Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
am Freitagmorgen um neun Uhr in seiner Kanzlei an und teilte mit, dass er hoffentlich um Mittag, sicherlich aber um dreizehn Uhr für das anberaumte Treffen mit einem Mandanten erscheinen werde. Er hatte seinem neuen Arbeitgeber bislang nichts von Tracey erzählt. Jetzt erklärte er dem Senior-Partner der Kanzlei in so knappen Worten wie möglich, dass Tracey Sloane, die am Abend zu vor die Schlagzeilen der Fernsehnachrichten bestimmt hatte, seine Schwester war.
Unverzüglich, ohne unhöflich zu werden, unterbrach er seinen Chef, als dieser ihm sein Beileid aussprach. »Es wird für meine Mutter und mich sehr viel einfacher sein, wenn wir wissen, dass Traceys sterbliche Überreste im Familiengrab bei meinem Vater liegen«, sagte er. Dann lehnte er erneut das Angebot ab, sich den Tag ganz frei zu nehmen, und bestand darauf, zu dem Treffen mit dem Mandanten zu erscheinen.
Das Telefonat hatte er am Frühstückstisch geführt, wo er mit seiner Mutter saß. Wegen schwerer Schneefälle in Chicago war sie am Abend zuvor mit einiger Verspätung angekommen. Aufgrund des einstündigen Zeitunterschieds zwischen Chicago und New York war es bereits nach zweiundzwanzig Uhr gewesen, als sie auf dem Flughafen LaGuardia landete, und bis sie ihr Gepäck hatte und sie beide in ein Taxi steigen konnten, das sie in seine Wohnung brachte, war es fast elf.
Bei ihrer Ankunft war der Tisch bereits gedeckt, und das von Jessie bestellte Essen wartete auf sie. Kurz darauf ließen sie sich eine Auswahl an Sandwiches schmecken, dazu gab es aufgeschnittene Ananas und Erdbeeren sowie verschiedene Dessert-Tarts, die Jessie eigenhändig zubereitet hatte. Er hatte ihr gesagt, dass seine Mutter als Erstes immer eine Tasse Tee machte, wenn sie von einem Ausflug nach Hause kam. Mark hatte daraufhin festgestellt, dass der Kessel bereits gefüllt war und die Teekanne samt Teebeutel auf dem Herd stand.
Martha Sloane, die einen Morgenmantel über das lange Baumwollnachthemd gezogen hatte, sagte: »Kaum zu glauben, dass ich so lange geschlafen habe. Gestern habe ich noch befürchtet, ich könnte die ganze Nacht kein Auge zumachen, weil ich immerfort grübeln muss. Mir war noch nicht mal klar, welchen Hunger ich hatte. Bis auf eine Scheibe Toast zum Frühstück habe ich gestern nichts zu mir genommen. Aber nach dem netten Abendessen und als ich feststellen musste, dass das Bett schon für mich bereitet war, habe ich mich wahrscheinlich einfach nur entspannt, und das war bitter nötig.«
»Da hast du recht, Mom. Du hast sehr erschöpft ausge sehen.«
Mark war bereits fürs Büro gekleidet, nur sein Kragen stand noch offen und die Krawatte fehlte. Er hatte seiner Mutter von seinem Besuch bei Hannah Connelly am Mittwochabend erzählt und dass Jessica Carlson, eine von Hannahs Freundinnen, ihn in seine Wohnung begleitet hatte.
»Du hast dann am Telefon wohl selbst gehört, wie konfus ich war, Mom. Ich hoffe, das hat es für dich nicht noch schwerer gemacht«, sagte er jetzt.
»Nein, und ich bin froh, dass du nicht allein warst, als du mich angerufen hast. Es ist gut, wenn noch jemand da ist.«
»Ich habe Jess ja gerade erst kennengelernt«, erklärte er. »Halt, das stimmt nicht ganz. Ich bin ihr und Hannah Connelly schon an dem Tag begegnet, an dem ich in New York eingetroffen bin. Wir sind zusammen im Aufzug hochgefahren. Damals habe ich noch gar nicht ahnen können, dass wir uns kennenlernen und erfahren würden, dass auf dem Grundstück von Hannahs Familie Traceys Leichnam gefunden wird.«
Er benutzte absichtlich den Begriff Leichnam , wenn er von Tracey sprach, weil er nicht wollte, dass seine Mutter das Bild dessen vor Augen hatte, was man in der Grube wirklich gefunden hatte: ein Skelett mit einer billigen Kette um den Hals.
Mark trank seine zweite Tasse Kaffee. Sie beide bereiteten sich innerlich auf das vor, was ihnen bevorstand. Sie würden zum Gerichtsmediziner fahren und vereinbaren, dass Traceys sterbliche Überreste zum Beerdigungsinstitut in Kewanee überführt würden. In der darauffolgenden Woche sollte dort der Sterbegottesdienst stattfinden, bevor Tracey neben ihrem Vater auf dem Friedhof bestattet würde, der nur wenige Kilometer von ihrem Haus entfernt lag. Tracey wäre dann endlich heimgekehrt.
Um den Augenblick hinauszuzögern, in dem er ihr erneut vorschlagen wollte, dass er allein zur Gerichtsmedizin fuhr, sagte er: »Mom, Jess ist Anwältin. Und sehr intelligent und sehr nett.«
Martha Sloanes Mutterinstinkt sagte ihr, dass
Weitere Kostenlose Bücher