Spookies (German Edition)
zu drehen und sie den richtigen Zeitpunkt verpasste. „Moskau ist wundervoll zu dieser Jahreszeit. Wir haben erst vor ein paar Wochen eine Städtereise von Volgograd nach…“
Sie hatte den Arm mit dem Glas auf den Ellenbogen gestellt, als wolle sie gleich trinken, und dann ihre Beine übereinander geschlagen, wobei sie den Ellenbogen wie zufällig über den Rand des Tisches rutschen ließ und sich prompt den gesamten Inhalt des Weinglases über Brust und Rock des strahlend weißen Kleides goss, das sie extra zu diesem Zweck angezogen hatte. Mit einem russischen Fluch auf den Lippen sprang sie auf, stellte das Glas fahrig auf dem Tisch ab und begann mit todunglücklicher Miene den Rotwein von sich herunter zu wischen, wobei sie die Flecken nur noch mehr verteilte.
Auch Tim und Lady Winterfield waren erschrocken aufgesprungen und die schnellen Bewegungen hatten endlich auch Tschernikow aus seiner Erstarrung gerissen.
„OH…Ich bin so ungeschickt!“, wieder ein wenig Jammern auf Russisch. „Das war eines meiner Lieblingskleider!“
Sie tupfte mit einer der Stoffservietten an den Flecken herum, die sich über die gesamte Länge des Kleides ausbreiteten, während einige hilfsbereite Kellner sich um den Tisch und den Boden kümmerten. Tim reichte ihr noch eine Serviette und bedachte sie mit einem vielsagenden Lächeln.
„Willst du dich nicht schnell umziehen gehen?“, er legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm und Trafker tat so als wäre sie den Tränen nah.
Schließlich schniefte sie leise und nickte der Lady und Tschernikow entschuldigend zu.
„Bitte fangen sie schon ohne mich an!“, sie hielt sich die verschmierte Stoffserviette vor die Brust, als würde sie den Fleck kaschieren können. „Ich beeile mich.“
Dann verließ sie eiligst den Speisesaal, nicht ohne Luis unauffällig zuzuzwinkern.
„And the oscar goes to…“, murmelte Kyle leise und entlockte seinen Kameraden am Tisch ein unmerkliches Grinsen hinter ihren Gläsern.
Tim führte währenddessen das Spiel am Tisch fort.
„So ein Pech.“, Lady Winterfield sah zur Tür, durch die Trafker so aufgelöst verschwunden war. „Das Kleid ist ohne Zweifel ruiniert.“
„Ja.“, gab Tim ihr Recht, ohne ihrem Blick zu folgen. „Aber glücklicherweise besitzt Venja mehr als hundert solcher Kleider.“
Er nippte an seinem Wein und sah Tschernikow mit offenem Blick an.
„Sie sind etwas blass geworden.“, stellte er fest und zog eine Augenbraue süffisant nach oben. „Ich hoffe doch dass meine Frau sie nicht erschreckt hat?“
Tschernikow starrte ihn einen Augenblick reglos an, offensichtlich hatte er sich immer noch nicht entschieden, wie er Tim einordnen sollte, auch wenn er zweifellos wusste, wer ihm hier gegenüber saß.
„Nicht doch.“, gab er etwas verspätet zurück. „Aber ich bin gesundheitlich etwas angeschlagen. Deswegen bin ich hier zur Kur.“
„Die Lunge.“. präzisierte Lady Winterfield ungebeten. „Die Luft und die speziellen Schlammpackungen hier sollen da ja Wunder wirken.“
„Wirklich?“, Tim hob erstaunt die Augenbrauen und wandte sich dann mit einem vielsagenden Lächeln wieder Tschernikow zu. „Wenn sie die Lunge plagt, dann kann ich ihnen nur die Seeluft unserer schönen Leptew See empfehlen.“
Tschernikow hatte nach seinem Glas gegriffen und zögerte für eine Sekunde. Wieder schien er Tims Absichten zu überdenken, während sich dieser wieder breit lächelnd der Lady zuwandte.
„Ist das nicht sehr weit im Norden?“, fragte sie nach und Tim nickte ernst.
„Ein wildes Stück Russland, aber nichts macht den Kopf klarer als Fasten fernab jeder Zivilisation.“, er bedachte Tschernikow mit einem schnellen und eiskalten Blick. „Man glaubt gar nicht zu welchen Einsichten man in der Einsamkeit kommen kann.“
Luis am Nachbartisch konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken, dem außer Alex und Kyle glücklicherweise niemand Beachtung schenkte.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen unser Tim hat Spaß.“
Tschernikow hatte nach dem ersten deutlichen Fingerzeig von Tim einen seiner Männer vom Nachbartisch heran gewunken und ihm etwas ins Ohr geflüstert. Dieser hatte sich danach wieder an seinen Tisch gesetzt und ein schnelles Telefonat geführt, woraufhin sich in den nächsten zehn Minuten nach und nach auch noch der Rest von Tschernikows Leibwächtern im Speisesaal einfanden.
Offensichtlich funktionierte Tims Angstmache hervorragend und sollte es Trafker leichter machen
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