Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
betrat. Er schien Anfang dreißig zu sein, durchtrainiert, knapp unter eins achtzig, hatte haselnussbraune Augen, ausgeprägte Gesichtszüge und dunkelbraune Locken. Er erinnerte sie an einen Jungen, für den sie mit sechzehn geschwärmt hatte.
Seine Besorgnis um Kate klang aufrichtig. »Mit dem Kauf der Wohnung habe ich mich ziemlich übernommen«, erklärte er. »Und als es dann vor zwei Jahren mit der Wall Street den Bach runterging und ich meinen Job verlor, war mir klar, dass ich verkaufen musste. Mein Vater hat uns eingebläut, dass man in finanziell stürmischen Zeiten die Segel einholt, aber nicht die Ersparnisse angreift. Das Investmentunternehmen, bei dem ich jetzt bin, ist im Grunde besser als meine alte Firma. Aber ich werde nie vergessen, wie viel Mitgefühl Ihre Schwester mir damals entgegengebracht hat. Als ich von dem Unfall gelesen habe, musste ich gleich an die Pflanze denken. Wenn sie die noch hat, muss sich doch jemand um sie kümmern. Ich weiß, es ist nicht viel, nach allem, was passiert ist … aber ich möchte doch auch was für sie tun.«
»Das sieht Kate ähnlich, immer macht sie sich um andere Sorgen«, sagte Hannah. »So ist sie.«
»Laut den Zeitungsberichten ist sie schwer verletzt. Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe das Gefühl, dass sie durchkommt. In den Medien wird angedeutet, dass Kate die Explosion selbst verursacht haben soll. Ich kenne sie zwar kaum, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie so etwas tut.«
»Danke«, erwiderte Hannah, »danke für Ihre Zuversicht. Es tut gut, das zu hören, besonders hier in ihrer Wohnung und noch dazu, wenn ich schon selbst daran zweifle, ob ich jemals wieder hierherkommen werde.«
Justin nahm sich die Pflanze, und sie verließen gemeinsam die Wohnung. Als sie vor dem Gebäude auf dem Bürgersteig standen, sagte Justin, bevor sie sich verabschiedeten: »Hannah, es ist halb zwei. Wollen Sie mich auf einen Happen begleiten, falls Sie noch nichts gegessen haben?«
»Sehr gern«, sagte Hannah spontan.
»Zum Italiener? Was meinen Sie?«
»Ich esse wahnsinnig gern Italienisch.«
Drei Straßenzüge weiter betraten sie ein kleines Restau rant mit dem Namen Tony’s Kitchen, in dem Justin als Stamm gast bekannt war. Er schien zu spüren, dass Hannah weder über Kate noch die Explosion reden wollte, weshalb er einfach von sich erzählte. »Ich bin in Princeton aufgewachsen, dort unterrichten auch meine Eltern.«
»Dann müssen Sie aber ein ziemlich schlauer Kopf sein«, entgegnete Hannah mit einem Lächeln.
»Ach, keine Ahnung. Ich war zuerst in Princeton, wollte aber den Abschluss woanders machen, also bin ich an die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in Chicago.«
Beide nahmen sie Salat, Hannah dazu eine Vorspeisenportion Penne mit Wodka-Sauce, Justin eine Lasagne, dazu bestellte er eine kleine Flasche Chardonnay. Und Hannah bemerkte, dass es ihr wieder schmeckte – zum ersten Mal, seitdem sie mit Jessie ihr Designer-Label gefeiert hatte. Justin erkundigte sich nach ihrer Arbeit, ein weiteres Thema, mit dem sie auf der sicheren Seite waren, und nachdem sie das Restaurant verlassen hatten, fragte er, ob er ihr ein Taxi rufen solle.
»Nein. Ich gehe durch den Park zum Krankenhaus. Ich glaube nicht, dass Kate von meinen Besuchen besonders viel mitbekommt, aber ich muss einfach bei ihr sein.«
»Ja, natürlich. Vielleicht wollen Sie mir ja Ihre Handynummer geben. Ich würde nämlich gern in Kontakt bleiben und hören, wie es Kate geht.« Er lächelte. »Und berichten, wie sich die Pflanze so entwickelt.«
Ihr Vater saß an Kates Bett, als Hannah auf die Intensivstation kam. Als er ihre Schritte hörte, sah er auf. »Unverändert«, sagte er. »Es hat sich überhaupt nichts getan. Sie hat auch nichts mehr gesagt.« Er blickte sich um, als wolle er sich vergewissern, dass kein Arzt und keine Krankenschwester in Hörweite waren. »Hannah, ich habe nachgedacht. Als Kate mir gesagt hat, das Feuer würde ihr leidtun, habe ich es so aufgefasst, dass sie es selbst gelegt hat.«
Hannah sah ihn erstaunt an. »So hat es geklungen, ja.«
»Ja, ich weiß. Aber ich war doch noch ganz durcheinander und wollte eigentlich sagen, dass sie gemeint hat, es würde ihr leidtun, dass es überhaupt zu dem Brand gekommen ist, aber nicht, dass sie ihn verursacht hat.«
»Ich habe sowieso nie geglaubt, dass Kate so etwas tun würde«, flüsterte Hannah. »Und du hättest mir einige Kopfschmerzen erspart, wenn du dich gleich
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