Sprich nicht darüber
unglaublich sexy. Dann waren seine Lippen auf ihrem Mund, und etwas explodierte in ihr. Es war ein gieriges, unkontrollierbares Feuer, eine alles verschlingende Leidenschaft. Sie erwiderte den Kuss wild, hungrig. Als seine Zunge eindrang, stöhnte sie tief in der Kehle. Er drängte sich noch näher an sie, und sie klammerte sich fester an seinen Körper.
Constantin hob den Kopf, sah in ihr entrücktes Gesicht und zog sie an der Hand aus dem Lift. Rosie wollte gar nicht auf den Boden der Realität zurück. Und in der Suite nahm Constantin sie ohne Zögern wieder in die Arme. Er strahlte eine solche Energie aus, dass Rosie sich wie gelähmt vorkam. Sein dunkler Blick hüllte sie ein, sie zitterte vor Verlangen nach mehr.
“Gib zu, du magst lange, heiße Liebesnächte”, forderte Constantin. “Und ich verspreche dir, ich werde jeden deiner Wünsche befriedigen.”
Unwillkürlich verspannte sich Rosie und wich vor ihm zurück. Er ließ sie sofort los. Der abgebrochene Körperkontakt war wie eine kalte Dusche. “Ich kann nicht mit dir schlafen”, flüsterte sie verunsichert.
“Wer spricht von Schlafen?”
“Du sagtest doch, du würdest nicht dahinschmelzen”, erinnerte sie ihn beinahe vorwurfsvoll.
“Für eine Nacht kann ich schon mal dahinschmelzen und es am nächsten Morgen bereuen.”
“Ich bin furchtbar müde … Und du solltest an deine wichtigen Verhandlungen denken”, wandte sie schwach ein. Die Tatsache schockierte sie, dass sie nichts sehnlicher wünschte – in ihrem ganzen Leben nie etwas sehnlicher gewünscht hatte –, als mit Constantin zu schlafen. Und das, obwohl ihre Vernunft rebellierte, obwohl sie diesen Menschen zutiefst verabscheute. Das war so beängstigend, dass ihre Schlagfertigkeit und Aufmüpfigkeit sie vollkommen verließen.
Constantin zog die schwarzen Augenbrauen zusammen und machte schmale Lippen. Sein Blick in diesem Moment hätte töten können. “Ich hasse zickige Frauen. Ich biete mich für eine Nacht an, mehr nicht”, erklärte er kalt. “Und ich zahle grundsätzlich nicht für Sex.”
“Auf das Angebot würde nicht mal ein Zombie eingehen”, schoss Rosie zurück. Damit ging sie ins Schlafzimmer. Doch kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, brach ihre stolze Haltung in sich zusammen. Sie lehnte sich an das Holz und versuchte, die heiße Tränenflut zurückzudrängen.
Stunden später lag Rosie noch wach. Sie starrte ins Dunkel und versuchte, Klarheit zu gewinnen. Ihre heftige sinnliche Reaktion auf Constantin machte ihr enorm zu schaffen. Als Teenager war sie einmal sexuell belästigt worden. Zum Glück war sie heil davongekommen, aber es hatte ihr jede Lust auf körperliche Nähe zu Männern genommen.
Im Lauf der Jahre hatte Rosie sogar ein tiefes Misstrauen gegen das andere Geschlecht entwickelt. Außerdem hatte sie sich angewöhnt, bei den geringsten Unannehmlichkeiten von ihren jeweiligen Pflegeeltern wegzulaufen. Dieses Verhalten hatte sie in ziemliche Schwierigkeiten gebracht, bis schließlich Maurice ihr klarmachte, dass sie auf diese Weise ihre Probleme nicht lösen würde.
Dann hatte sie ihre ganze Energie darauf konzentriert, sich eine verlässliche Lebensbasis zu schaffen. Ihr Wunsch nach Unabhängigkeit und gesicherten Verhältnissen hatte sie angetrieben, und sie schaffte es. Doch Anton hatte alles ins Wanken gebracht, als er sie nach London holte. In Rosie war eine Veränderung vorgegangen, sie hatte sich geöffnet, Gefühle zugelassen, neue Perspektiven gesehen.
Anton war mit ihr einkaufen gegangen, wobei er ihrem Widerwillen gegen feminine Kleidung verständnislos gegenüberstand. Sie hatte nachgegeben, denn sie wollte ihrem Vater gefallen. Lange Zeit hatte er ihre platonische Freundschaft mit Maurice nicht einordnen können. Anton hatte eben nie begriffen, dass Männer sie einfach kalt ließen … Bis Constantin Voulos in dieser Kirche auftauchte.
Constantin – der einzige Mann, bei dem sie je die Phantasie gehabt hatte, ihm die Kleider vom Leib zu reißen und ihn auf die nächste Liegefläche zu zerren. Ihre Wangen brannten vor Scham, sie rieb sich heftig die Augen. So also sah sexuelles Begehren aus. Okay, sie war nicht gerade von einem anderen Planeten, aber diese rohe, beängstigende Macht der Triebe überwältigte sie doch. Ein Kuss, und sie war hin und weg wie ein Groupie bei einem Popkonzert.
Aber zum Glück würde sie Constantin ab morgen nie mehr begegnen. Bei ihm hinterließ das Ganze sowieso keinen bleibenden Eindruck.
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