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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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denn wo sollte er hin? Zurück auf die Erde wollte er nicht, nicht ohne Mijo. Hierbleiben konnte er nicht, denn er hatte gerade dafür gesorgt, dass sein Liebster ihn hasste.
    Dass er keine Ahnung hatte, wohin er gehen sollte, machte es nicht einfacher …Verdammt, war er müde.
    Er wickelte sich in seine Decke ein, hoffend, dass alle großen und kleinen Raubtiere Udeahs gerade woanders auf der Pirsch waren. Und wenn nicht – dann eben nicht. Den Kopf auf den Armen gebettet schlief er ein, wobei sich ein kleines Stimmchen in seinem Kopf verzweifelt dagegen wehren wollte. Vergebens.
     

     
    Calael saß in seinem Zimmer, als sein Seelenstein plötzlich zu pulsieren begann. Es riss ihn aus den trüben Gedanken über seine Zukunft heraus. Jason, er war in Lebensgefahr! Jahrzehntelange Konditionierung ließ ihn zum Schwert greifen, ohne dass er einen einzigen Gedanken fassen konnte. Bevor er sich allerdings durch den Spiegel werfen konnte, um zu seinem Zwilling zu eilen, bremste er ab. Jason war mit Mijo zusammen, der mehr als fähig war, sich um jegliche Gefahr zu kümmern.
    Und was, wenn nicht? Niemand ist unbesiegbar!
    Calael zögerte, doch das Pulsieren wurde zunehmend hektischer. Fluchend griff er nach einem der Trawells, die Andina besorgt hatte – jene Wellendämpfer, mit denen die Dämonen dafür sorgten, dass man ihre Spiegelsprünge nicht verfolgen konnte –, aktivierte ihn und raste los.
    Er landete, wie üblich, bei der nächstgelegenen Spiegelfläche. Leider war dies ein ziemlich ekliger Tümpel mitten im Wald, aus dem er hastig heraussprang. Wer wusste schon, welche Viecher sich darin tummelten! Nächstes Problem: Jason befand sich ziemlich weit von diesem Tümpel entfernt. Zum Fluchen blieb keine Zeit, was auch immer seinen Zwilling gerade bedrohte, meinte es offenkundig ernst – der ferne Schmerz, der durch Calaels Bein zuckte, gehörte jedenfalls nicht ihm selbst.
     

     
    Mijo schaffte es gerade noch, mitten im Lauf zu stoppen und sich zur Seite zu werfen. Um ein Haar wäre er in das Netz einer Grond gelaufen. Dieses Äquivalent zu irdischen Spinnen besaß einen ähnlichen Körperbau wie die kleinen Viecher, wurde allerdings etwa so groß wie ein Karnickel und jagte dementsprechend eher Vögel als Schmetterlinge oder andere Insekten. Gronds verfügten über ein ekliges Lähmungsgift, eklig scharfe Fressorgane und sahen insgesamt … verdammt eklig aus. Vorsichtshalber krabbelte Mijo ein ganzes Stück rückwärts, diese Biester waren recht aggressiv und spuckten ihr Gift zielgenau auf jeden, der ihnen zu nah kam. Noch außer Atem von seinem Gerenne blieb er am Boden hocken, der mit rotbraunen Nadeln der umliegenden Bäume bedeckt war. Die Farbe ähnelte getrocknetem Blut, was ihn an seine Verletzung erinnerte. Genauso wie an den Grund, warum er sich die Hand aufgerissen hatte.
    Jason …
    Wie konnte er ihm das antun? Wie konnte er sein Vertrauen dermaßen missbrauchen? Wieso hatte er nicht gemerkt, was für ein durchtriebenes Arschloch der Kerl war? Auf seine Menschenkenntnis hatte er sich noch immer verlassen können, auf diese Weise hatte er schließlich bis zum heutigen Tag überlebt.
    Er dachte zurück an die Zeit, die er mit seinem … diesem Arsch verbracht hatte. An die Angst in Jasons Augen, als Mijo ihn verschleppt und bedroht hatte. An die schiere Panik auf dem Berg und als die drei Dämonenkiller sie angegriffen hatten. Das war nicht gespielt gewesen, er hatte den rasenden Herzschlag gehört und das Zittern des Körpers gespürt, den kalten Angstschweiß und das Adrenalin gerochen. Das Lachen bei der Dusche in der Grotte war echt gewesen, genau wie die jungenhafte Begeisterung über die Sterne. Die Verzweiflung in seiner Stimme, als er glaubte, Mijo hätte das Ritual nicht überlebt … Das scheue Erröten, wann immer er sich im Dirty Talk versuchte … Die Leidenschaft beim Küssen, das Strahlen in diesem schönen Gesicht, das verführerische Lächeln … Der tiefe Ernst, als Jason ihm versprach ihn aufzufangen … Nein, der Kleine hatte ihn kein einziges Mal angelogen. Zudem wäre er wohl kaum besorgt über diesen harmlosen Kratzer gewesen, würde er sich wirklich einen Dreck um ihn scheren.
    Warum dann diese Show eben? Warum hatte er all diese Dinge gesagt?
    Vielleicht hab ich mich wirklich dämlich angestellt beim Fick. Er hatte schließlich auch schon Kerle im Bett gehabt, die ungefähr die Leidenschaft einer gammligen Kartoffel besaßen. Mijo hatte die meisten von ihnen zum
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