SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
sich die beiden Prätorianergardisten rechts und links neben der Tür kurz ansahen und der Jüngere bemerkte: „Der Konsul scheint bester Laune zu sein.“
Der Dienstältere, den die drei gekreuzten silbernen Blitze über einem kleinen Stern am Kragen der schwarzen Dienstuniform als Triarius mit Veteranenstatus auswiesen, sagte: „Genug Sorgen hat er ja. Gut, dass er sich mal entspannen kann. Aber sag mal, Junge: Was zum Teufel hat dich das zu interessieren?“
Der junge Hastatus, der erst kürzlich befördert worden war, stammelte nur etwas Unverständliches und starrte wieder geradeaus.
Triarius Cassius Thain aber, der schon unter dem Vater von Maximilianus in dessen Hausgarde gedient hatte, grinste vor sich hin. Vielleicht würde er doch noch mal richtig ins Feld ziehen dürfen, bevor er sein Stück Land erhielt und in Pension ging. Verdammt. Es ging etwas vor! Das spürte er in all seinen Narben. Und er würde einem alten Legionärssprichwort folgend sein linkes Ei dafür geben, wenn er dabei sein konnte, wenn der Hornist zur Attacke blies! Für Rom und Maximilianus. Oder Maximilianus und Rom. Egal: Maximilianus, sein Konsul, war für ihn Rom!
50
Römische Republik, Rom, Falcon Hall, 10.12.2470, 00:15 Uhr LPT, 10:19 GST
Tessa saß im Arbeitszimmer und wartete auf ihren Mann. Die Kinder schliefen schon seit Stunden. Sie fühlte sich in dem riesigen Haus ziemlich allein – trotz aller Bediensteten. Vor allem nachts, wenn Maximilian nicht da war und irgendwo seinem Dienst nachging, über dessen Inhalte sie erst gar nicht nachdenken wollte.
Seit Abschluss der letzten Operation kam er nur noch selten nach Hause. Sie wusste, wenn sie ehrlich zu sich war, noch nicht einmal, wo er sich gerade befand. Aber für heute hatte er sich angekündigt und sie wartete nun auf ihn. Auch der Majordomus, Charles, war noch auf. Für ihn war es undenkbar, einen Falkenberg bei seiner Ankunft zu Hause nicht persönlich zu begrüßen und sich nach seinen Wünschen zu erkundigen. Genauso wie die erste Dame des Hauses, Isabella, der Koch, das Zimmerpersonal, der erste Chauffeur, der hier als Leiter Fahrbereitschaft tituliert wurde, der Kommandeur der Hausgarde, der schon seit Stunden bei Charles saß und natürlich das allgegenwärtige Haustier – Shadow!
Tessa gab es nur ungern zu, doch mit der Nachtkralle im Haus fühlte sie sich und ihre Kinder gut behütet. Vor allem wenn Maximilian oder ihr Stiefvater Marcus weg waren. Shadow war immer nur einen Augenblick weit weg. Und das im wahrsten Sinne des Wortes! Wie er das zustande brachte, war ihr – und jedem im Haus auch – ein permanentes Rätsel. Eben noch sah sie ihn unten am See sitzen, fast einen Kilometer entfernt, und dann, wie hingezaubert saß er hinter ihr und beobachtete alles mit seinen wachen türkisfarbenen Augen, gespitzten Ohren und scharfem Verstand. Gerade der Verstand und die offensichtliche Intelligenz der Kralle machten ihr Sorgen. Sie passten nicht zu den Berichtenund Daten, die sie über die Nachtkrallen von Shadow gesammelt oder recherchiert hatte. Alles Wissenschaftliche deutete darauf hin, dass die Nachtkrallen ihren Verstand nur zu einem Zweck gebrauchten: um zu jagen und zu töten. Sie töteten jeden, der sie nicht schnell genug selbst töten konnte. Sofort. Unbarmherzig und mit unvorstellbarer Schnelligkeit. Anders war ein Leben in den nebligen urwaldartigen Tieftälern von Shadow auch nicht möglich. Und das war auch so ein Punkt. Sie, und keiner im Haus, den sie danach fragte, hatte Shadow je laufen sehen. Und das nun seit achtzig und mehr Jahren nicht!
Manchmal glaubte sie, die Kralle könne ihre Gedanken lesen. Wenn sie auf der Terrasse saß und ein wenig beunruhigt nach Athena oder Cäsar Ausschau hielt, sah sie, wie Shadow langsam in die Richtung trottete, wo sich die Kinder garantiert befanden, er kam nach einer gewissen Zeit zurück, brummte ihr zu oder stupste sie kurz an und verschwand wieder.
Die einzige Möglichkeit, ihn daran zu hindern, hier unbemerkt herumzuschleichen, war, die Türen zu schließen. Obwohl er natürlich Türklinken, Schiebetüren, Sensorschlösser und was sonst so an Türen da war öffnen oder tadellos und leise bedienen konnte. Aber was soll‘s. Selbst der HausComp Falcon reagierte auf verschiedene Brumm-, Knurr- und Zischbefehle, die ihm die Kralle ganz offensichtlich selbst beigebracht hatte!
Tessa schüttelte den Kopf, wie jedes Mal, wenn sie an das Tier denken musste, das nun schon seit Generationen eng mit
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