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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Lynne
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“Du … du bist ja so ahnungslos und von dir selbst überzeugt!”
    “Ich glaube, wir verstehen uns allmählich.” Constantins dunkle Augen fixierten sie. “Lass mich das Tagesmotto formulieren: Einen alten Mann zu verführen ist einfacher als einen jungen Mann zum Narren zu halten.”
    Im Innersten getroffen wich Rosie vor Constantin zurück. Nie in ihrem Leben hatte sie Mordgelüste verspürt – bis zu diesem Moment. Sie wünschte, über Maurices Muskelkraft zu verfügen, sie hätte Constantin mit dem größten Vergnügen zu Boden geschlagen und noch nachgetreten.
    Das Handy piepte wieder.
    Rosie stolzierte zur Schlafzimmertür.
    “Kannst du tippen?” fragte Constantin plötzlich, als wäre nichts gewesen.
    “Tippen?” fragte Rosie verblüfft zurück.
    “Ja, Schreibmaschine schreiben, nach Diktat”, sagte Constantin ungeduldig. “Ich möchte so wenig Personen wie möglich in diese Geschichte einweihen. Aber für mich ist es verflixt unbequem ohne meine eigenen Mitarbeiter.”
    “Ich kann weder das eine noch das andere”, entgegnete Rosie knapp.
    Er maß sie mit einem kühlen Blick. “Aber ich wette, du kannst wunderbar auf den Schoß von älteren Unternehmern klettern.”

4. KAPITEL
    E ine Stunde später setzte Takis eine recht schäbige Plastiktasche im Schlafzimmer der Suite ab. Rosie sah nach, was Maurice für sie zusammengepackt hatte, und griff zum Telefon.
    “Sag mal, soll das Zeug in der Tasche ein Witz sein, Maurice?” fuhr sie den armen Kerl an. Entrüstet zerrte sie das durchsichtige Nachthemd, das seidige himbeerfarbene Minikleid und die hauchdünnen Strumpfhosen hervor. Des Weiteren steckten noch hochhackige Samtpumps und die Make-up-Box, die Maurices Schwester ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, in der Tasche. Natürlich fehlten sowohl Unterwäsche zum Wechseln als auch eine Zahnbürste.
    “Dies ist deine Hochzeitsnacht. Ich dachte, du würdest dich vielleicht hübsch machen wollen.”
    “Nein, wie reizend von dir”, fauchte Rosie.
    “Hat Voulos dich irgendetwas unterschreiben lassen?” erkundigte sich Maurice besorgt.
    “Nicht mal das Hotelregister.”
    “Er weiß wahrscheinlich, dass ein vorehelicher Vertrag vor britischen Gerichten nichtig wäre. Aber er wird dich sicher dazu bewegen wollen, dass du auf jeden finanziellen Anspruch an ihn verzichtest. Andererseits”, überlegte Maurice, “falls die Presse von der Hochzeit Wind bekommt, säße er ganz schön in der Tinte.”
    “Maurice, ich mag dich sehr, aber deine Geldgier ist wirklich unerträglich.” Verärgert knallte Rosie den Hörer auf.
    Anschließend bestellte sie sich einen Imbiss aufs Zimmer. Sie war nicht wirklich hungrig und ließ sich viel Zeit mit der Kanne Tee und den Sandwiches. Auch Fernsehen gehörte nicht zu ihren üblichen Beschäftigungen, und sie begann, sich total zu langweilen. Unfreiwillig wurde sie zur Mithörerin der Telefongespräche und des unablässigen Faxgepiepes im Nebenraum.
    Gegen sieben Uhr war sie so weit, dass sie die Wände hätte hochgehen können. Wieso gestattete sie diesem Menschen, sie wie eine Haremsdame unter Verschluss zu halten? Was konnte es schaden, wenn sie sich ohne Constantin unten im Hotel zeigte? Das Personal musste längst mitbekommen haben, dass ihr Ehemann ein arbeitswütiger, unsensibler Geschäftsmann war.
    Und ein egoistisches, abscheuliches, schlecht gelauntes Ekel, sagte sich Rosie und langte nach ihrer Strumpfhose. Er hatte zwar das herzbeklemmende Aussehen eines dunklen Engels, aber das Wesen einer geifernden Bestie. Dazu dieser eiskalte Sarkasmus. Er ließ keine Gelegenheit aus, sie zu beleidigen.
    Da Rosie von der Körpergröße her immer im Hintertreffen gewesen war, hatte sie eine scharfe Zunge als Waffe entwickelt. Es ärgerte sie, dass Constantin ihre Attacken so locker abprallen ließ und sogar zum Gegenangriff überging. Sie hatte an seiner glänzenden Rüstung nicht einmal kratzen können, sie hatte eindeutig den Kürzeren gezogen. Obendrein tat sie ihm diesen gewaltigen Gefallen. Und was war der Dank?
    Okay, morgen früh würde sie den kostbaren Scheck genüsslich vor seinen Augen zerreißen. Sie ging ins Bad, legte einen Hauch Lippenstift auf und experimentierte ein bisschen mit Lidschatten. Als sie vorsichtig die Tür zum Wohnzimmer einen Spalt breit öffnete, hörte sie Constantin im Befehlston telefonieren.
    “Morgen ist mir zu spät”, bemerkte er eisig. “Wenn ich sage, Sie sollen etwas unternehmen, erwarte ich einen Powerstart, keinen

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