Spookies (German Edition)

schließlich der Ladefläche ihres Transporters zugewandt. Er zog die helle Plane ein Stück auf und ließ die Klappe herunter, so dass Trafker einen Blick auf die Ladefläche werfen konnte und endlich erhob sich auch Kyle von seinem kühlen Warteposten.
    „Wie viele sind es gewesen?“, fragte Trafker beiläufig und machte Luis ein Zeichen, der sofort begann in einer der kleineren Kisten zu kramen.
    „Drei für jeden von uns.“, antwortete Tim und klang dabei beinahe beleidigt.
    „Bewaffnet?“
    „Rostige Vz 64.“, wieder der beleidigte Tonfall, diesmal allerdings quittiert von aufgerissenen Augen und gespitzten Lippen.
    „Skorpion Vz 64?“, Trafker ging etwas in die Knie und warf noch einen forschenden Blick unter die Plane. „Ihr habt mir hoffentlich eins mitgebracht?!“
    Tim verzog das Gesicht, als hätte sie gerade gefragt, ob er sich eine frische Unterhose angezogen hätte.
    „Natürlich haben wir das!“, er lehnte sich etwas zurück und deutete auf die Fahrerkabine. „Vorn drin, aber es ist…“
    Er stockte, als nun auch Hawa an den Transporter herantrat und der Szene neugierig folgte.
    „Wer ist das?“
    „Der Inspektor.“, antwortete Kyle da seine Chefin auf der Suche nach der Maschinenpistole bis zur Hüfte in der Fahrerkabine verschwunden war. „Major Hawa ist hier um unser Kommando zu bewerten.“
    „Bewerten?“, das Grinsen blieb unverändert auf Tims Gesicht, wurde aber eine Spur kälter. „Was bewerten?“
    Auch Alex sah jetzt auf und musterte Major Hawa mit düsterem Blick.
    „Ob ihr auch immer brav tut, was ich sage!“, Trafker kam mit einem schwarzen, mit Beulen und Rostflecken überzogenem Maschinengewehr wieder aus der Fahrerkabine heraus, bedachte es mit einem vorwurfsvollen Blick und warf es dann Alex zu, der es zielsicher auffing. „Also hört für eine Minute mal auf den dritten Weltkrieg zu planen und legt das kleine Schmuckstück hier ins Ölbad!“
    Alex bedachte Hawa noch mit einem langen Blick, dann nickte er und machte sich dann scheinbar unbeteiligt auf den Weg. Trafker sah zu Tim und Kyle und wedelte mit der Hand von ihnen zum Transporter.
    „Und ihr beiden bringt die Vögelchen in ihren Käfig!“, sie stemmte eine Hand in die Hüfte. „Ehrlich gesagt schwitze ich wie ein Schwein und will hier endlich mal etwas Abwechslung.“
    Kyle und Tim salutierten grinsend und zerrten zwei schmuddelige und augenscheinlich halbwüchsige Gestalten von der Ladefläche des Transporters. Ohne Mühe warfen sie sich die Jungs über die Schulter und trugen sie geradewegs zum Durchgang zu den Nebenhöhlen.
    „Was haben sie mit ihnen vor?“, Hawa sah den Männern nach. „Das sind doch noch Kinder!“
    „Kinder mit Maschinenpistolen.“, erinnerte sie die Inspektorin. „Für unsere Zwecke ist es umso besser, je jünger sie sind.“
    „Inwiefern?“
    Trafker löste mit einer schnellen Handbewegung den Verschluss an der Messerscheide an ihrem Bein und zog die Waffe noch in derselben Bewegung. Sie ließ das Messer ein paar Mal gekonnt wirbeln und stoppte das Messer mit der Klinge nach hinten an den Unterarm angelegt.
    „Je jünger sie sind, desto leichter lassen sie sich beeindrucken.“
    Hawa nickte, legte aber nachdenklich den Kopf schief, während Trafker ihr Messer wieder wegsteckte.
    „Je leichter sie zu beeindrucken sind, desto tiefer kann man sie in den Fanatismus ziehen. Das dürfen sie nicht vergessen.“
    „Oh, das tue ich nicht. Danke.“, Luis trat zu Trafker und reichte ihr eine kleine Sprühflasche, die einem Inhalator sehr ähnlich sah. „Es ist egal ob sie es aus Fanatismus, Wut oder Angst sagen. Sagen tun sie ab einem bestimmten Punkt immer die Wahrheit.“
    Wieder nickte Hawa und machte sich im Hinterkopf eine weitere Notiz.
    „Was ist das für ein Spray?“
    Trafker grinste unter der schwarzen Farbe, hob ruckartig den Arm und sprühte einmal vor der Inspektorin in die Luft. Major Hawa verzog angeekelt das Gesicht, noch bevor Trafker den Finger vom Zerstäuber genommen hatte.
    „Essigessenz.“, sie verstaute die Flasche in einer der vielen aufgenähten Taschen ihrer Hose. „Damit kriegt man sogar Dornröschen wach ohne sie zu küssen.“
    Trafker hatte den Waschraum, der mit festen Zwischenwänden in eine kleine halbrunde Höhle gebaut worden war, zum Verhörraum umfunktioniert, indem sie alle Gerätschaften abmontiert und zur Seite geschafft hatte und lediglich zwei Metallstühle im Raum gelassen hatte, die am Boden festgeschraubt waren.
    Kyle und Tim