Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
Brandstiftung durch einen gekränkten Exmitarbeiter ist keineswegs ungewöhnlich.«
Damit war das Thema für Doug erledigt. Er sah auf und versuchte den Blick des Kellners auf sich zu ziehen. »Ich werde ein Steak nehmen«, sagte er. »Wie ist es mit dir, Jack?«
33
K ates Zustand verbesserte sich übers Wochenende nicht. Hannah wusste, dass Dr. Patel das als Rückschlag ansah. Hannah verbrachte fast den gesamten Samstag im Krankenhaus und ging erst, als Jessie sie zum Abendessen regelrecht wegschleifte.
Am Sonntagmorgen war sie wieder da. Dr. Patel kam ebenfalls auf seiner Visite vorbei. Als er Hannahs dunkle Augen ringe bemerkte, sagte er: »Ms. Connelly, Sie können nicht schon wieder den ganzen Tag hierbleiben. Sollte sich der Zustand Ihrer Schwester ändern, werden wir Sie unverzüglich informieren. Nach dem vielen Regen in den letzten Tagen ist heute mal wieder schönes Wetter. Machen Sie einen Spaziergang oder gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus. Ich fürchte, Sie haben seit Donnerstag nicht viel Schlaf bekommen.«
»Ich hatte sowieso vor, nicht die ganze Zeit hierzubleiben«, sagte sie.
Der Arzt aber gab sich damit nicht zufrieden. »Ms. Connelly, Ihre Schwester kann sich noch monatelang in diesem Zustand befinden. Ich kenne Fälle wie diesen, Patienten, die tief im Koma liegen. Den Familien sage ich in einer solchen Situation immer, dass sie, soweit möglich, ihr ganz normales Leben weiterführen sollen. Gehen Sie morgen zur Arbeit, gehen Sie Ihren sonstigen Aktivitäten nach.«
»Aber Kate hat am Donnerstagnachmittag meinem Vater etwas gesagt.«
»Es mag vielleicht den Anschein gehabt haben, dass sie etwas gesagt hat, aber ich gehe davon aus, dass es nur sinnlose Worte waren.«
Wenn es wirklich nur sinnlose Worte waren, dachte Hannah mit einem Anflug von Hoffnung, dann hat Kate nicht gewusst, was sie tut, als sie gegenüber meinem Vater die Brandstiftung zugegeben hat. Konnte das möglich sein?
Am liebsten hätte sie vor Erschöpfung und Sorgen ihren Tränen freien Lauf gelassen. Doch sie hielt sie mit Mühe zurück, als sie dem Arzt für sein Engagement dankte.
»Ich komme am späten Nachmittag wieder«, versicherte er und fragte lächelnd: »Also, welchen meiner Ratschläge nehmen Sie nun an: Gehen Sie spazieren, oder ruhen Sie sich zu Hause aus?«
»Ich fürchte, weder noch«, antwortete Hannah. »Mir ist eingefallen, dass ich noch nachsehen wollte, ob Kate Lebensmittel im Kühlschrank hat, die besser entsorgt gehören.«
»Ja.« Dr. Patel nickte, aber dann klingelte sein Handy, und er entschuldigte sich wortlos und ging hinaus.
Dreißig angespannte Sekunden wartete Hannah, dass er zurückkehrte, aber als sie durch die große Glasscheibe hinaus in den Flur sah, sprach der Arzt immer noch in sein Handy und entfernte sich schließlich lächelnd. Es ist an der Zeit, frische Luft zu schnappen, dachte sie. Ich werde durch den Park zur West Side gehen, das tut mir gut, und später komme ich noch mal zurück.
Nach der kalten, verregneten Woche wimmelte es im Central Park von Joggern, Spaziergängern und Fahrradfahrern, die trotz der kühlen zwölf Grad den Sonnenschein genossen. Hannah atmete tief durch und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Dr. Patel hat mich gewarnt. Kates Zustand kann noch lange so bleiben. Sollte Kate angeklagt werden, brauche ich einen klaren Kopf, wenn ich mit Jessie an ihrer Verteidigung arbeiten soll. Gestern hat Jessie angedeutet, dass ich einen eigenen Anwalt bräuchte, sollte man mich ebenfalls in die Sache mit hineinziehen. Sie hat mir sogar schon jemanden empfohlen. Mal sehen, das alles werde ich mir in den nächsten Tagen überlegen, falls es überhaupt notwendig sein sollte.
Unwillkürlich lächelte sie, als sie eine junge Mutter erblickte, die ihre beiden Kinder in einem Doppelbuggy vor sich her schob. Das kleinere der Kinder war etwa zwei Jahre alt, das größere ungefähr ein Jahr älter. Hannah musste an die Fotos von sich und Kate mit ihrer Mutter denken. Manche davon waren ebenfalls im Central Park aufgenommen worden. Auf allen sah Mom genau wie diese junge Mutter aus, so hübsch und glücklich und so stolz auf ihre Babys.
Wie wäre es gewesen, wenn sie nicht gestorben wäre? Sicherlich hätte sich Dad mehr um uns gekümmert und wäre nicht immer fort gewesen. Gestern ist er am späten Nachmittag noch ins Krankenhaus gekommen und nur eine halbe Stunde geblieben. Seine größte Sorge scheint zu sein, dass Kate vom Brand erzählt und das
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