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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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jenes Experiment vorzuführen, und ich will wissen, wer das war!«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Namen! Ich will Namen!«
    »Ich kenne keine Namen!«
    »Willst du behaupten, dass ein kleiner Mann, der noch dazu so geringen Verstandes ist, von ganz allein auf dergleichen kommt?«
    »Ich weiß nichts von diesen Dingen, bitte glaubt mir doch!« Der Gefangene warf den Kopf mit dem schweißnassen Haar hin und her, Tränen erstickten seine Stimme. Prisca, die das Gefühl hatte, als würde ihr das Herz in der Brust gequetscht, schickte ihrer Meisterin einen fragenden Seitenblick. Aber Harona schien noch längst nicht gewillt, das traurige Schauspiel zu beenden.
    »Du bist ein Lügner«, sagte sie nur und nickte dem Folterknecht abermals zu – und zu dem nächsten Knacken, das die Streckbank von sich gab, gesellte sich ein hässlich peitschendes Geräusch, als eine Sehne riss. Der Gefangene schrie gequält auf, sein Gebrüll hallte von der niederen Decke des Gewölbes wider.
    »Mehr hält er nicht aus«, gab der Folterknecht bekannt. »Wenn wir weitermachen, wird er das Bewusstsein verlieren.«
    »Nein, das wird er nicht«, war Harona überzeugt und nickte dem Schergen abermals zu. »Du kannst gehen, Büttel. Du hast deine Schuldigkeit getan.«
    Der Maskierte grunzte eine Bestätigung, verbeugte sich knapp und verließ die Folterkammer, ohne sein Opfer oder die beiden Gildeschwestern noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Das Geschrei des Gefangenen war inzwischen verstummt. Nicht so sehr, weil der Schmerz nachgelassen hätte, sondern weil ihm die Stimme versagte. Wimmernd hing sein gepeinigter Körper in der Streckvorrichtung, nunmehr ganz in der Luft.
    »Was treibt dich nur, Sohn?«, fragte Harona den Hofdiener, der nur wenig älter sein mochte als Prisca. »Auf diese Weise wirst du niemals inneren Frieden finden.«
    »W-warum tut Ihr das?«, wisperte der Gefangene und starrte die Gildemeisterin aus blutunterlaufenen Augen an. »Wenn der König davon erfährt …«
    »Der König weiß davon«, verbesserte sie, »und er hat es gebilligt. Er hat einsehen müssen, dass sein Hof von dunklen Kräften unterwandert ist, und er hat die Gilde um Hilfe gebeten. Vieles wird sich in nächster Zeit ändern, dies ist erst der Anfang.« Sie hob die Hand, und in einer sanften, fast zärtlichen Geste strich sie dem Gepeinigten das wirre Haar aus der geröteten Stirn. »Du solltest klug handeln und dich auf die Seite des Rechts stellen, solange noch Zeit dazu ist. Sag mir, was ich wissen will, und ich versichere dir, dass …«
    »In den Orcus mit Euch!«, murmelte der Gefangene leise, aber doch deutlich vernehmbar, und seine ausgemergelten Züge verhärteten sich in einem Ausdruck trotzigen Widerstands.
    Prisca war klar, dass dies ein Fehler gewesen war.
    Denn auch die Miene ihrer Meisterin veränderte sich, jede Spur von Sanftheit wich daraus und machte eiserner Härte Platz. Gleichzeitig zog sie an dem Hebel, der die Spannung der Streckbank löste. Die Seile und Gurte entspannten sich, der Gefangene sank auf das fleckige Holz zurück in der trügerischen Hoffnung, dass die Qualen überstanden seien. »Ich danke Euch«, flüsterte er, als Harona auch die Knebel der Fesseln löste. »Ich danke Euch …«
    Die Gildemeisterin erwiderte nichts. Das kahle Haupt hoch erhoben, trat sie von der Folterbank zurück, kaltes Feuer in den gletscherblauen Augen. Im nächsten Moment geschah etwas, das Prisca nicht für möglich gehalten hätte.
    Obschon er nicht mehr auf die Streckbank gespannt war und auch kein anderer äußerlicher Einfluss erkennbar war, schrie der Gefangene plötzlich auf und krümmte sich vor Schmerzen. »Was tut Ihr?«, brüllte er und starrte Harona aus entsetzt geweiteten Augen an. »Was tut Ihr …?«
    Da erst begriff Prisca, dass nicht etwa die Nachwirkungen der Folter dem Diener so zusetzten, sondern dass es tatsächlich ihre Meisterin war, die ihm diese Qualen bereitete – indem sie ihre Levitationskräfte einsetzte.
    Die Erkenntnis war ein Schock. Dass die Fähigkeit der Levitation nur zum Guten der Menschheit, nicht aber zu ihrem Nachteil oder gar zur Zerstörung eingesetzt werden durfte, galt als das oberste Gesetz des Codex – das ihre Meisterin in diesem Augenblick willentlich und vorsätzlich brach!
    Mit angehaltenem Atem stand Prisca da, während ihre Blicke zwischen dem sich vor Schmerzen windenden Gefangenen und ihrer Meisterin hin- und herpendelten. Haronas Augen waren milchig trüb geworden, das

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