Spookies (German Edition)
es war garantiert am Limit, wenn nicht darüber. Außerdem ging leichter Wind, der sich über den Wipfeln der nahegelegenen Bäume brach.
„Kyle?“, kam Luis bange Frage über den Ohrstöpsel. „Ich habe endlich wieder ein Bild von euch!“
Kurze Stille, dann klang Luis deutlich erleichtert.
„Ey, das war sauknapp, Mann! Du kannst froh sein, dass Tim und Alex so gute Langstreckenläufer sind!“
„Das waren wir nicht.“, stellte Tim richtig und half Alex dabei Kyle wieder auf die Füße zu ziehen.
Luis blieb eine Sekunde ruhig, dann schien er etwas nachzuprüfen und stieß einen beeindruckten Pfiff aus, der seine Kameraden erschrocken die Augen zusammenkneifen ließ.
„Der Computer sagt: 2,674 Kilometer!“
„Neuer Rekord.“, stellte Tim fest und sah auf die Leichen. „Wir sollten hier weg, ehe sie noch einen aufstellen muss.“
Alex nickte und drehte gerade Kyles Gesicht hin und her um es zu begutachten.
„Wir fahren in ein Krankenhaus nach Sartene.“, sagte er dunkel und hielt Kyle im gleichen Atemzug mit einer schnellen Bewegung davon ab zu protestieren. „Sie hat dir gerade den Arsch gerettet! Du hast Prellungen und vielleicht ein paar Rippenbrüche. Eine Nacht im Krankenhaus.“
Kyle schnaubte.
„Und was wird aus Traf?“
Alex packte ihn mit beiden Händen an den Schultern und schob ihn auf die Dachtür zu.
„Darüber machen wir uns in Sartene Gedanken.“, erwiderte Tim.
Dank der Plaketten und zwei Anrufen hatten die Ärzte in Sartene keine Schwierigkeiten gemacht und Kyle ein Einzelzimmer am äußersten Ende des Krankenhauses zugewiesen. Man hatte einen kleinen Schnitt unter seinem Jochbein gemacht um den Druck aus dem Bluterguss zu nehmen und die Schwellung abzulassen, den dann sauber genäht und mit einem Pflaster abgedeckt. Mit einem festen Verband über den Rippen und einer Handvoll Schmerzmittel war er dann ins Bett verbannt worden und Tim und Alex hatten vor der Tür Stellung bezogen, im Falle, dass der Korse auf schnelle Rache für seine Männer aus war.
Das Geräusch des Stuhls, der auf dem Linoleumboden ruckte, weckte Kyle gegen Morgen aus seinem Nebelschlaf. Trafker stand neben dem kleinen Tisch am Fenster und sah zu ihm herüber.
Kyle brauchte eine Sekunde um wieder klar zu werden, dann setzte er sich ruckartig auf und wurde zur Seite gezogen, als etwas sein Handgelenk unten hielt. Kyle sah an seinem Arm herunter und sah die Handschellen, mit denen sie seine Hand an den Mittelholm des Bettgitters gefesselt hatte.
„Was soll das?“, er sah wieder zu ihr. „Was hast du vor Traf?“
Sie schüttelte seufzend den Kopf.
„Warum vertraust du mir nicht?“, fragte sie.
Sie trat an das Bett heran und strich mit den Fingerspitzen über das Pflaster auf seinem Jochbein.
„Einfach so bei dem Korsen auf der Matte zu stehen.“, sie lachte gutmütig. „Wolltet ihr euch umbringen?“
„Ich wollte dich davon abhalten noch mehr Dummheiten zu machen.“, er griff nach ihrer Hand, aber sie trat wieder einen Schritt zurück und aus seiner Reichweite.
„Dummheiten?“, sie schüttelte wieder den Kopf. „Ihr solltet mir wirklich etwas mehr vertrauen nach all den Jahren.“
„Tun wir doch.“, Kyle setzte sich noch ein Stück weit auf und beugte sich nach vorn. „Aber warum halst du dir all diese Schulden auf? Du machst dich zu deren Marionette!“
„Schulden?“, Trafker schien ehrlich überrascht.
Einen Augenblick lang sahen sie sich nur an.
„Vertrau mir einfach.“, beharrte sie schließlich. „Es ist bald vorbei.“
Sie wandte sich zum Fenster durch das sie offensichtlich auch gekommen war und Kyle streckte eine Hand nach ihr aus.
„Liebling…“
Trafker verharrte mit einer Hand am Fensterrahmen und sah über die Schulter zu ihm zurück.
„Bleib hier.“, bat er matt.
„Ich muss noch etwas zu Ende bringen.“
„Dann nimm mich mit.“, versuchte er es erneut. „Lass mich dir Rückendeckung geben.“
Die Bernsteinaugen hielten seinen Blick eine kleine Ewigkeit gefangen, dann deutete sie mit dem Kinn zum Tisch.
„Sag Tim und Alex, dass sie sich entspannen können. Der Korse wird euch in Ruhe lassen.“
Damit kletterte sie geschickt aus dem Fenster und war verschwunden. Kyle sah noch ein paar Sekunden auf den leeren Fensterrahmen, dann wanderte sein Blick zum Tisch.
Die CZ war weg.
Dafür lag der Schlüssel der Handschellen dort.
Und darunter ein Zettel.
Die Wände des Down waren wegen der Kneipengeräusche und der Musik so gut gedämmt,
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