Sprich nicht darüber
vielleicht”, gab Constantin trocken zurück. “Aber ich habe große Hochachtung vor Anton. Ich verdanke ihm fast alles, was ich heute bin. Er hatte ein starkes Pflichtgefühl seiner Familie gegenüber. Und diese Treue sollte über persönliche Interessen hinausgehen, meine ich.”
Rosie lachte nervös und starrte auf ihre Füße. Jetzt war sie froh, dass sie nicht darauf bestanden hatte, als Antons Tochter anerkannt zu werden. “Meine Ehrensache”, hatte Constantin gesagt. Sie empfand seine Ausdrucksweise als erniedrigend, aber eins interessierte sie doch.
“Willst du wirklich behaupten, du hättest jede erstbeste fremde Frau geheiratet, bloß weil Anton es wünschte?” fragte sie herausfordernd.
“Ja, ich habe eine Fremde geheiratet. Aber du wirst mir mit jeder Minute, die ich mit dir verbringe, vertrauter … und gleichzeitig fremder”, bekannte er mit überraschender Offenheit. “Ich durchschaue dich nicht. Und ich werde keine Ruhe geben, bis ich das Rätsel gelöst habe.”
Rosie trat einen Schritt zurück. Sie vermied seinen Blick. Dieser Trick half manchmal, aber jetzt leider nicht. Seine tiefe, leidenschaftliche Stimme erreichte sie im Innersten. Sie fühlte sich ihm ausgeliefert.
“Sieh mich an”, bat Constantin leise.
Rosie war schon fast verloren. “Ich … ich möchte nicht …”
“Ich bin kein Frauenheld.”
“Behauptest du …”
“Ich hatte eine kurze Affäre mit Justine, als ich einundzwanzig war.”
“Alle Achtung. Du musst ihr ja mächtig Eindruck gemacht haben.” Rosie sah in seine dunklen Augen und atmete schneller. Unwillkürlich wich sie rückwärts die Treppe hinauf aus.
“Den tiefsten Eindruck machte mein Geld.” Constantin machte eine wegwerfende Geste, während er ihr mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers folgte. “Aber dir scheint Geld kaum etwas zu bedeuten. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich, und vor allem bei dir überrascht es mich.”
“Ach ja?” Rosies Stimme klang angestrengt. Sie nahm zwei Treppenstufen auf einmal und griff haltsuchend nach dem Geländer. “Warum überrascht dich das?”
“Wenn du so geldgierig wärst, wie ich gedacht hatte, würdest du die Anziehung zwischen uns beiden ausspielen. Du hättest alles daran gesetzt, mit mir zu schlafen, damit du von der Beziehung profitieren könntest”, entgegnete Constantin langsam und lächelte. “Aber obwohl das Fleisch willig war, behielt dein Geist die Oberhand. Die Aussicht, was ein Nachgeben dir bringen würde, hat dich kalt gelassen.”
“Constantin.” Ihre Stimme war merkwürdig spitz. Körperlich entzog sie sich ihm, doch ihren Blick konnte sie von seinen dunklen, faszinierenden Augen nicht losreißen. “Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, ich könnte ein raffiniertes Weib sein, das dich mit Widerstand nur mehr reizen will?”
“Dass du das tust, weißt du. Ich glaube, mit solchen weiblichen Weisheiten bist du schon auf die Welt gekommen, paidi mou.” Bewunderung lag in seinem Blick. “Warum streitest du sonst dauernd mit mir?”
“Weil … weil …” Rosie hatte fast den Treppenabsatz erreicht, da stolperte sie. Sie wäre gefallen, hätte Constantin sie nicht schnell aufgefangen. “Weil du mich schrecklich ärgerst, deshalb!” stieß sie rebellisch hervor.
“Nein. Du streitest mit mir”, widersprach Constantin samtweich, “weil du mich auf Distanz halten willst. Ich habe es zunächst nicht durchschaut, aber du hast das Spielchen ein wenig zu weit getrieben. Vielleicht bin ich in manchen Dingen schwer von Begriff, doch dann wieder bin ich sehr schnell. Von jetzt an werde ich dich jedes Mal, wenn du anfängst zu schimpfen, küssen.”
“Was für eine unsinnige Idee”, gab Rosie zurück. “Ich lasse mir doch nicht den Mund verbieten.”
“Wart’s ab.” Wie selbstverständlich nahm Constantin sie auf die Arme und trug sie ins Schlafzimmer. “Und wenn wir erst miteinander geschlafen haben, wenn wir uns gegenseitig alle Lust gegeben haben, wirst du diesen Maurice nie wieder erwähnen. Ich bin zwar nicht perfekt, aber was Verlässlichkeit betrifft, bin ich ihm haushoch überlegen.”
Rosie sah ihm ins Gesicht. Ihr Herz raste, das Blut rauschte ihr in den Ohren. “Das können wir nicht tun”, stammelte sie.
“Oh doch. Ich möchte es dir zeigen”, flüsterte Constantin nah an ihrem Mund. Sein Atem streichelte ihre Wange, seine tiefe Stimme klang beinahe bittend. Und dann war das Begehren mit seiner ganzen Macht wieder da wie ein Stromschlag, der
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