um, damit wir wenigstens wissen, wie nah uns Calael ist. Wäre das okay für dich?“
    Jason schüttelte den Kopf.
    „Scheiße, Jason! Was denn noch?“
    Er deutete kläglich auf den hohen Berg, den Mijo unbedingt hinaufklettern wollte.
    „Der Berg? Was ist mit dem Berg?“
    „Ich habe doch Höhenangst“, wisperte Jason.
     
    Grundgütiger! Der Kleine machte ihn noch fertig. Wenigstens zog er sich nun endlich an, nachdem er wie auf einen kranken Gaul auf ihn eingeredet hatte. Dass er so viel Geduld aufbringen konnte, hatte Mijo überhaupt nicht gewusst. Und offenbar hatte er auch Jasons Höhenangst unterschätzt. Kein Wunder, dass er sich lediglich widerwillig in den Schnabel eines Adra begab. Dabei konnte er sich in dem Kehlsack des Vogels bequem hineinkuscheln und brauchte überhaupt nicht nach draußen und schon gar nicht in die Tiefe blicken. Und er musste aufhören, von Jason dieselben Dinge zu fordern wie von sich selbst. Im Gegensatz zu ihm war der Süße behütet aufgewachsen und hatte es nicht nötig gehabt, sich von einer Sekunde auf die andere auf neue Gepflogenheiten einstellen zu müssen, weil das eigene Überleben davon abhing. Er war nie gezwungen gewesen, um sein Leben kämpfen zu müssen, sei es dass der Angreifer ein Mensch, ein Tier oder der Hunger war. Alles in allem hielt er sich doch ganz gut für einen jungen Mann, dem gleich zwei Völker auf den Fersen waren, die ihn entweder töten oder als Mittel für eine Erpressung einsetzen wollten. Dazu fand sich Jason von gleich zwei Kerlen verfolgt, die hinter seinem Arsch her waren. Zum einen war da er selbst, sexy, verrucht und ungemein attraktiv. Und zum anderen Calael, der auch ganz respektabel rüberkam. Mijo hatte beobachtet, wie Calael seinen Jason geküsst hatte. Die Leidenschaft in der Miene des Spiegelweltlers war ihm nicht entgangen. Auch nicht der fiese Stich der Eifersucht, den er dabei gefühlt hatte. Hätte sich Jason während dieses Kusses auch nur ein bisschen gerührt, wäre er heulend abgedreht und davongestampft, ganz so wie Jason beim Anblick des Berges.
    Hätte ich ein Herz, dann würde ich sagen, ich habe es an den Süßen verloren, dachte sich Mijo, als er seinen Rucksack schulterte und dabei

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