Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)
davon war geschehen. Er musste lediglich dumm in der Gegend rumstehen und ab und zu freundlich nicken und winken. Die meisten Kunden beachteten ihn weiterhin so sehr, wie die Queen einen ihrer Royal Guards. In der Spielwarenabteilung hatte man ganz sicher mehr zu tun.
Schließlich war der Feierabend endlich da. Tom verschwand durchs Treppenhaus in den Mitarbeiterbereich. Man hatte ihnen eine kleine Rumpelkammer zugewiesen. Zwei der anderen Studenten zogen sich bereits um und redeten über ihre Erlebnisse als Weihnachtsmann. Tom hatte keine Lust, sich an derartigen Gesprächen zu beteiligen. Das, was er erlebt hatte, war ohnehin nicht für Smalltalk geeignet. Sex mit einem Kunden und von ehemaligen Mitschülern niedergeschlagen worden. Vielleicht, wenn er hetero gewesen wäre und eine heiße Blondine geknallt hätte, ja, dann wäre das was anderes, dann hätte ihm der Ehrenkodex der Hetenmänner sicherlich befohlen, das Erlebnis laut hinauszubrüllen. Die Begegnung mit Dennis wäre in dem Fall wohl gar nicht erst passiert. Es sei denn, es hätte sich bei der Blondine um Dennis' Freundin gehandelt. Da hätte man die Herrenabteilung kurzerhand zu einem öffentlichen Boxring umfunktioniert, mit ordentlich jubelndem Publikum drum herum …
»Hey, wie war's bei dir?«, fragte einer der Jungs.
»Hmm«, machte Tom.
»Das klingt ja begeistert.«
»Ich hasse Weihnachten!«
»Dann ist der Job für dich ja die pure Freude.«
Tom antwortete nicht mehr und zog das verschwitzte Kostüm aus. Er roch das Sperma, das er auf seinem Bauch verrieben hatte. Sofort wurde ihm heiß. Vielleicht hätte er mit dem Feierabend lieber etwas warten sollen … Jetzt war es zu spät. Blieb nur zu hoffen, dass es niemand merkte.
»Ist doch ein Witz, dass die für jeden nur ein einziges Kostüm haben!«, sagte einer der beiden.
»Zumindest sollten sie uns den Scheiß waschen lassen.«
»Kannste ja, aber nur übers Wochenende.«
»Echt? Ich hab extra gefragt und die Inge meinte, dass das Firmeneigentum ist und erst nach Weihnachten in die Reinigung kommt.«
»Ach, hör auf! Gestunken hat das Zeug doch von Anfang an. Als ob die das reinigen lassen!«
»Und es wird nicht gerade besser …«
»Nimm's einfach morgen mit.« Der Typ lachte. »Und wenn du am Montag dann mit eingelaufenen Klamotten hier auftauchst, machste halt auf Gartenzwerg.«
Tom versuchte, das Gespräch zu ignorieren. Eilig riss er sich seine Alltagskleidung über den Körper und hängte das Kostüm an seinen Platz. »Bis morgen dann.«
Die Jungs grüßten zurück, aber Tom sah ihre verwunderten Blicke. Offenbar kam es seltsam rüber, dass er nicht so gesprächig war und schnell nach Hause wollte.
Im Treppenhaus traf er noch auf den verschwitzten vierten Weihnachtsmann, der ihm dringend etwas Lustiges erzählen wollte. Tom deutete nur auf sein Handgelenk, an dem er keine Uhr trug, und eilte weiter. In der Personalabteilung meldete er sich ab und war frei – für heute.
Als er das Kaufhaus durch den Mitarbeitereingang verließ, war es längst dunkel. Dennoch hetzten genügend Menschen herum, um noch schnell etwas zu kaufen oder ihren Bus zu bekommen. Tom fühlte sich unwohl, so verschwitzt und mit Sexgeruch. Aber wahrscheinlich nahmen das die anderen eh nicht wahr. Trotzdem, die Vorstellung, jetzt zwanzig Minuten in einem vollen Bus zu stehen, erschien ihm heute um einiges schlimmer als sonst. Da er jedoch nach Hause wollte, blieb ihm nichts anderes …
Plötzlich fuhr eine große Limousine vor und hupte. Tom zuckte zusammen. »Was …«
Er brach seinen Fluch ab, als vor ihm die Scheibe hinabglitt. Es lag bestimmt am Schreck oder an den seltsamen Erlebnissen des Tages überhaupt, dass Tom viel zu lange ungläubig starrte.
Gianluca lächelte ihn an. »Haben Sie ein privates Taxi bestellt?«
Tom bemerkte, dass er wohl ziemlich blöd guckte. Aber er konnte da gerade nichts gegen tun. Sein Herz machte einen kleinen Freudenhüpfer. Und das, obwohl er sich vor ein paar Stunden entschieden hatte, kein Interesse für diesen Mann zu haben. Tja, so war das mit dem Herz, unbelehrbar und störrisch und allzeit bereit, einen in Schwierigkeiten zu bringen.
»Es sei denn, du willst lieber mit den Öffentlichen fahren oder hast ein besseres Date …«
»Ähm …« Tom schüttelte den Kopf – einerseits als Antwort, andererseits, um wieder halbwegs klar zu werden.
»Los, steig schon ein.«
Endlich kam er in die Gänge und lief um den Wagen herum. Er kannte sich mit Autos nicht
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