Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
dem Aufbau von sozialen Handlungsroutinen schafft der Erwachsene ein Handlungsmuster, welches das Kind wieder erkennen kann und an dem es aktiv teilnehmen kann. Ein typisches soziales Ritual ist das Guck-Guck-Spiel. Ziel ist es, das Kind zu ersten Initiativen für intentionales Verhalten anzuregen.
Stufe der kommunikativen Intentionalität
Auf der Stufe der kommunikativen Intentionalität beginnt ein Kind konsistent linguistische Formen für die Kommunikation zu verwenden. Es treten nun natürliche Gesten auf, die das Kind auch außerhalb der zunächst eingeübten sozialen Situation einzusetzen beginnt. Im Alter von 12 bis 14 Monaten treten zudem die ersten sinnbezogenen Worte auf. Das Kind verdeutlicht seine Absichten über eine Vielfalt von kommunikativen Verhaltensweisen, die mimische und gestische Reaktionen einschließen können und zunehmend auch vokale Äußerungen enthalten. Neben den Fortschritten in der expressiven Sprache versteht das Kind einzelne Wortbedeutungen außerhalb der eingeübten Alltagssituation.Es erkennt also ein »Auto« nicht nur im Zusammenhang mit seinem Lieblingsspielzeug, sondern erfasst die Bedeutung auch bei einem im Bilderbuch abgebildeten Auto oder bei einem anderen Spielzeugauto.
Als Folge der Fortschritte in den kognitiven Fähigkeiten ist das Kind aktiver in seiner Teilnahme an Spielhandlungen und sozialen Situationen, es imitiert das Verhalten der Erwachsenen in vertrauten Alltagssituationen, versucht aber auch spezifische soziale Ergebnisse durch sein Verhalten aktiv herbeizuführen. Der Erwachsene kann umgekehrt das Verhalten des Kindes leichter verstehen und wenn gewünscht adäquat reagieren.
Früherkennungsmerkmale auf dieser Stufe der kommunikativen Entwicklung beziehen sich auf geringe Fortschritte in der lautlichen oder vokalen Kommunikation, das Kind experimentiert wenig mit lautlichen oder stimmlichen Merkmalen, setzt nur Silbenverdopplungen ein, diese aber mit geringer Variabilität. Auf der Ebene des Sprachverständnisses bleibt das Kind eng an vertraute Handlungskontexte und gleichartige Handlungen der Erwachsenen gebunden. Dementsprechend reagiert das Kind nur auf wenige vertraute Worte oder sprachliche Aufforderungen. Schließlich deutet sich die Stagnation in der kommunikativen Entwicklung auch in einer geringen Bereitschaft an, Silbenmuster, wortähnliche Muster oder Worte zu imitieren.
Behandlungsstrategien auf dieser kommunikativen Ebene zielen vor allem darauf ab, dass der Erwachsene die Imitationsbereitschaft des Kindes nutzt. Er versucht die Handlungen und Initiativen des Kindes aufzugreifen und nachzuahmen, um auf diese Weise das soziale Interesse des Kindes zu wecken. In vertrauten und wiederholt eingeübten Handlungskontexten kann der Erwachsene die Handlungen oder Spielgegenstände benennen und die Handlungen oder verwendeten Worte ausweiten. Der Erwachsene erwartet kommunikative Initiativen des Kindes, versucht minimale Reaktionen aufzugreifen und zu interpretieren. Zudem stimmt er seine Signale und Reaktionen mit den möglichen kommunikativen Absichten des Kindes ab, er bewegt sich auf der kommunikativen Ebene des Kindes.
Beobachtungsskalen zur frühen sozialen Kommunikation und zum symbolischen Verhalten in den ersten beiden Lebensjahren
Bewährt hat sich in diesem Zusammenhang die systematische Beobachtung des kommunikativen Verhaltens des Kindes mit dem Ziel, den Eltern bewusst zu machen, über welche kommunikativen Kompetenzen das Kind verfügt. Für die Erfassung der frühen interaktiven Kompetenzen in den ersten beiden Lebensjahren wurden von Seibert et al. (1982) die Early Social-Communication Scales (ESCS) eingeführt. Es werden drei primäre sozial-kommunikative Funktionen beschrieben: soziale Interaktion, gemeinsame Aufmerksamkeit und Verhaltensregulation. Diese sozialen Kompetenzen werden auf den Hintergrund eines kognitiven Entwicklungsmodells zusammengestellt. Eine standardisierte Einführung dieser Skala der frühen sozialen Kommunikation steht aber noch aus.
Für Kinder in der Entwicklungsphase zwischen 1½ und 2 Jahren lassen sich die Skalen zur Erfassung von Kommunikation und symbolischem Verhalten (CSBS) von Wetherby & Prizant (1984, 1993, 1995, 2002) heranziehen, hilfreich sind auch videogestützte Beobachtungen des kommunikativen Verhaltens gemeinsam mit den Eltern, mit dem Ziel, Kompetenzen des Kindes zu identifizieren, die mögliche Interpretation dieser Verhaltensweisen zu verdeutlichen und mögliche Reaktionen der Eltern
Weitere Kostenlose Bücher