Spookies (German Edition)
Gesicht unter den sorgfältig frisierten Haaren wandte sich Trafker zu, die lächelnd an die ältere Dame herantrat, die sich gerade die Nägel maniküren ließ.
„Ich habe mir schon heute Morgen auf der Terrasse gedacht, dass ich sie kenne.“, sie ließ sich auf dem Stuhl neben der Lady nieder und lächelte einer jungen Frau zu, die sich sofort arbeitswütig auf ihre Hände stürzte.
Lady Winterfield maß Trafker von Kopf bis Fuß und blieb dabei je einen winzigen Augenblick an der Chanelhose, der Guccihandtasche und dem Oberteil von Elle hängen.
„Woher kennen sie mich?“, fragte sie zurückhaltend.
Trafker blieb in ihrer Rolle und ignorierte den kalten Ton tapfer.
„Kennen ist vielleicht übertrieben.“, gab sie kleinlaut, aber immer noch lächelnd, zu. „Aber ihre Rede zur Open Soul Charityparty hat mich sehr beeindruckt.“
Jetzt wurde Lady Winterfield hellhörig. Die Open Soul Gala war eine große Veranstaltung bei der Spenden für notleidende Kinder der dritten Welt gesammelt wurden und zu der nur die Creme de la creme der Society eingeladen wurde. Es hatte Luis und Trafker ein paar Stunden Arbeit gekostet um ihren und Tims fiktive Namen in die Listen dieser und anderer Spendengalen hineinzukopieren und zu recherchieren.
„Sie waren in Monaco?“, hakte die ältere Dame noch einmal nach.
„Ja.“, Trafker zuckte die Schultern und zauberte einen latent gelangweilten Ausdruck auf ihr Gesicht. „Timi hatte geschäftlich dort zu tun und am Abend waren wir auf dieser Gala.“
Eines ihrer leicht dümmlichen Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie beugte sich etwas zu Lady Winterfield herüber.
„Ich habe mir dafür extra ein neues Kleid gekauft.“
„Wirklich?“, Lady Winterfields Lächeln wurde wärmer. „Haben sie einen der Spendengeber begleitet?“
Trafker schob nachdenklich die Unterlippe vor und schien zu überlegen, dann schüttelte sie den Kopf.
„Nein, nein. An dem Abend waren wir allein dort.“, sie winkte mit der freien Hand ab. „Aber Timi kriegt sehr oft Einladungen zu solchen Veranstaltungen. Er spendet immer bei vielen Gelegenheiten, wir sind ständig auf diesen Festen.“
Lady Winterfield lehnte sich nun auch etwas zu Trafker.
„Ich glaube, dass sie und ihr Mann mir noch nie aufgefallen sind.“, sie hob neugierig die Augenbrauen. „Wie war ihr Name doch gleich?“
Trafkers Lächeln erreichte ihre Ohrläppchen und sie verrenkte sich etwas um der älteren Frau ihre Hand zu reichen.
„Venja Nabokov.“, stellte sie sich vor. „Sehr erfreut.“
„Ich kann gar nicht glauben, dass sie mir noch nie aufgefallen sind.“, Lady Winterfield musterte Trafker erneut und versuchte sich an etwas zu erinnern, das nie passiert war.
„Timi hält sich lieber im Hintergrund.“, dann tat Trafker so, als würde ihr etwas einfallen und sie sah einen Moment beinahe schuldbewusst zu Boden. „Außerdem ist es ja nie so viel Geld…“
„So…?“
„Ja…“, wieder winkte Trafker ab. „Höchstens einstellige Millionenbeträge jedes Mal.“
Sie kicherte, was gar nicht so einfach war mit dem vorgetäuschten Akzent.
„Er ist eben ein wenig geizig. Was soll man machen?“
Lady Winterfield nickte ihr zu und machte gleichzeitig eine beinahe unmerkliche Geste in Richtung der jungen Frau im Hosenanzug, die schräg hinter ihr an einem Tisch saß und an einem Glas nippte und der Unterhaltung im Hintergrund gefolgt war. Im nächsten Moment zog sie ein Blackberry aus der Tasche, von dem Luis zwei Etagen höher hoffentlich ein gutes Signal bekam und tippte etwas ein.
Während sich Trafker scheinbar unbeteiligt für einen Nagellack in einem matten Bronzeton entschied, trat die Frau im Hosenanzug an ihre Arbeitgeberin heran und flüsterte ihr etwas ins Ohr was die Miene der Lady sofort sehr interessiert werden ließ. Trafker grinste innerlich, während sie ihre fertige Hand betrachtete und der Lady scheinbar so gar keine Aufmerksamkeit schenkte.
„War ihre Anreise hierher eigentlich gut?“, Lady Winterfield wandte sich nun noch ein Stück mehr Trafker zu und schaffte mit einem professionell freundlichen Lächeln einen neuen Ausgangspunkt. „Ich habe gehört, dass die Fluglinien hierher schrecklich sein sollen.“
Trafker pustete auf den frischen Nagellack und schüttelte dabei mit großen Rehaugen den Kopf.
„Davon weiß ich leider nichts.“, sie zuckte bedauernd eine Schulter. „Wir reisen nie mit öffentlichen Fluglinien.“
Die Lady nickte zufrieden und winkte der Frau
Weitere Kostenlose Bücher