SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
Wochen. Tessa Falkenberg vertrat freilich eine andere Philosophie und schickte alle drei Wochen eine zusätzliche Nachricht. Sie wusste, dass ihr Mann das ablehnte und es ignorierte. Komischerweise kam er aber immer regelmäßig ein oder zwei Tage vor dem erwarteten Sendetermin und sprach, natürlich nur ganz allgemein, Themen an, die für Leonidas eventuell interessant sein könnten. Manchmal fragte sich Tessa, warum sich Maximilian sein Leben nur so umständlich und schwer machte.
Genauso wie bei den Holofotos, die Leonidas von der Akademie als Anlagen der Hyperfunksendung geschickt hatte. Kaum dass alle aus dem Raum waren, um zu Bett zu gehen, hatte er das neuste Foto einmal auf Hochglanzfotofolie ausgedruckt und es zusätzlich in einem Rahmen-Chip gespeichert. Einen dafür notwendigen Holorahmen hatte er schon vorsorglich vor zwei Jahren gekauft. Damals kam er an und erklärte, dass man diese Rahmen immer bräuchte und er zufällig dieses Sonderangebot ergattert hätte. Seitdem wurden diese Rahmen gefüllt. Jetzt, da sein Sohn endlich Cadet-Sergeant war, sogar mit einer Auszeichnung als Jahrgangszweiter in Mathematik, wurde das Holo auf dem Kaminsims, das Leonidas als Cadet-Corporal zeigte, gegen das Neue ausgetauscht, während er das alte Bild in sein Arbeitszimmer stellte – zu den anderen vier oder fünf, die Leonidas mit Freunden zeigten.
Tessa musste den Kopf schütteln, als sie dieses, mittlerweile innerhalb der Familie als „das Ritual“ titulierte, Verhalten ihres Gatten beobachtete. Auch hatte er es sich nicht nehmen lassen, über seine alten Kontakte alles über Leos Freunde auf der Akademie herauszufinden. Man musste doch wissen, mit wem seine Kinder so befreundet waren. Ihre Hinweise, dass ihn das nichts anginge, wurden schlicht ignoriert. Sie wollte gar nicht wissen, was sich so alles in seinen Dateien über die Freunde und Eltern von Cäsars und Athenas Freunden und Bekannten befand. Schließlich sprach er nie darüber. Er handhabte das, wie er auch seine beruflichen Aufträge handhabte. Still und verschwiegen …
Er war seit seinem Ausscheiden aus der TDF freiberuflicher Informationsbroker und Analyst. Das war ein beschönigender Ausdruck für „freischaffender Spion“, wie Tessa meinte. Er wurde von Firmen und staatlichen Institutionen beauftragt, Hintergrundinformationen von Konkurrenten zu erarbeiten, Viten von Topmanagern oder Spezialisten zu erstellen bzw. die Schwachpunkte von selbigen zu finden und auf solche Daten basierende Analysen und Empfehlungen zu erstellen, mit denen die Konkurrenz nachhaltig überflügelt werden konnte. Wofür die Daten genau benutzt wurden, war Maximilian Falkenberg relativ egal, da er nur für die Genauigkeit der Informationen bezahlt wurde. Und in Punkto Genauigkeit, Verlässlichkeit und Nachvollziehbarkeit hatte er sich in den letzten zehn Jahren einen sehr guten Ruf erworben. Allerdings hatte dieser Ruf auch seine Schattenseiten. Zahlreiche staatliche Stellen und verschiedene Regierungen wollten ihn für ihre Informationszentralen oder sogar Nachrichtendienste haben. Bisher hatte er allen solchen Angeboten mit dem Hinweis auf seine ehemalige TDF-Zugehörigkeit aus dem Weg gehen können und hatte zunehmend besser dabei verdient.
Die ersten zwei Jahre waren schlimm gewesen. Die Rekonvaleszenzphase nach der Verwundung und die große Konkurrenz auf dem Informationsmarkt, zumal er keine Hilfe von zu Hause annehmen wollte. Doch mittlerweile war die Farm bezahlt, er hielt ein „bescheidenes“ Aktienpaket und hatte genug Kapital auf der Bank, um beruhigt in die Zukunft blicken zu können. Die sehr teure Schulausbildung, die er seinen Kindern zukommen ließ, war das einzige Indiz dafür, dass die Falkenbergs als sehr wohlhabend, zumindest für die Verhältnisse auf Theben, angesehen werden konnten.
So hatte er sehr gute Informationsquellen, legale und illegale, um die Umgebung seiner Familie eingehend zu durchleuchten. Und wenn mal irgendetwas verdächtig war, hatte er seine alten Kontakte aus der TDF und neue „Bekannte“, die ihm, teilweise durch seine „finanziellen Zuwendungen“, weiterhalfen. Die Folgen waren unscheinbar, doch Tessa hatte gelernt, hinter die Zufälle zu schauen.
Cäsar wurde im Kindergarten mehrmals von einem größeren Jungen geschlagen. Als Gespräche mit den Eltern und der Kindergartenleitung nichts halfen, wurde der Vater des Jungen plötzlich 4.000 Kilometer weit versetzt, sodass die betreffende Familie umziehen musste. Damit
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