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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Lynne
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Nachmittagsspaziergang.”
    Leise wie eine Maus schlich Rosie hinter seinem Rücken vorbei auf den Korridor hinaus. Sie ignorierte Constantins Leibwächter vor der Tür und schlüpfte seelenruhig in ihre Schuhe. Nur Takis böser Husten ließ sie einen Moment zusammenfahren. Als sie den Lift betrat, war der junge Grieche sofort neben ihr. Ebenso, als sie auf die schummrig beleuchtete Hotelbar im Erdgeschoss zusteuerte.
    Na gut, Takis Begleitung würde sie wenigstens vor der verlegenen Lektüre des Hotelprospekts bewahren, den sie sicherheitshalber eingesteckt hatte. Sie wollte um jeden Preis vermeiden, wie ein Single auf Partnersuche zu wirken.
    Trotzdem verfolgten sämtliche männlichen Blicke in der Bar ihren Auftritt. Die tizianroten Locken umgaben ihr ovales Gesicht wie eine Wolke, die Spaghettiträger betonten ihre makellosen weißen Schultern ebenso wie die himbeerfarbene Seide ihre graziösen Kurven. Der kurze Rock ließ ihre aufregend langen, schönen Beine sehen.
    Rosie setzte sich. Takis winkte die Bedienung heran und bekam einen neuen Hustenanfall.
    “Sie gehören eigentlich ins Bett”, sagte Rosie zu dem jungen Mann, während sie seine fiebergeröteten Wangen musterte. “Aber ich vermute, Sie müssen schon als Leiche daherkommen, ehe Constantin etwas bemerkt.”
    Takis schauderte und runzelte die Stirn. Offenbar hatte er Schwierigkeiten mit der englischen Sprache. Er hustete wieder und krächzte etwas, das nach einer Entschuldigung klang.
    “Meine Güte, setzen Sie sich doch endlich”, befahl Rosie. “Sie brauchen einen heißen Whisky mit Nelken. Das klärt den Kopf und bringt einen ruhigen Schlaf.”
    Zögernd ließ Takis sich nieder und sah sie scheu an. Sie bestellte einen doppelten Spezial-Whisky für ihn, den er in einem Zug trinken musste. Unsicher schüttelte Takis den dunklen Lockenkopf.
    “Keine Widerrede!” kommandierte Rosie.
    Der junge Mann war weit umgänglicher als Constantin. Nach dem Whisky wurde Takis sogar äußerst gesprächig, nur verstand Rosie leider kein Wort Griechisch. Aber vielleicht war das besser so, denn Takis Gesicht glühte vor Anbetung.
    “Was ist das nun wieder für ein Spielchen?” Ein Schatten fiel auf den Tisch. Rosie zuckte zusammen.
    Takis sprang auf und stieß dabei seinen Stuhl um. Dimitris erfasste die Situation sofort, nahm seinen Kollegen bei der Schulter und führte ihn aus der Bar. Wütend starrte Constantin Rosie an, seine Augen wirkten hart wie Diamanten.
    “Ich habe gar nicht gemerkt, wie du die Suite verlassen hast. Du gehst sofort wieder nach oben”, befahl er mit leiser, doch einschüchternder Stimme.
    Constantins unglaublich überhebliche Art empörte Rosie und jagte ihr zugleich Angst ein. “Und wenn nicht? Bekomme ich dann statt Abendessen zwanzig Peitschenhiebe? Darf ich nicht mal in Ruhe einen Drink nehmen?”
    “Hinauf”, stieß Constantin hervor. Seine olivfarbene Haut war blass vor Wut.
    “Du Tarzan, ich Jane?” höhnte Rosie. “Nein, so läuft das nicht.”
    “Wir haben eine Absprache getroffen”, warnte Constantin. Sein Ton wirkte auf Rosies Nerven wie Sandpapier auf Seide. “Und du hältst dich nicht daran.”
    Sie warf den Kopf in den Nacken. Ihr Haar schimmerte, ihre Augen glänzten. “Ich verhalte mich absolut passend – ich spiele das Flittchen”, erklärte sie zuckersüß. “Flittchen heiraten gern reiche Knacker, bei denen sie sich zu Tode langweilen …”
    “Sag das noch mal.” Jetzt stieg dunkle Röte in Constantins Gesicht.
    “Also wird die vernachlässigte junge Frau zappelig und geht in die Bar, um das Leben vorbeiziehen zu sehen”, setzte Rosie melodramatisch hinzu.
    “Wir fallen schon auf.” Constantins ausdrucksvoller Mund war schmal wie ein Strich, sein Blick wie ein glühender Pfeil. Er setzte sich, doch er erinnerte Rosie an einen wilden Tiger, der im letzten Moment am Sprung gehindert wurde.
    “Natürlich fallen wir auf”, gab sie munter zurück. “Kompliment übrigens, du spielst die Posse wirklich lebensecht. Auftritt eifersüchtiger Bräutigam, wutentbrannt. Ich will versuchen, gehörig schuldbewusst auszusehen.” Sie zog den Kopf zwischen die Schultern, als ließe sie das berechtigte Donnerwetter demütig über sich ergehen. “Aber ich gehe auf keinen Fall wieder nach oben und drehe im Schlafzimmer Däumchen.”
    Constantin atmete betont langsam ein und sagte nichts.
    Rosie lächelte. “Du bist ein cleverer Bursche, Constantin”, spottete sie. “Wenn du mich mit Gewalt

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