Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
schon, wer um diese Zeit überhaupt wach gewesen ist. Als das Boot am nächsten Tag per Funk nicht mehr zu erreichen war, wurde ein Suchteam losgeschickt. Man fand Doug halb tot im Schlauchboot. Er war von Trümmern getroffen worden und hatte am ganzen Körper tiefe Schnitte und Prellungen. Insgesamt drei Wochen lag er im Krankenhaus. Die Leichen der anderen wurden geborgen, die Beerdigung von Susan und Connor wurde dann aber so lange verschoben, bis Doug daran teil nehmen konnte. Unglaublich, dass seine Tochter jetzt eine schwere Hirnverletzung davongetragen hat, das Gleiche ist nämlich ihm damals zugestoßen. Er hatte Erinnerungslücken, manch mal hatte er sogar von Susan gesprochen, als wäre sie noch am Leben und mit in der Wohnung. Aber nach dem Unfall war er nicht mehr derselbe – zumindest war er nicht mehr der, den ich vorher gekannt habe.«
Der alte Priester sah an seinem Gefährten vorbei und seufzte. »Der alte Dennis Francis Connelly war hier Stammgast. Das war noch ein Typ.«
»Das war vor meiner Zeit in St. Ignatius.«
»Schätz dich glücklich. Er war der halsstarrigste, abergläubischste, griesgrämigste Ire, den ich jemals das zweifelhafte Glück hatte kennenzulernen. Aber seine Geschichte ist ganz interessant. Er war ein Straßenkind aus Dublin, aber eines mit Köpfchen. Er war klug genug, um zu wissen, dass er eine Ausbildung braucht, und irgendwie hat er es geschafft, ein Stipendium fürs Trinity College zu ergattern. Sofort nach dem Abschluss ist er in die Staaten ausgewandert und hat Arbeit als Bote an der Börse bekommen. Er war zweiundzwanzig und wusste, dass er dort an der genau richtigen Stelle saß, um Geld zu verdienen. Und das hat er dann getan.«
Die Vorspeisen wurden aufgetragen. Michael Ferris blickte sich um und griff zur Gabel. »Ich weiß noch, Hugh Carey war oft hier, als er noch Gouverneur war, und er hat immer gesagt, der Herr habe Wasser in Wein verwandelt, aber Jimmy Neary mache es umgekehrt. Und Jimmy hat der Spruch gefallen. Er zitiert ihn ständig.«
»Mir ist er bislang noch nicht untergekommen«, sagte Dan Martin. »Aber er gefällt mir auch.«
»Dennis ist also reich geworden, aber es hat ihn immer gewurmt, dass er nicht aus einer Familie stammte, die in einem Schloss wohnt und zur Fuchsjagd ausreitet. Seine Lösung bestand darin, sich seine eigene Vergangenheit zu schaffen. Er hatte ein Vermögen verdient, und dann verkaufte er kurzerhand seine Investmentgesellschaft und eröffnete seinen Betrieb, die Connelly Stilmöbel-Manufaktur. Das Museum auf dem Betriebsgelände wurde zu seinem Schloss, und er fand es großartig, den Leuten die Antiquitäten zu zeigen. Er kannte zu jedem Stück die Geschichte, und glaub mir, wenn man die Tour hinter sich hatte, kannte man sie auch.«
»Ich habe gelesen, er war schon über fünfzig, als er geheiratet hat.«
»Fünfundfünfzig, wenn ich mich nicht irre. Bridget O’Con nor war zwanzig Jahre jünger als er. Dann wurden die beiden Jungen geboren.«
»Sie waren ein Jahr auseinander, oder?«
»Eher vier Minuten. Douglas wurde am einunddreißigsten Dezember eine Minute vor Mitternacht geboren, Connor drei Minuten nach Mitternacht am ersten Januar. Sie hatten nicht mit Zwillingen gerechnet, und Dennis machte sich fürchterliche Sorgen. In seiner Familie hatte es in den beiden vorangegangenen Generationen jeweils Zwillinge gegeben, und alle waren eines unnatürlichen Todes gestorben. Er war überzeugt, dass ein Fluch auf seinen Söhnen lastet. Wenn er von ihnen sprach, bezeichnete er sie immer und ausschließlich als Brüder, obwohl sie, soweit ich weiß, eineiige Zwillinge waren. Aber das Wort Zwillinge durfte man nicht aussprechen, er hatte es Bridget strikt verboten. Schon als Babys wurden sie immer unterschiedlich gekleidet, sie trugen einen unterschiedlichen Haarschnitt. Hatte Douglas einen Pony, wurden Connor die Haare ganz kurz geschnitten. Als sie älter wurden, erzählte Dennis allen, die die Familie nicht kannten, dass die Söhne ein Jahr auseinanderlagen. Sie besuchten immer verschiedene Schulen, vom Kindergarten bis zum College, trotzdem waren sie sich sehr nah.«
Jimmy Neary kam an ihren Tisch. »Alles in Ordnung bislang?«, fragte er.
»Wunderbar«, kam es von ihnen wie aus einem Mund. »Jimmy, ich habe gerade von Dennis Francis Connelly erzählt«, sagte Vater Mike. »Sie haben ihn gut gekannt.«
»Die Heiligen mögen uns beistehen. Er hat immer was gefunden, woran er herummäkeln konnte, dieses war ihm nicht
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