SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
ich dich bitten, mir deine Entscheidung ein wenig näherzubringen, Senior-Centurio“, sagte Maximilianus mit einem Ton, der Ford schlagartig daran erinnerte, dass er hier vor einem Mann stand, der im Begriff war, die Hegemonie offen herauszufordern und wahrscheinlich wenig Rücksicht auf Ideale von einzelnen Soldaten nahm.
„Konsul, ich traf die Entscheidung alleine. Meine Männer hatten damit nichts zu tun. Sie befolgten nur meine Befehle. Ich traf die Entscheidung aufgrund meiner Ehre als Offizier und römischer Soldat. Und ich bin bereit, die Folgen dafür zu tragen!“
„Was glaubst du denn, was das für Folgen sind, Centurio, wenn man seine Ehre höher bewertet als die Befehle, deren Nichtbefolgung Rom als solches auslöschen könnte?“
Rochester, der mit zunehmender Sorge den Fortgang des Gesprächs verfolgte, warf Ford einen warnenden Blick zu und schüttelte unmerklich den Kopf.
„Die persönlichen Folgen für mich sind einerlei. Darauf habe ich keinen Einfluss, Konsul. Aber ich konnte Einfluss auf das Geschehen nehmen, das allem widersprach, für das Rom steht. Wenn Rom jemals mit solchem Gesindel paktieren muss, um sich seine Größe zu erhalten, dann ist es mit dieser Größe nicht weit her. Ich habe aus meiner Sicht alles Mögliche getan, um den Schaden von Rom abzuwenden – materiell wie auch ideell. Wenn mir dabei ein Fehler unterlaufen sein sollte, dann bitte ich um eine gerechte Bestrafung, Konsul Maximilianus“, sagte Ford und blickte seinem Staatsoberhaupt fest in die Augen.
Maximilianus trat an den Centurio heran und blickte auf das Senior-Centurio-Rangabzeichen, einem goldenen Löwenkopf vor zwei gekreuzten Schwertern, das auf der linken Brustseite prangte. Rochester hielt den Atem an, als Maximilianus kurz mit dem Finger darüber strich, es dann packte und von der Uniform löste. Maximilianus gab einem Adjutanten, der mit zwei Wachen die ganze Zeit im Hintergrund gewartet hatte, einen kurzen Wink, sodass er sich samt Prätorianern nun nährte. Während er an die linke Seite von Maximilianus trat, blieben die Soldaten hinter Ford stehen, der kerzengerade vor Maximilianus in Grundstellung stand.
Maximilianus drehte das Abzeichen zwischen den Fingern und sagte: „Wie wir auf Jerusalem gesehen haben, sind Erfolg und Misserfolg lediglich zwei verschiedene Seiten der gleichen Münze. Kleinigkeiten entscheiden, welche Seite nach dem Wurf oben liegt – und welche Seite im Dreck.“ Damit warf er fast beiläufig, aus dem Handgelenk heraus, das Rangabzeichen über die Balkonbrüstung. Befriedigt sah er, dass Ford dem Abzeichen ganz kurz hinterher sah. Aus einem halben Meter Entfernung sah er Ford in die Augen und sah Wut, Trauer, Scham, Hoffnungslosigkeit und – Einsicht!
„Gut, Ford! Jetzt ist dir klar, dass alles seinen Preis hat. War es ihn wert?“
Ford musste schlucken, nickte unmerklich und sagte fest: „Jawohl, Konsul. Das war‘s!“
Maximilianus hob die rechte Hand, in der er etwas hielt, das ihm der Adjutant zugesteckt hatte, und befestigte es an der Stelle, an der vorher das Rangabzeichen eines Senior-Centurios befestigt war.
„Dann sollst du auch den Preis dafür empfangen, Ford. Ich gebe dir noch eine Chance. Du solltest dir aber in den nächsten Jahren immer vor Augen führen, dass es im Krieg in der Regel keine zweite Chance gibt. Rom kann und will nicht auf deine Fähigkeiten verzichten. Aber lass dir das eine Lehre sein. Ich erwarte, dass du in Zukunft deine Befehle befolgen wirst. Nicht immer gereichen sie im Nachhinein zu unserem Vorteil. Meinst du, dass du das schaffen wirst?“
„Jawohl, Konsul!“
„Gut, dann wollen wir zusammen ein Glas darauf trinken“, erklärte er dem wie benommen wirkenden Ford. Rochester, der den Vorgang passagenweise atemlos verfolgt hatte, kam nun mit einem weiteren Glas Wein auf Ford zu, der es automatisch annahm, ohne es richtig zu bemerken, während Maximilianus sein Glas von der Brüstung holte, das er dort abgestellt hatte, als der ehemalige Senior-Centurio Ford sich meldete.
„Nun, denn, Legionär Ford. Trinken wir auf deinen neuen Anfang“, sagte Maximilianus grinsend und sah Ford zusammenzucken, der noch nicht auf sein neues Rangabzeichen zu schauen gewagt hatte. Auch Legat Rochester musste grinsen, aber aus einem anderen Grund. Er ging näher zum Legionär Ford und sagte augenzwinkernd: „Gott sei Dank sind wir doch alle nur Legionäre, nicht wahr!“
„Jawohl, Legat“, antwortete Ford und schaute zum ersten Mal auf
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