Spookies (German Edition)
war.
„Waren sie schwer verletzt?“, fragte Hawa, obwohl sie es wusste.
Trafker lehnte sich wieder zurück und zog den Rollkragen ihres Oberteils nach unten, so dass Hawa die ausgefranste, breite Narbe sehen konnte, die sich von ihrem linken Ohrläppchen über den ganzen Hals zog.
„Ich hatte mal eine schöne Singstimme.“, sagte Trafker düster. „Reicht jetzt wohl nur noch für Blues.“
„Sie haben immer angegeben den Mörder nicht gesehen zu haben.“
Trafker zog den Rollkragen wieder bis ans Kinn und nickte. Die Inspektorin kniff die Augen zusammen und im selben Moment fuhr Trafker die Schilde hoch, indem sie das Kinn absenkte und demonstrativ durch die Nase einatmete.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der die Flugrichtung der Teile einer explodierenden Bombe bestimmen kann, nicht schnell genug ist einen Blick auf seinen Angreifer zu werfen. Ihre Väter haben ihnen doch so etwas wie Schock oder Schreck sicherlich abtrainiert.“
Die Bernsteinaugen ruhten reglos auf Hawa und es kostete die Inspektorin immense Willenskraft nicht schon wieder die Flucht zu ergreifen.
„Zeit fürs Frühstück denke ich!“, kam eine dunkle Stimme von hinten und ließ Hawa vor Schreck zusammenzucken.
Kyle stand hinter ihr, die Arme vor der Brust verschränkt und die Augenbrauen ärgerlich nach unten gezogen. Hinter ihm schlenderten auch Luis, Alex und Tim wie zufällig in die Höhle obwohl es sicher weit vor ihrer üblichen Frühstückszeit war. Der Beschützerinstinkt der Männer gegenüber ihrer Kommandantin war herausragend. Hawa wollte sich gerade erheben und die Situation auflösen, als Trafker in die Hände klatschte und die Situation so ihrerseits entschärfte. Ihre Miene spiegelte nichts anderes wieder als die übliche Sorglosigkeit.
„Prima!“, sie grinste die Inspektorin an, als wäre nie etwas gewesen. „Alex macht göttliche Pancakes!“
Damit sprang sie von ihrem Stuhl auf und lief zu Alex, während Kyle noch eine Sekunde lang Hawas Blick gefangen hielt. Dann drehte er sich auch um und ging zu seinen Kameraden.
Hawas Herz klopfte bis zum Hals, ein Gefühl, das sie schon ewig nicht mehr gespürt hatte. Ihr Bericht über das CI 51 würde positiv ausfallen. Sie hatten einen hervorragenden Zusammenhalt und eine traumhafte Ergebnisquote. Sie mochten einen ungewöhnlichen Stil haben, aber sie waren effektiv.
Trotz des Herzklopfens lächelte Hawa in sich hinein. Der Rest der Befragungen war also nur zu ihrem Privatvergnügen.
Den ganzen Vormittag verbrachten die sogenannten Spookies mit Einzelarbeiten.
Alex werkelte an dem erbeuteten Gewehr, dem das Ölbad sicherlich gut getan hatte, es aber auch nicht ganz retten konnte.
Tim und Trafker montierten an einem der Exos herum und testeten die Funktionen, indem Trafker in der Pilotenkapsel die Extremitäten des Exos bewegte und Tim sie dann fein justierte. Der Sandsturm hatte ein paar Antennen zerstört, für die Luis Ersatz zusammenbastelte und programmierte.
Kyle hatte erst den Eingangsbereich gegen den Sandsturm gesichert und war nun auf dem Weg zu den anderen Nebenhöhlen, als Hawa die Gunst der Stunde nutzte und ihm ein Zeichen machte, zu ihr zu kommen.
Sie konnte sehen, dass er sich ein Zeichen seines Missmutes verkniff, aber Trafker warf ihm aus dem Exos einen bedeutungsvollen Blick zu und Kyle fügte sich in sein Schicksal und setzte sich der Inspektorin gegenüber.
Sie hatte bisher Zeit gehabt ihn mit seinen Kameraden zu beobachten und konnte der psychischen Einschätzung aus seiner Akte nur zustimmen. Er zeigte die typischen Verhaltensweisen eines Mannes, der in einem Waisenhaus aufgewachsen war und der einige erfolglose Vermittlungsversuche hinter sich hatte.
Kyle pflegte einen engen und sehr vertrauten Umgang mit seinen Kameraden, die er als Freunde betrachtete, wurde aber sofort misstrauisch wenn jemand Neues dazu kam. Noch schlechter war es, wenn dieser Neue eine potentielle Bedrohung für die von ihm gewählten Bezugspersonen darstellte.
Hawa war sich im Klaren darüber, dass sie ihm erst ein Stück weit entgegenkommen musste, ehe er etwas preisgeben würde, was wichtig wäre.
„Sie sind nicht erfreut mit mir kooperieren zu müssen?“, fragte sie mit einem kleinen Lächeln, obwohl er sich nicht einmal die Mühe machte diesen Umstand zu verbergen.
„Ich bin nicht gut im Reden.“, antwortete er ausweichend. „Außerdem weiß ich nicht, was sie von mir noch erfahren wollen, das sie nicht schon wissen.“
Hawa hielt
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