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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Freiheitlichen, seit einem Talkshow-Auftritt in einem Hamburger Studio vermisst werde. Ihre Äußerungen hätten zahlreiche Muslime empört. Nach Angaben eines Parteisprechers habe Ott-Petersen Morddrohungen erhalten.

    Auch das noch, dachte Zander.

    Der Wetterbericht kündigte Regen an.

    Die fünf Minuten waren um.

    In diesem Moment registrierte Zander eine Bewegung im Rückspiegel.

    Eine junge Frau mit großer Umhängetasche verließ das rot geklinkerte Haus. Sie fummelte am Schloss eines Fahrrads, das an einen Laternenmasten gekettet war, schob den Drahtesel auf die Straße und winkte kurz zur Dachwohnung hinauf.

    Ein blasses Mädchen im grauen Anorak, das eine schlichte Brille trug und um den Hals ein ausgewaschenes violettes Tuch. Langes, hellbraunes Haar flatterte im Wind, als sie am Auto der beiden Polizisten vorbeistrampelte.

    Trotz der großen Tasche hatte die junge Frau kein Problem, das Gleichgewicht zu halten. Zander dachte daran, dass er fitter und schlanker wäre, wenn er sich öfter aufs Rad schwingen würde.

    Die Frau bog in die Himmelgeister Straße und verschwand. Wie eine islamische Fundamentalistin hatte sie nicht gewirkt.

    Meine Katze, hatte die Marokkanerin gesagt.

38.

    Allmählich verlor die Zentrale der Freiheitlichen im Bucerius-Turm ihren provisorischen Charakter. Die Handwerker waren abgezogen, Gräfe hatte weitere Leute eingestellt, ständig klingelte irgendwo das Telefon – regulärer Bürobetrieb. Und jetzt auch noch zwei Bäumchen in Hydrokultur, die Moritz sofort auffielen, als er sein Zimmer betrat. Er hätte nie gedacht, dass er sich daran gewöhnen würde, in Düsseldorf zu arbeiten.

    Ole Petersen hatte am Morgen angerufen und sich voller Sorge nach seiner Frau erkundigt. Gräfe hatte es dann übernommen, zur Polizei zu fahren, um Vermisstenanzeige zu erstatten. Moritz machte unterdessen das Verschwinden der Parteivorsitzenden öffentlich, weil er fürchtete, dass die Polizei womöglich nichts unternehmen würde.

    Wie zu erwarten, löste er damit ein reges Echo aus: Rückfragen interessierter Journalisten, besorgte Anrufe von Parteifreunden. Daneben musste Moritz die Vorbereitungen auf den Aktionstag am kommenden Samstag koordinieren – auf der gestrigen Vorstandssitzung war unter anderem beschlossen worden, dass nichts an die Öffentlichkeit gelangen solle, ohne vorher von Moritz geprüft worden zu sein.

    Gegen Mittag klopfte es an der Tür, Gräfe platzte herein.

    »Kommen Sie mal rüber, Herr Lemke?«

    Moritz folgte dem Geschäftsführer in dessen Zimmer, wo bereits Norbert Still am Besprechungssitz saß. Auch hier gab es neues Grün – Moritz registrierte eine Zimmerlinde.

    »Herr Still hat seine Verbindungen spielen lassen«, begann Gräfe, »und die Berichterstattung der Medien tut ihr Übriges. Jedenfalls scheint die Polizei das Verschwinden unserer Parteivorsitzenden endlich ernst zu nehmen. Gleich bekommen wir Besuch, die Beamten sind auf dem Weg hierher.«

    »Die Landesregierung hat übrigens zurückgerudert«, ergänzte Still. »Die Untersuchung meiner Behörde gegen unsere Partei ist auf Eis gelegt.«

    »Nichts Neues von Frau Ott?«, fragte Moritz.

    »Nach wie vor kein Lebenszeichen.«

    »Wer spricht für die Partei, bis sie wieder auftaucht? Ich habe etliche Interviewanfragen.«

    Gräfe wies auf den Langen mit der dicken Brille. »Herr Still, Sie gehören dem Vorstand an.«

    »Nein, nein«, wehrte der Angesprochene ab. »Ich bin weder fernsehtauglich noch rhetorisch begabt. Sie machen das selbst, Herr Lemke.«

    Moritz nickte. Warum auch nicht.

    Das Telefon klingelte. Der Geschäftsführer hob ab und wechselte wenige Worte. Dann legte er auf und sagte: »Sie sind da.«

    Still sah auf seine Uhr. »Hoffentlich dauert das nicht lang. Sie können sich denken, was im Ministerium los ist, seit im Araberviertel die Bombe hochgegangen ist.«

     
    Sie saßen zu fünft um den Tisch. Die Polizisten hießen Klee und Rossberg, ein jovialer Dicker und eine junge Beamtin mit Pferdeschwanz, die kaum etwas sprach.

    »Wann haben Sie Frau Ott-Petersen zuletzt gesehen oder gesprochen?«, fragte Klee und öffnete sein Sakko.

    »Am Montag«, antwortete Gräfe.

    »In der Nacht zum Dienstag«, warf Moritz ein. »Sie rief mich an. Nach ihrem Auftritt bei Beckmann.«

    »Wann war das genau?«

    »Zwei Uhr, Viertel nach zwei.«

    »So spät beziehungsweise früh?«

    »Die Meldung bezüglich der Explosion beunruhigte sie.«

    Klee nickte. Seine Kollegin nieste in

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