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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hart und markant hervortraten. Eine Aura der Unnahbarkeit umgab sie, kein Aufflackern von Freude war in ihren Augen zu erkennen.
    »Prisca …«
    »Ich grüße dich, Schwester«, entgegnete die Freundin kühl. »Waren die Schwingen des Windes dir gewogen?«
    Kalliope war wie erstarrt. Nicht nur, weil sie nicht damit gerechnet hatte, der Freundin zu begegnen. Sondern auch, weil sich diese der offiziellen Begrüßungsformel bediente.
    »Sie haben mich nach dem Willen der Urmutter hierhergetragen und das Gleichgewicht wiederhergestellt«, antwortete Kalliope mit der formellen Entgegnung, und beide verbeugten sich.
    »Du siehst überrascht aus, Schwester«, stellte Prisca fest.
    »Das bin ich«, gab Kalliope unumwunden zu. »Eben noch weilen wir beide als Schülerinnen auf Ethera, und nun …«
    »Ich bin keine Schülerin mehr«, gab Prisca bekannt. »Nachdem ich mich im Einsatz bewährt habe, hat mich Harona in den Reifegrad erhoben. Ich bin jetzt eine Meisterin.«
    »Ich gratuliere.« Kalliope bemühte sich redlich, den bitteren Beigeschmack zu verdrängen und sich für die Freundin zu freuen. Dass ihre Meisterin auch sie kurz vor dem Tod zur Levitatin gemacht hatte, behielt sie für sich. Später würde noch Zeit genug sein, dergleichen zu besprechen – vorerst gab es wichtigere Dinge zu klären …
    »Ist es erlaubt zu fragen, was hier vor sich geht?«, ließ sich nun erstmals Kapitän Baramiro vernehmen. »Bei allem Respekt, Gildemeisterin, ich habe ein Schiff im Hafen liegen und eine Besatzung, die …«
    »Seid unbesorgt, Kapitän«, gab Prisca dem Luftschiffer zur Antwort, »an Euch und Eure Männer wurde gedacht. Sobald die Übergabe der Stadt vollzogen ist, wird eine Levitatin an Bord der Volanta kommen und sie sicher zurück in den Innensektor geleiten. Die Gilde dankt Euch für Eure treuen Dienste und wird sich entsprechend erkenntlich zeigen.«
    »Mehr wollte ich nicht hören«, erwiderte Baramiro. »Ich danke Euch, Gildeschwester.«
    »Die Gilde hat zu danken, Kapitän. Wenn Ihr uns nun entschuldigen würdet.«
    Die Worte waren mit jener unnahbaren Autorität gesprochen, die auch Harona ihr Eigen nannte – Prisca hatte von ihrer Meisterin viel gelernt. Der Kapitän verbeugte sich tief und wandte sich zum Gehen, der Unterführer begleitete ihn nach draußen und schloss die Tür hinter sich.
    Kalliope und Prisca waren allein.
    Zum ersten Mal seit jener Nacht auf Ethera, die so undenklich lange zurückzuliegen schien.
    »Die Übergabe?«, hakte Kalliope nach. »Du rechnest also damit, dass Fürst Magnusson Thulheim aufgeben wird?«
    Wenn sie angenommen hatte, dass Prisca nun, da sie ungestört waren, einen vertraulicheren Ton anschlagen würde, so hatte sie sich geirrt. »Magnusson hat keine andere Wahl«, entgegnete die Freundin sachlich, »unsere Übermacht ist zu erdrückend. Wenn er sich unserem Willen nicht fügt, wird er die Folgen seines aufrührerischen Verhaltens am eigenen Leib zu spüren bekommen.«
    »Aufrührerisches Verhalten? Er hat nichts getan!«
    Prisca starrte sie kalt an. »Das sagst ausgerechnet du? Solltest du vergessen haben, dass deine Meisterin hier auf Jordråk ermordet wurde?«
    »Nein«, versicherte Kalliope mit bebender Stimme, »das habe ich keineswegs vergessen, und ich habe alles darangesetzt, den Mord an meiner Meisterin aufzuklären. Allerdings habe ich keinen Hinweis darauf gefunden, dass Fürst Magnusson oder einer seiner Leute damit in Verbindung stehen.«
    »Wirklich nicht?« Der Blick von Priscas grauen Augen wurde unangenehm, geradezu durchdringend.
    »Nein«, wiederholte Kalliope unbehaglich.
    »Wer ist dann der Mörder? Bist du bei deinen Ermittlungen zu einem abschließenden Ergebnis gekommen?«
    »Es gibt hier eine Rasse von Animalen, die sich Skolls nennen und die jenseits der Ebene von Vigrid siedeln«, erklärte Kalliope, »Wolfsmenschen, blutrünstige Kreaturen niederster Art. Sie sind es gewesen, die sowohl Schwester Glennara als auch meine Meisterin getötet haben.«
    »Kannst du das beweisen?«
    »Prisca …«
    »Kannst du es beweisen, will ich wissen?«
    »Noch nicht, aber …«
    »Das hat meine Meisterin auch nicht angenommen«, fiel Prisca ihr ins Wort. »Deshalb hat sie mich geschickt, um die Untersuchung abzuschließen und dafür zu sorgen, dass sich dergleichen nicht wiederholt.«
    Kalliope starrte sie verständnislos an.
    »Es haben sich einige Dinge geändert, seit du Ethera verlassen hast. Harona wurde als ständige Vertreterin nach Tridentia

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