Spookies (German Edition)
Augenbrauen nach unten. „Aber sie brauchen sich keine Gedanken zu machen. Wenn, dann kriegen die nur mich.“
Bell stellte das Gewehr zur Seite und setzte sich wieder auf eines der Fässer ohne sie aus den Augen zu lassen.
„Was meinen sie damit?“
Trafkers Miene blieb ernst.
„Sie sind meine Zielperson.“, sagte sie fest. „Die Zielperson zu schützen hat oberste Priorität.“
„Auch wenn es sie erwischt?“
Trafker nickte und wrang weiter ihr Kleid aus, als würden sie über das Wetter reden.
„Ehe die sie erwischen, werde ich sie in die kleine Stellkammer stecken und sie dann auf die falsche Fährte locken.“
„Sie wollen sie in den Dschungel locken und dort abschütteln?“
Trafker schüttelte den Kopf und klopfte sich auf den durchnässten Verband um ihren Oberschenkel.
„Das werde ich nicht schaffen.“, sie sah ihm in die Augen. „Aber ich werde sie in den anderen Stollen locken und mich dann erwischen lassen. Dann kann ich sie hinhalten, bis Kyle und die Anderen da sind.“
Bell gab ein dumpfes Geräusch von sich.
„Sie wissen schon, dass solche Typen, wie die von Lazaro nicht nett zu denen sind, die sie einmal in die Hände gekriegt haben.“
Trafker hob eine Schulter und setzte sich ebenfalls auf eines der Fässer, wobei sie immer noch tropfte.
„Schon klar. Daran müssen sie mich nicht auch noch erinnern.“
Danach schwiegen sie eine Weile vor sich hin und lauschten dem beständigen Prasseln des Regens. Trafker wickelte den durchnässten Verband um ihren Oberschenkel ab, betrachtete unzufrieden die ausgefranste und genähte Eintrittswunde und die kleinere und sauberere Austrittswunde an der Innenseite des Schenkels, dann nahm sie etwas von dem trockenen Verbandszeug, das sie aus den Hütten mitgenommen hatten und deckte die beiden Wunden wieder ab.
Bell hatte sich, entweder aus Anstand oder weil er kein Blut sehen konnte, abgewandt und schob die drei Holzstangen mit denen sein Arm geschient war etwas hin und her. Schließlich drapierte Trafker den Rock ihres Kleides so, dass der nasse Stoff nicht auf dem frischen Verband lag, aber auch nicht zu viel zu sehen war, seufzte laut und lehnte sich gegen die Wand. Mit geschlossenen Augen knabberte sie auf einem trockenen Stück Brot herum.
„Ich habe eine Tochter.“, sagte Bell irgendwann und Trafker öffnete die Augen.
„Wie alt?“
„Sie kommt nächstes Jahr in die Schule.“
„Ich wusste nicht, dass sie verheiratet sind.“
Bell verzog den Mund und schüttelte den Kopf.
„Das muss man ja dafür auch nicht sein.“, dann trat ein bedauernder Ausdruck in seine Augen. „Ich kenne ihre Mutter kaum.“
Trafker runzelte die Stirn und hob dann die Augenbrauen, was Bell mit einem Grinsen quittierte.
„Woher wissen sie dann, dass es auch wirklich ihre Tochter ist?“, fragte sie ganz pragmatisch. „Haben sie einen Test machen lassen?“
Bell schüttelte den Kopf und sein Grinsen wurde verlegen.
„Sie hat es nie öffentlich gemacht, sondern mir die Kleine ganz privat gezeigt.“, er zuckte die Schultern. „Sie wollte nur den Mindestsatz an Alimenten.“
Trafker hatte keine Übung darin Smalltalk über solch alltägliche Themen zu führen die nichts mit Waffen, Kriegsführung oder Verschwörungen zu tun hatten, deshalb beschränkte sie sich auf ein unbestimmtes Kopfnicken.
„Das ist anständig, denke ich.“, sie legte den Kopf schief. „Bei ihnen wäre sicher mehr rauszuholen.“
Bell lachte auf.
„Das will ich wohl meinen!“, er wedelte mit einer Hand. „Ganz davon abgesehen, was es für Publicity gebracht hätte, wenn sie sich und die Kleine öffentlich gemacht hätte.“
„Dann sind sie ja noch mal glimpflich davon gekommen.“
Bell nickte versonnen und betrachtete seinen geschienten Arm.
„Ich war an ihrem ersten Tag im Kindergarten dabei.“, sagte er nach einer Pause. „Ich habe ein Konto angelegt, auf das ich monatlich einzahle und mit dem sie sich, wenn sie volljährig ist, ein schönes Leben machen kann.“
Er sah zu Trafker und zum ersten Mal konnte er seine Angst nicht überspielen.
„Wenn ich hier nicht wieder rauskomme, dann geht mein gesamtes Vermögen an sie über.“
Trafker hatte schon sehr oft Zielpersonen geschützt, allerdings noch nie unter solch improvisierten Umständen, allein oder mit einer solchen Ungewissheit im Nacken. Den verängstigten Menschen Mut zuzusprechen war dann immer Luis` Aufgabe gewesen und so gab sie sich alle Mühe sein zuversichtliches Lächeln nachzuahmen
Weitere Kostenlose Bücher