Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
Prizant)
Präintentionale Phase der Kommunikation
In der frühen Phase der Kommunikationsentwicklung in den ersten Lebensmonaten exploriert das Kind seine Umgebung aktiv, es kann aber noch keine gestischen oder vokalen Signale gegenüber anderen Personen einsetzen. Das Kind antizipiert noch nicht spezifische soziale Ergebnisse als kontingente Folge seines eigenen Verhaltens und versteht noch keine sozialen Rituale. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf Spielgegenstände oder auf die Personen in seiner Umgebung, die Eltern erkennen keine kommunikativen Absichten im Verhalten des Kindes. Wohl aber schreibt der Erwachsene dem beobachteten Verhalten eine spezifische Intention oder Bedeutung zu oder er formuliert dies auch im sozialen Austausch mit dem Säugling.
Früherkennungsmerkmale, die wir für die Beobachtung der sozialen und kommunikativen Entwicklung heranziehen, betreffen beim Kind eine starke Aufmerksamkeit für den eigenen Körper, selbststimulierendes Verhalten, eine begrenzte Teilnahme an der sozialen Umwelt und ein wenig differenziertes Spektrum von kommunikativen Signalen. Diese Beobachtungsmerkmale betreffen einen Altersbereich bis zum 7. Lebensmonat.
Das Verständnis der frühen kommunikativen Entwicklung erschließt uns grundlegende Behandlungsstrategien. Der Erwachsene versucht die soziale Umwelt so zu organisieren, dass soziales Interesse und soziale Initiativen des Kindes ermutigt werden. Blickkontakt und einfache soziale Wechselspiele mit dem Kind gelingen, wenn der Erwachsene sich dem Rhythmus und den minimalen Initiativen des Kindes anpasst. Ziel ist es in dieser Entwicklungsphase schließlich soziale Interessen des Kindes auszuweiten und einfache soziale Handlungsroutinen aufzubauen.
Intentionale Stufe der kommunikativen Entwicklung
Im Altersbereich zwischen 8 und 14 Monaten zeigt das Kind gleichzeitige oder alternierende Aufmerksamkeit für Gegenstände und Personen (Bloom 1993). Die wechselseitige Abstimmung von sozialer Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit für die gegenständliche Welt wird mit dem Begriff der Triangulation beschrieben. Das Kind zeigt nun Initiativen im sozialen Verhalten, es richtet sich aktiv an den Erwachsenen und versucht seine Aufmerksamkeit zu gewinnen oder sein Verhalten zu beeinflussen. Das Kind insistiert auf seine Ziele, es zeigt persistierendes Verhalten und gibt dem Erwachsenen damit bessere Ansatzpunkte seine Intentionen zu verstehen (Bates et al. 1975).
Das Kind beginnt nun konkrete und subtile kommunikative Verhaltensweisen zu entwickeln, anfangs über Blickkontakt, zufällige sensomotorische Handlungen und soziale Initiativen. Diese Verhaltensweisen können sich ganz spezifisch – oder man könnte auch sagen idiosynkratisch – auf eine bestimmte Person beziehen. Dies erschließt dem Kind erste Erfolgserlebnisse: Indem es soziale Reaktionen antizipiert, erschließt es sich kontingente Folgen seines eigenen Verhaltens. Dies ist eine prägende Motivation für die sozialen Initiativen des Kindes. Die Variabilität und die größere Persistenz des Kindes erleichtern es dem Erwachsenen zugleich, die Absichten des Kindes zu lesen und angemessen zu reagieren.
Für die Früherkennung von Auffälligkeiten der kommunikativen und vorsprachlichen Entwicklung achten wir auf die Teilnahme des Kindes an der sozialen Umwelt, dazu können eine geringe Aufmerksamkeit für soziale Reize und eine geringe Responsivität auf soziale Anregungen von Seiten der Bezugsperson auffallen. Gleichzeitig zeigt das entwicklungsauffällige Kind in dieser Altersstufe wenig Initiative, das Verhalten einer anderen Person zu beeinflussen, und entwickelt nur ein begrenztes Repertoire an kommunikativen Signalen. Kommunikative Auffälligkeiten erkennt man auch an der Differenzierung der sprachlichen Exploration und in nur sehr begrenzten Reaktionen auf der Ebene des Sprachverständnisses.
Gehen wir nun zu der Frage über, wie sich das Verhalten des Kindes auf dieser kommunikativen Ebene beeinflussen lassen kann. Sich wiederholende Handlungen des Erwachsenen wecken das soziale Interesse des Kindes. Dazu kann der Erwachsene Handlungen oder Lautproduktionen des Kindes imitieren oder die Handlungen oder sprachlichen Äußerungen des Kindes in minimaler Form weiterführen. Der Erwachsene versucht soziale Signale zu geben und wartet ausreichend lange ab, um minimale Reaktionen des Kindes auszulösen. Sprachliche Signale in abgestimmter Form sollen die Aufmerksamkeit des Kindes gewinnen oder steuern. Mit
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